FC Bayern nach Hoeneß-Urteil:Bleibende Bindungen

Pep Guardiola FC Bayern München

"Noch drei Spiele, um unseren Titel zu verteidigen": Pep Guardiola

(Foto: AFP)

Pep Guardiola bereitet seine Mannschaft nach der Verurteilung von Uli Hoeneß auf das Spiel gegen Bayer Leverkusen vor. "Wir müssen weitermachen, was wir von Uli gelernt haben", sagt der Trainer des FC Bayern - doch so einfach ist das nicht.

Von Benedikt Warmbrunn

Es sind ein paar persönliche Worte angekündigt, doch Pep Guardiola dreht erst einmal an seinem Stuhl, nach unten, und noch weiter runter. Er will seine Sätze gleich anständig vortragen, daher entschuldigt er sich zunächst, "ich wünschte mir heute", sagt Guardiola, dass sein Deutsch besser wäre, "um meine Gefühle besser rüber zu bringen".

Dann spricht der Trainer des FC Bayern München ein paar persönliche Worte über Uli Hoeneß. Er spricht von einer "großen Persönlichkeit", vom "Dank für Uli", von Gesprächen mit "vielen, vielen Mitarbeitern" des Vereins, nach denen er verstanden habe, wie wichtig Uli Hoeneß für den FC Bayern sei. Schließlich, zum Ende einer knapp dreiminütigen Rede, sagt Guardiola: "Er ist mein Freund, er wird mein Freund bleiben."

Es sind emotionale Worte des Trainers, der selbst immer wieder genannt wird, wenn es um das Lebenswerk von Uli Hoeneß geht. Ein Mann wie Guardiola in München, ein international begehrter Trainer, ein Vordenker des Spiels: Viele sehen diese Personalie als besonderen Verdienst von Hoeneß. Und Guardiola belegt dies mit seinen Worten. Eigentlich sollte es danach um die Partie an diesem Samstagabend gegen Bayer Leverkusen gehen, darum hatte der Mediendirektor zuvor gebeten, aber selbst in den Fragen zum Spiel gegen Leverkusen geht es weiter um Uli Hoeneß.

Guardiola kann nahezu alle Spieler einsetzen, ob er daher Spieler mit einer besonders engen Bindung zum bisherigen Präsidenten schonen werde, wird der Trainer gefragt. Guardiola sagt, dass diese Bindungen bleiben werden, sei es von Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Thomas Müller, "da bin ich mir sicher". Er sagt aber auch: "Wir müssen weitermachen, was wir von Uli gelernt haben." Er meint: weiter an den Verein denken.

Guardiola warnt vor Leverkusens Auswärtsstärke

Daher warnt Guardiola vor Bayer Leverkusen, vor der Auswärtsstärke des Gegners, mit Siegen bei Borussia Dortmund und Schalke 04. Auch im Champions-League-Achtelfinale gegen Paris hat Leverkusen Guardiola beeindruckt, trotz des Ausscheidens am Mittwoch. "Sie haben Charakter gezeigt." Kurz lobt er noch das Defensivverhalten von Bayer sowie die beiden Spieler Stefan Kießling und Emre Can. Nachfragen dazu gibt es nicht.

"Das Gesamtwerk bleibt beachtlich"

Ein Sieg sei das Ziel, sagt Guardiola, dass dies dann die 50. Bundesliga-Partie in Serie ohne Niederlage wäre, interessiere ihn nicht. Er sagt: "Wir brauchen noch drei Spiele, um unseren Titel zu verteidigen."

Vor dem Vereinsgelände, auf der Säbener Straße, äußern sich die meisten Anhänger ähnlich emotional zu Uli Hoeneß wie Guardiola. Da ist zum Beispiel das junge Paar, das gerade den Fanshop verlassen hat, in den Händen überdimensionale Papptüten. Nichts wolle er dazu sagen, sagt der Mann, bevor er dann doch ausholt zu einem Vortrag über Schuld, im Kleinen und im Großen. Und über Verdienste, nur im Großen. "Ich jedenfalls", sagt der Anhänger schließlich, "schaue weiter nur auf das Gesamtwerk von Uli Hoeneß im Verein. Und das bleibt beachtlich."

Die Person Hoeneß war schon immer da

Auf der anderen Straßenseite läuft Rainer unruhig hin und her. Rainer ist Krankenpfleger in Thüringen, FC-Bayern-Anhänger seit 20 Jahren und nun das erste Mal in München, zusammen mit seiner Freundin. Rainer läuft unruhig hin und her, weil er nach dem idealen Platz sucht, um den FC-Bayern-Gebäudekomplex zu fotografieren. Er findet ihn nicht. Rainer reicht meist ein Wort, um zu sagen, was er denkt, er ist ein angenehmer Gesprächspartner in dieser Woche der vielen Worte. Und weil er jetzt all die Fenster des FC Bayern nicht auf einem Foto unterbringt, sagt Rainer: "Wahnsinn." Was er zu den Entwicklungen um Hoeneß denkt? "Heftig."

Die Neuigkeiten des Freitags erfährt Rainer wie die anderen Anhänger am Vereinsgelände von den Nachrichtenreportern, die sich mit ihren Kamerateams auf der Schattenseite der Straße positioniert haben. Hoeneß zurückgetreten, Hoeneß legt nicht Revision ein, Herbert Hainer neuer Aufsichtsratsvorsitzender, jede Entwicklung ist eine weitere Frage an die Fans. Was er davon halten soll, sagt Rainer, das wisse er noch nicht. Ihm geht es wie vielen anderen Anhängern des Klubs: Als Fan ist er groß geworden mit der Person Uli Hoeneß, sie war immer schon da, sie war das Gesicht des FC Bayern. Dass Hoeneß und der Verein nun getrennt zu denken seien, sagt Rainer, sei "unvorstellbar".

Rainer, der Krankenpfleger aus Thüringen, findet auch, dass Hoeneß als Präsident nur noch schwer vermittelbar war, aber das ist für ihn auch nur ein Teil des Problems. Vor allem geht es ihm darum, wer denn nun dem FC Bayern ein Gesicht geben soll. Ob ihm jemand einfalle? Rainer schaut auf das Vereinsgelände, er schaut in die Sonne. Dann schüttelt er den Kopf.

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