FC Bayern München:Qualifiziert für den turbulenten Sommer

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Der FC Bayern München erreicht die Champions League und plant: Gomez und Hleb sollen kommen - geht Lahm mit Ribéry?

Andreas Burkert

Die Vandalen trugen trotz zahlreicher Augenzeugen ungeniert ihr Diebesgut davon. Luca Toni schleppte unter dem Arm Luca Toni, Franck Ribéry einen echten Ribéry, und auch Lukas Podolski war so frei, eines der auf Leinwand gespannten Fotos mitzunehmen. Die überdimensionalen Porträts hingen bislang in den Wandelgängen der Münchener Arena, ehe sich die Herren nun eben selbst beschenkten nach dem 2:1-Erfolg zum Saisonabschluss gegen den VfB Stuttgart, der dem FC Bayern zwar nicht mehr die Meisterschaft, aber wenigstens Platz zwei eingebracht hat. Und zumindest Lukas Podolski stand das Andenken wohl zu, nach dem rauschenden Beifall bei seiner Auswechslung und den heftigen Umarmungen von Manager Uli Hoeneß zieht er nun versöhnt zurück nach Köln und sucht dort sein Glück.

Zum Kugeln: Angeblich bietet Real Madrid doch tatsächlich 80 Millionen Euro für Franck Ribéry. (Foto: Foto: dpa)

Dass auch Toni und Ribéry beim Saisonkehraus ihr Abbild stibitzten, mag ein Zufall gewesen sein und ihrem frechem Wesen geschuldet. Andererseits stehen gerade diese beiden Blickfänge im Zentrum jener Personaldebatten, welche die Bayern nach der unter Interimscoach Jupp Heynckes vollbrachten Qualifikation für die Champions League ab diesem Montag mit dem künftigen Trainer Louis van Gaal vorantreiben wollen.

Dass Ribéry den Klub trotz sämtlicher Dementis (Hoeneß: "Er hat noch zwei Jahre Vertrag ohne jegliche Ausstiegsklausel") im Sommer verlassen darf, gilt unter Kennern des Geschäfts als beschlossen. Und Ribérys Kumpel Luca Toni hat Hoeneß ja am Wochenende recht unverblümt das Misstrauen ausgesprochen - indem er den Zugang von VfB-Nationalstürmer Mario Gomez offiziell in Aussicht stellte.

Gomez überlegt

Auffallend wohlwollend hatten sich die Bayern schon nach dem niveauarmen Nervenspiel gegen den VfB über Stuttgarts Schützen zum 1:2 (63.) geäußert. "Ganz Fußballdeutschland weiß, dass das ein sehr guter Fußballer ist", schwärmte sogar der sonst eher zur kühlen Analyse neigende Vorstand Karl-Heinz Rummenigge über Gomez. Am Sonntag saß Hoeneß dann im Sportfernsehen und meldete, man werde "nächste Woche Gespräche führen". Er ergänzte genüsslich: "Ich bin da relativ optimistisch." Es wurde anschließend zwar keine Zeitlupe gezeigt, dennoch bestanden keinerlei Zweifel, dass es sich um denselben Manager Hoeneß handelte, der zum Transfer Gomez vor wenigen Tagen im Fernsehen versichert hatte: "Nein, das ist für uns derzeit kein Thema."

Wenn es nicht bereits geschehen ist, wird sich also Mario Gomez derzeit dem VfB erklären und seinen Wunsch zum Ausstieg aus dem bis 2012 gültigen Vertrag vortragen. An diesem Montag, noch vor der Abreise mit der Nationalmannschaft nach Asien, trifft er sich deshalb mit seinem Berater. Die Ablöse dürfte zwischen 25 und 30 Millionen Euro liegen, sie ist jedenfalls frei verhandelbar, nachdem eine befristete Klausel für einen auf 30 Millionen Euro festgeschriebenen Auslandstransfer soeben auslief.

Er werde sich "sehr gut überlegen, was jetzt passiert", sagte Gomez am Samstag in der Münchener Arena. Den - derzeit - doch sehr wahrscheinlichen Transfer hatte Gomez schon kurz zuvor versäumt infrage zu stellen - indem er vor dem Pausenpfiff sagenhaft freistehend das 1:1 für die gehemmten Stuttgarter vergab.

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Die Bayern werden dem am Dienstag 32-jährigen Italiener Toni also den baugleichen, aber technisch versierteren und vor allem jüngeren Gomez, 23, an die Seite stellen. Oder vor die Nase, ganz wie man will. Luca Toni, der Gomez am Samstag nur mit seinem Fehlschuss aus sieben Metern übertraf (44.), könnte dies als Hinweis deuten, seinen Berater den italienischen Markt zwecks Heimholung sondieren zu lassen. Gomez plus Toni, dazu Nationalstürmer Miroslav Klose, die Neuverpflichtung vom HSV, Ivica Olic, sowie das hauseigene Talent Thomas Müller, dies ergäbe in der Summe ein Überangebot in der Offensive. Die Frage ist nur, ob sich jemand findet, der Toni und sein Rekordgehalt übernähme.

Doch am Geld, das hat Hoeneß in der Causa Gomez lässig betont, mangelt es ja in München nicht. Mit dem Startplatz in der Champions League habe er das Ziel seiner Mission erreicht, betonte auch der nun wieder in Pension gehende Helfer Heynckes: "Der wirtschaftliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen." Und sollte Ribéry, wie nicht nur aus Spanien zu hören ist, nach den anstehenden Transferturbulenzen des Sommers wirklich gegen rund 80 Millionen Euro Ablöse zu Real Madrid wechseln, wo sich der offenbar einzige Präsidentschafts-Kandidat Florentino Pérez spätestens am 14. Juni erklären will - dann wäre zumindest Finanzchef Karl Hopfner ein glücklicher Mann.

Folgt Hleb auf Ribéry?

Als Nachfolger des Franzosen, der im letztlich spannungsarmen Millionenspiel gegen den VfB das 1:0 (Eigentor Boulahrouz/16.) und auch van Bommels 2:0 (60.) vorbereitete, gilt weiterhin der Weißrusse Aljaksandr Hleb, 28, zurzeit Reservist beim FC Barcelona. Mit den Katalanen droht den Bayern allerdings ein Verrechnungsgeschäft: Verteidiger Philipp Lahm erwägt trotz der "mit einem blauen Auge" (Hoeneß) beendeten Saison mehr denn je, Barcas Werben zu erliegen. Für ihn stünden rund 30 Millionen Euro Ablöse im Raum. Lahm will sich nach der Asienreise erklären und dann gegebenenfalls auf Hoeneß zugehen.

Noch ist der Manager ja im Amt, doch "zum 1. Juli", dies bestätigte er nun, werde der bisherige Teammanager Christian Nerlinger zum Sportdirektor aufrücken. Hoeneß, 57, sagt über Nerlinger, 36: "Das ist der junge Hoeneß." Nerlinger wiederum äußerte, er freue sich "sehr auf die neue Tätigkeit". In der Hand hielt er kein fremdes Eigentum. Sondern seine Arbeitstasche.

© SZ vom 25.05.2009/dop - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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