Die Basketballer des FC Bayern haben in der Euroleague ihre erste Niederlage kassiert: Bei Titelverteidiger Panathinaikos Athen unterlag der deutsche Doublesieger nach einer durchwachsenen Leistung mit 79:94 Punkten, wusste dabei aber vor allem in der zweiten Halbzeit zu gefallen und hatte durchaus Chancen, das Ergebnis besser zu gestalten. Letztlich aber gab die große individuelle Klasse des Topfavoriten auf den neuerlichen Titelgewinn den Ausschlag.
Wie im Münchner BMW-Park ist auch in der 18 500 Zuschauer fassenden Oaka-Arena im Athener Norden ein brandneuer LED-Videoglasboden verlegt – es war die erste Partie in der europäischen Königsklasse auf dem Glitzerboden. Doch Dimitrios Giannakopoulos, der milliardenschwere und exzentrische Klubeigner der Athener, hat nicht nur für den neuen Hallenbelag ordentlich Geld in die Hand genommen. Der ohnehin edel bestückte Kader, in dem sich Topspieler wie Kendrick Nunn (kam vor einem Jahr von den Washington Wizards), Kostas Sloukas (wertvollster Spieler beim Titelgewinn im Mai), der französische Nationalcenter Mathias Lessort oder Juancho Hernangomez (der spanische Nationalspieler kam vor einem Jahr nach sieben NBA-Spielzeiten aus Toronto) wurde weiter verstärkt.
8 390 Punkte in der NBA:Ein Rekord, der LeBron James befreit
Vier Meisterschaften, zehn Finalteilnahmen, nun die meisten Punkte aller Spieler der Geschichte: LeBron James hat die NBA verändert. In seiner Karriere geht es längst nicht mehr nur um Basketball, sondern um ein Vermächtnis.
Zuletzt ermöglichte Klubeigner Giannakopoulos die Verpflichtung von Cedi Osman von den San Antonio Spurs, der sich nach 494 NBA-Spielen für den griechischen Euroleague-Titelträger entschied – und damit sogar gegen eine Offerte der Los Angeles Lakers. Zudem kam dessen türkischer Landsmann Omer Yurtseven aus Übersee (Utah Jazz) sowie Spielmacher Lorenzo Brown von Maccabi Tel Aviv, der auch das Spiel der spanischen Nationalmannschaft anleitet.
Die Münchner liegen schnell 0:10 hinten und laufen fortan diesem Rückstand hinterher
Die Münchner, obwohl famos im heimischen SAP Garden vor 11 500 Fans mit einem 97:89-Erfolg gegen das ähnlich stark besetzte Real Madrid (Finalgegner von Athen im vergangenen Jahr) gestartet, zeigten sich beeindruckt: Panathinaikos zog schnell auf 10:0 davon, ehe die neuerlich stark aufgelegten Johannes Voigtmann und Topscorer Devin Booker (15 Punkte) die ersten Punkte für die Gäste beisteuerten. Die Bayern steigerten sich langsam, verkürzten angeführt vom quirligen Carsen Edwards (14) beharrlich, liefen aber im ersten Durchgang dem frühen Rückstand hinterher.
Zudem verstanden es die Gastgeber angesichts ihrer immensen Breite an erstklassigen Akteuren scheinbar mühelos, jede starke Phase der Bayern zu kontern. Vor allem der wuchtige Lessort, der in der Saison 2019/20 für die Münchner aufgelaufen war und sich seither enorm entwickelt hat, sowie Athens Topscorer Nunn, hielten den Abstand stets im zweistelligen Bereich. Immerhin gelang es Münchens Scharfschütze Andreas Obst mit einem Dreier, den Rückstand zur Pause auf 13 Punkte (34:47) zu verkürzen.
Aber was sich Trainer Gordon Herbert auch ausgedacht hatte für die zweite Halbzeit, die Griechen wussten zunächst auf alles eine Antwort. Vor allem unter den Körben waren die wuchtigen Athener überlegen, schnappten sich deutlich mehr Bälle: Der entscheidende Unterschied, wie auch der FCB-Coach feststellte: „Wir waren auf sechs Punkte dran, haben ihnen aber zu viele Rebounds und damit zweite Chancen gegeben.“ Herbert hat den seinem Team aber schon jetzt eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit eingeimpft, mit viel Geduld und einer immer giftiger agierenden Defensive kämpften sich die Gäste heran: Oscar da Silva traf mit einem Dreier zum 58:66 vor dem letzten Viertel – und plötzlich war der Rückstand nur noch einstellig.
Ein derart kurzer Abstand ist nicht nur schnell aufzuholen, er ist auch wichtig für die Köpfe der Spieler – auf beiden Seiten. Die Münchner witterten ihre Chance, die Athener mussten sich fragen, wie das angesichts der langen klaren Überlegenheit geschehen konnte. Nach dem 65:70 durch Booker war die lange einseitige Partie wieder völlig offen, doch es war die große individuelle Klasse des Gegners, die letztlich den Ausschlag zugunsten des Topfavoriten gab. Die Niederlage beim Titelverteidiger brachte zwar keine Punkte, aber die Erkenntnis, dass diese Bayern-Mannschaft, der in Niels Giffey, Elias Harris und Kevin Yebo drei Akteure verletzt oder angeschlagen fehlten, auch mit den ganz Großen mithalten kann. Zudem gab der erst 23-jährige Regisseur Yam Madar, der viel Spielzeit bekam und elf Punkte erzielte, den ersten Nachweis seiner Euroleague-Tauglichkeit.
Bereits in drei Tagen steht die nächste Prüfung an, im dritten Wettbewerb einer fordernden Saison: Am Sonntag wartet im Pokal-Achtelfinale die Telekom Baskets Bonn (18 Uhr/Dyn), es ist das erste K.o.-Spiel für die Bayern.