FC Bayern München:Müller klebt der Dreck am Stiefel

Thomas Müller

Irgendwas ist los mit seinem Stiefel: Thomas Müller trifft nicht mehr.

(Foto: dpa)

All die verschossenen Elfmeter, all die verschusselten Chancen: Bayern-Stürmer Thomas Müller ist genervt - und zeigt das jetzt auch.

Von Christof Kneer

Der große Andreas Brehme hat das einmal gesagt, einfach so, der Spruch ist ihm damals rausgerutscht wie eine seiner genialen Flanken. Es ist Brehmes Schicksal, dass viele seiner Flanken und Schüsse berühmt geworden sind, etwa jener Elfmeter, der Deutschland 1990 zum Weltmeister machte - nichts an seiner Hinterlassenschaft ist aber so legendär wie sein Spruch, dass derjenige, der "Scheiße am Fuß" habe, "Scheiße am Fuß" habe.

Bis heute hat keiner die Magie des Anti-Laufs bündiger zusammengefasst als der Weltmeister Brehme. Aber natürlich ist sein Spruch auch eine prächtige Materialsammlung für Spötter aller Art, und man kann sich zum Beispiel ganz hervorragend vorstellen, wie sich Thomas Müller nach einem Spiel durch die Reporterrunde witzelt und dabei eine lustige Brehme-Variante los wird. Nach dem Spiel gegen Hoffenheim stand dieser Müller nun aber in der Mixed Zone und machte nicht das Gesicht, das die Öffentlichkeit von ihm kennt. Müller hat auch ein anderes Gesicht, und der Mund dieses anderen Gesichts sagte: "Die Scheiße klebt so ein bisschen an meinem Stiefel." Das war erstens nicht lustig. Und zweitens auch gar nicht lustig gemeint.

Thomas Müller nervt's inzwischen, all die verschossenen Elfmeter, all die verschusselten Chancen, und er sieht auch nicht mehr ein, warum er über dieses Gefühl hinwegwitzeln sollte. Wunderbar kam ja diese Kopfvorlage von Kingsley Coman in der Nachspielzeit vor seine Füße geflogen, und Müller tat, was ein Müller tun muss, er zog sofort ab. Vier Mann standen auf der Torlinie, keinen traf Müller - er traf den Pfosten.

Torjäger wie Müller sind Rätselwesen

Er sei "schon ziemlich schlecht gelaunt", sagte Müller, der nach zehn Ligaspielen auf die schrullige Zahl von null Treffern kommt. Es spricht immerhin für ihn, dass er sich auch dann vor die Reporter stellt, wenn er deren Fragen schon vorher kennt und genau weiß, dass er nix G'scheites antworten kann.

Torjäger sind Rätselwesen, oft wissen sie selbst nicht genau, warum sie zur rechten Zeit am rechten Ort stehen; noch weniger verstehen sie es, wenn sie nicht mehr treffen. Vielleicht muss man selbst Torjäger gewesen sein, um die Seele von Torjägern zu begreifen; seit dem vergebenen Elfmeter im Champions-League-Halbfinale gegen Atlético Madrid sei bei Müller "ein bisschen der Wurm drin", sagte später Karl-Heinz Rummenigge, aktueller Klubchef und emeritierter Torjäger. Rummenigge weiß, wie das ist.

Anders als Jérôme Boateng, der wegen Knie- und Adduktorenproblemen für die Länderspiele absagte, wird Müller nun versuchen, sich im geliebten DFB-Umfeld wieder warm zu schießen. "Als Europas Fußballer hatte ich auch mal zehn Spiele ohne Tor, da hilft nur arbeiten, arbeiten", sagt Rummenigge, "irgendwann schießt man wieder drei, das kann ich heute schon voraussagen."

Denn vermutlich ist es ja so: Haste Gold am Fuß, haste Gold am Fuß.

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