FC Bayern München:Und Fußball ist doch Mathematik

Was wären die Bayern ohne Toni und Ribéry? Vom Fußballgefühl her mindestens eine Klasse schlechter. Doch was sagt die Mathematik? Ein Blick in die Statistik.

Johannes Aumüller

Manchmal erzielen Spieler ein Tor und wissen gar nicht, dass ausgerechnet dieses Tor nun ein ganz besonderes ist. Das ist in erster Linie die Schuld der statistikbesessenen Fußballbeobachter: Die konfrontieren dann den Spieler nach dem Abpfiff mit der Tatsache, dass dessen 1:0 nun der 50. Bundesligatreffer in einem Heimspiel der Mannschaft x gegen die Mannschaft y war. Ein kleines Jubiläumstor, Gratulation!

FC Bayern München: Zwei Erfolgsgaranten für den FC Bayern München: Luca Toni (links) und Franck Ribéry.

Zwei Erfolgsgaranten für den FC Bayern München: Luca Toni (links) und Franck Ribéry.

(Foto: Foto: dpa)

Auch der Münchner Abwehrspieler Lucio wird kaum begriffen haben, um welch denkwürdiges Tor es sich da handelte, als er vor wenigen Wochen am 27. Spieltag zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen Bochum traf. Doch dieses Tor hervorzuheben, ist nicht ein Fall für den Statistikfanatiker, sondern der deutlichste Beleg für einen unverkennbaren Fakt. Lucios Tor war nämlich der erste Rückrundentreffer der Bayern, für das sich Luca Toni und Franck Ribéry weder in die Torschützenliste eintragen konnten noch die Vorarbeit beisteuerten - und zu diesem Zeitpunkt war die Rückrunde immerhin schon zehn Spieltage alt.

Nach Lucio schafften es dann auch noch Lell, Zé Roberto, Ottl, van Buyten und van Bommel ein Tor zu schießen, das weder Toni noch Ribéry auflegten. Doch unterm Strich bleibt eine eindrucksvolle Zahl stehen: An 22 von 28 Bayern-Toren der Rückrunde waren Toni oder Ribéry beteiligt, an vielen sogar beide - das sind mehr als 78 Prozent.

Interessanterweise vergrößerte sich der Anteil über die Saison gesehen permanent. Bereits in der Hinrunde war der Anteil bereits auffällig, doch noch nicht so stark. Immerhin 13 der 31 Tore fielen ohne Zutun von Toni und Ribéry, die beiden waren "nur" an 58 Prozent der Bayern-Tore beteiligt.

Nicht nur in der Meisterschaft, sondern auch in den Pokal-Wettbewerben sind ähnlich hohe Prozentsätze zu finden. Im Uefa-Pokal leisteten sie immerhin zu 61 Prozent der Tore einen Beitrag, und im DFB-Pokal waren es - das Elfmeterschießen gegen Burghausen nicht berücksichtigt - mehr als 71 Prozent. Dabei war nicht nur entscheidend, wie viele Treffer sie erzielten beziehungsweise vorbereiteten, sondern vor allem auch, welche. 31 Mal gingen die Münchner in dieser Saison mit 1:0 in Führung, 27 Mal unter Beteiligung von Ribéry sowie - besonders häufig - Toni.

Und Fußball ist doch Mathematik

Wenn sich nun die Saison dem Ende zuneigt, dürfte zwischen den Experten ein Streit darüber entbrennen, wer denn nun der Spieler der Saison sei. Der Franzose Ribéry, der mit seinen Tempodribblings zumindest in der Bundesliga seinesgleichen sucht, der das Publikum in den Ligaspielen mit seinen Tricks begeistert und der als anarchischer Chef das Spiel der Bayern antreibt? Oder doch der Italiener Toni, der wie kein anderer bajuwarischer Stürmer seit Gerd Müller das Torjäger-Gen in sich trägt und an Kaltschnäuzigkeit und Abschlusstärke alle anderen Stürmer der jüngeren Bundesliga-Geschichte überragt?

Es ist an der Zeit, die Wahl ein wenig zu modifizieren - und nicht den Spieler der Saison zu küren, sondern das Duo der Saison. Denn dieses Duo Toni/Ribéry war der Garant für eine Bayern-Saison mit mindestens zwei Titeln. Das belegt nicht nur das Fußball-Gefühl, sondern auch die reine Mathematik, die beim FC Bayern in diesem Jahr ja eine besondere Rolle spielt.

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