Zwei Siege in Folge, Applaus bei der Jahreshauptversammlung und die Chance auf den Achtelfinaleinzug in der Champions League gewahrt. Aktuell scheint der Trainer des FC Bayern München, Louis van Gaal, fest im Sattel zu sitzen - und gibt sich sofort wieder angriffslustig.
In einem Interview mit der tz widersprach der Trainer nun Neu-Präsident Uli Hoeneß bei der schwelenden Taktikfrage. Dieser hatte zuvor öffentlich gefordert, dass der FC Bayern München in Zukunft mit einem 4-4-2 auflaufen solle: "Ich denke, dass Uli Hoeneß nicht recht hat, wenn er sich auf ein System festlegt", erwiderte nun van Gaal.
Vielmehr sei das System von den jeweiligen Spielern im Kader abhängig: "Das habe ich Uli schon im April, als er mich geholt hat, erklärt. Ich spreche mit dem Vorstand oft darüber." Für die Zukunft wünscht sich der Niederländer weniger öffentliche Diskussionen: "Ich bin wegen meiner Philosophie geholt worden. Der Vorstand darf mir Hinweise geben - aber ich muss letztlich entscheiden."
Das heißt aber nicht, dass der ehemalige Bonds-Coach alles im Alleingang bestimmen will: "Uli Hoeneß darf seine Meinung äußern, genauso wie Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge. Lieber ist mir das aber intern. Ich muss mich anpassen an die Aussagen meines Vorstandes." Auch nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen sei das Verhältnis zwischen den Vereinsverantwortlichen und dem Trainer gut: "Immer gemütlich, aber auch sachlich. Ehrlich, aber wenn's sein muss, manchmal auch streitend und hart."
Mittlerweile scheint van Gaal sich nicht nur an den Vorstand gewöhnt zu haben, sondern auch das passende System für den FC Bayern München gefunden zu haben: "Ich denke, es ist normal, dass ich mich den Situationen anpasse. Am Anfang habe ich ein 4-4-2 in einer Raute gewählt. Als Robben kam, habe ich das System geändert. Als er sich verletzt hat, habe ich es wieder geändert. Da bin ich von den Umständen dazu gezwungen worden."
Die munteren Systemwechsel sollen nun ein Ende haben: "Jetzt haben wir ein System - in dem gibt es einen Stürmer und im Moment einen dahinter. Das ist unsere Nummer zehn! Das sind bei uns zurzeit Klose oder Müller. Das ist Kloses beste Position." Der Niederländer will nach der Rückkehr von Robben und Ribèry das System nicht noch einmal ändern: "Dann spiele ich mit einem Stürmer. Das ist dann ein halbes 4-4-2 und ein halbes 4-3-3. Das hängt davon ab, wie stark unsere Gegner sind und ob wir offensiver oder defensiver spielen wollen."
Neben der ausführlichen Taktikanalyse sprach der Bayern-Trainer nach dem bisher enttäuschenden Saisonverlauf auch über seine Kaderplanung - und kündigt einige Veränderungen an: "Nach dieser Saison werde ich im Kader selektieren, vielleicht auch schon im Winter. Dann kommen andere Spieler, und dann klappt es vielleicht schneller", sagte der Niederländer, der das Team "noch weit weg" von seinen Wunschvorstellungen sieht.
Schon zu Beginn seiner Amtszeit im Sommer habe er gesagt, "dass ich nicht 25, 26 Spieler haben will. Weil dann die Perspektive für Nummer 18 bis 26 nicht befriedigend ist und die Motivation immer geringer wird. Deswegen müssen wir zuerst Spieler abgeben." Abwanderungsgedanken haben bereits Weltmeister Luca Toni sowie Andreas Görlitz und Breno geäußert. Alle drei dürfen bei entsprechenden Angeboten im Winter wohl gehen.