FC Bayern München:Zweitmarkt statt Schwarzmarkt

Champions League Finale - Public Viewing in der Allianz Arena

Begehrte Karten: Die Arena ist bei Bayern-Spielen meist ausverkauft.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Der FC Bayern baut sein Stadion aus, doch an Tickets zu gelangen bleibt schwierig und kostspielig. Der Klub will illegalen Kartenverwertern nun besser beikommen - und bietet eine eigene Börse an.

Von Martin Schneider

Der FC Bayern hat in seinem Stadion noch Ecken gefunden, die ungenutzt waren. Irgendwie hat es der Klub geschafft, in der Arena im Münchner Norden noch einmal Platz für 4000 Zuschauer zur Verfügung zu stellen, davon rund 2200 neue Stehplätze in der Südkurve. Der Platz ist also da, nur die Genehmigung der Stadt noch nicht. Bei Bundesligaspielen werden dann 75 000 und bei internationalen Spielen 69 344 Zuschauer ins Stadion passen. Die Genehmigung, hofft Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen, könnte noch während der Hinrunde kommen.

Auch mit zukünftig 75 000 Zuschauern Kapazität wird jedes Spiel in München ausverkauft sein. Wie sie an der Säbener Straße stolz verkündeten, wäre auch ein Stadion mit 120 000 Plätzen 17 Mal voll, so viele Kartenbestellungen gingen laut Dreesen schon für das am schlechtesten verkaufte Spiel ein. Für die Partie gegen Dortmund wollten 300 000 Menschen eine Karte haben. Das ist ein neuer Rekord, selbst die Auswärtskarten seien so stark nachgefragt, dass man die gegnerischen Stadien nur mit Bayern-Fans hätte füllen können - 42 000 wollten allein nach Paderborn.

Die Nachfrage ist also groß, das Angebot klein, und wer wissen will, welche Effekte das hat, der kann bei einem der zahlreichen Menschen, die auf dem Weg von der U-Bahn zum Stadion eine Eintrittskarte hochhalten, mal nachfragen, wie viel Geld sie dafür haben wollen. Der Schwarzmarkt ist groß und im Internet noch sehr viel größer als vorm Stadion. Bereits jetzt werden auf verschiedenen Plattformen Tickets für das Bundesliga-Eröffnungsspiel gegen Wolfsburg in zwei Wochen für bis zu 400 Euro angeboten. Man kann sich ausrechnen, welche Preise eine Karte beim Heimspiel gegen Dortmund haben wird.

Um dem entgegenzusteuern hat der FC Bayern nun eine eigene Ticketbörse auf der eigenen Internetseite freigeschaltet. Ticket-Zweitmarkt heißt das offiziell, und ist im Prinzip eine Plattform zur legalen Weitergabe eigener Tickets zum Originalpreis. Man hat ein Ticket, kann nicht zum Spiel, also stellt man es dort hinein und bekommt garantiert und sicher den Originalpreis wieder, so das Konzept.

"Das war ein Anliegen, das wir mit den Fans entwickelt und nun umgesetzt haben", sagte Dreesen. Aktuell sei das Portal nur für Heimspiele nutzbar und die einzige Plattform, die laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des FC Bayern zum Weiterverkauf zugelassen ist. Vergangenes Jahr hat der Klub noch mit dem umstrittenen Portal viagogo zusammengearbeitet, wo Tickets oft weit über dem Originalpreis angeboten wurden.

"Wir werden jetzt sehr genau verfolgen, wer auf welchen Portalen Tickets mit Gewinnabsicht verkauft", sagte Dreesen. Von den bisher 71 000 Karten sind 38 000 Dauerkarten, 6700 Gästekarten, rund 12 500 gehen an Fanklubs (10 000) und Sponsoren. Wirklich im freien Verkauf sind bei jedem Bundesligaspiel nur knapp 13 800 Karten.

Fans schaden sich selbst

Der Ticket-Schwarzmarkt soll in der kommenden Saison auch von der Deutschen Fußball-Liga stärker bekämpft werden. Auf der Homepage bundesliga.de sollen zu Saisonbeginn am 22. August alle legalen Zweitmärkte der Vereine auf einer Seite verlinkt werden, langfristig plant die Liga eine eigene Zweitmarktplattform für alle 36 Profi-Klubs, die zur Saison 15/16 stehen soll. Aktuell besitzen neben Bayern München unter anderem Schalke 04, der FC St. Pauli oder der 1. FC Köln einen offiziellen Zweitmarkt, viele Vereine arbeiten daran.

"Wir sind der Überzeugung, dass wir zumindest faire Rahmenbedingungen schaffen müssen", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. "Natürlich ist es utopisch zu sagen, der Schwarzmarkt sei jetzt sofort ausgetrocknet, die Plattform muss sich erst durchsetzen. Es muss das Ziel sein, wenn ich in eine Suchmaschine 'Bundesliga Tickets' eingebe, dass der offizielle Ticketzweitmarkt unter den ersten Treffern ist." Man werde auch juristisch verstärkt gegen Missbrauch vorgehen.

Das zumindest ist in Deutschland für die Vereine schwieriger als in anderen Ländern, sagt Sportrechtsexperte Felix Holzhäuser. "Der Ticketzweitmarkt ist ein guter Schritt, aber es ist nur eines von vielen Puzzle-Teilen. Entscheidend ist ein stimmiges Gesamtkonzept der verschiedenen Marktteilnehmer." Es sei vor allem wichtig, den Fans zu erklären, dass sie sich mit der Strategie, Tickets teurer weiterzuverkaufen, langfristig selbst schaden.

Die Ticketpreise in Deutschland sind vergleichsweise niedrig, das müsse aber nicht so bleiben. Die Klubs könnten die höheren Preise auch selbst setzen und so den möglichen Gewinn behalten. Gegen den Schwarzmarkt selbst könne man nur langsam vorgehen. "So etwas ist ein Prozess über mehrere Jahre. Die Strukturen sind sehr etabliert", sagt der Anwalt, der Vereine besonders im Bereich Ticketing berät.

Ob der offizielle Ticketzweitmarkt sich durchsetzen wird, ist also noch ungewiss. Sowohl der FC Bayern als auch die DFL geben zu, ein Stück weit auf die Ehrlichkeit der Käufer zu setzen. Die ersten Tage sei die Plattform jedenfalls schon entsprechend genutzt worden, sagt Dreesen. Nur schnell müsse man sein. Die Tickets seien durchschnittlich eine Minute und zehn Sekunden online.

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