FC Bayern München:Leiser Riese

Danilo Barthel 22 FC Bayern Basketball haent nach seinem Dunk am Korb FC Bayern Basketball vs M

2018 wertvollster Spieler der Playoffs: Bayerns Danilo Barthel.

(Foto: Matthias Stickel/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern sind gegen Braunschweig klarer Favorit. Das Team um Kapitän Danilo Barthel hat die meiste Qualität im Kader.

Von Ralf Tögel

Dass der Trainer vorzeitig verlängert hat? "Glückwunsch", sagt Danilo Barthel, aber mit Personalien beschäftige er sich derzeit weniger: "Jetzt sind Playoffs, alles andere ist unwichtig." Rechtzeitig vor der Endrunde hat der FC Bayern den Vertrag mit Dejan Radonjic um eine Spielzeit verlängert, das soll Sicherheit geben auf dem Weg zur Titelverteidigung. Die Fallhöhe ist groß beim Meister, der nicht nur als Favorit in das Playoff-Viertelfinale gegen Braunschweig geht, das am Samstag mit dem Heimspiel im Audi Dome (20.30 Uhr) beginnt.

Drei Partien haben die Münchner in der Hauptrunde nur verloren und trotz der Doppelbelastung in der Euroleague sogar beinahe als erstes deutsches Team die Runde der letzten Acht erreicht. Braunschweig löste das Playoff-Ticket erst am letzten Spieltag, das reicht maximal für Außenseiterchancen. Dass man keinen Gegner unterschätzen sollte, ist für den FC Bayern seit dem Vorjahr mehr als eine Binse, da lagen die Münchner trotz Heimvorteil gegen Frankfurt mit 1:2 im Hintertreffen, eine weitere Auswärtsniederlage hätte das vorzeitige Aus bedeutet. "Ich habe das noch sehr genau im Kopf", sagt Kapitän Danilo Barthel nun, "wir standen plötzlich mit dem Rücken zur Wand." Folge einer laxen Einstellung: "Wenn man die erste Runde nicht ernst nimmt, kann das schnell nach hinten losgehen". Er werde diese Erinnerung im Kreise der Kollegen noch auffrischen, "besonders bei den Jungs, die nicht dabei waren". Barthel selbst kann einiges dafür tun, dass derlei Ungemach vermieden wird. Der 27-Jährige wurde im Vorjahr zum wertvollsten Spieler der Playoffs gewählt und er hat sich stetig weiterentwickelt. Als Barthel vor drei Jahren nach München wechselte, betonte der Jung-Nationalspieler stets, im Reigen der vielen Topspieler zunächst lernen zu wollen. Bescheiden ist er immer noch, Barthel spricht leise und mit Bedacht. Laut ist er nur auf dem Parkett, wo er immer besser wird, nicht wenige halten ihn schon jetzt für einen der besten Power Forwards der gesamten Basketball-Bundesliga. Wie sehr ihn die Kollegen wertschätzen, zeigt seine Wahl zum Spielführer, einen wie den 2,07 Meter großen Barthel weiß man gern an seiner Seite, einen Kämpfer, der nie aufgibt.

Seit dem Euroleague-Aus Anfang April können sich Spieler und Trainerteam auf die Liga konzentrieren, was einige Zusatzschichten in der Trainingshalle mit sich brachte. Speziell in den vergangenen drei Wochen "mussten wir besonders hart arbeiten", erzählt Barthel, was dem Personal gar "die ein oder andere Blessur" bescherte. Nun jedoch, rechtzeitig zur Endphase der Saison, sind alle Akteure fit, nur Robin Amaize, den nach wie vor das Knie zwickt, wird wohl vorerst fehlen. Keine guten Nachrichten für Gegner Braunschweig, der seinerseits in Center Scott Eatherton auf einen Schlüsselspieler verletzungsbedingt verzichten muss. Ein herber Verlust, der US-Amerikaner ist zweitbester Punktesammler im Team der Niedersachsen. Somit wird noch mehr Verantwortung auf Braunschweigs Topscorer DeAndre Lansdowne lasten, der Spielmacher erzielt knapp 20 Punkte im Schnitt.

Ein Vergleich mit dem Bayern-Kader verbietet sich ohnehin, in dieser Mannschaft ist selbst Danilo Barthel einer von vielen. Ob NBA-Import Derrick Williams, Vladimir Lucic, Petteri Koponen, Regisseur Stefan Jovic, Maodo Lo oder Center-Brocken Devin Booker: Trainer Radonjic hat angesichts einer Ansammlung Hochtalentierter die Qual der Wahl, er kann ohne erkennbaren Qualitätsverlust rotieren und somit Ressourcen schonen. Ein Ausländer muss gar auf der Tribüne Platz nehmen, da nur maximal sechs pro Partie mitmachen dürfen. Dennoch, sagt Barthel, sei es unabdingbar, dem Kontrahenten mit Respekt und der gebotenen Ernsthaftigkeit entgegenzutreten, die Niederlage in Bonn im letzten Hauptrundenspiel habe dies nochmals rechtzeitig in Erinnerung gerufen: "Wir müssen geschlossen bleiben und zusammenhalten, auch wenn ein Spiel mal in eine andere Richtung geht".

Der Wunsch des Trainers ist einfacher: "Besser verteidigen als gegen Bonn", sagt Radonjic. Ob er sich über die Vertragsverlängerung freue? Er sagt: "Ich habe wichtigere Dinge im Kopf."

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