FC Bayern München:Leider nicht die Deutsche Bank

Uli Hoeneß tritt nach 30 Jahren als Manager ab - und muss den Verein, den er erschuf, nun von sich selbst emanziperen.

Klaus Hoeltzenbein

Wer sich München von Norden aus nähert, sieht, besonders bei Nacht, wer diese Stadt auch regiert. Dort, wo früher laut Beckenbauer "eh' nur die Laubfrösche" hausten, in Fröttmaning, erhebt sich der Stolz des FC Bayern: die Arena, ein Rotlichtbezirk. So verführerisch ausgeleuchtet, so architektonisch verspielt, dass die Autofahrer beim Anblick Gefahr laufen, die Orientierung zu verlieren wie einst der Seefahrer Odysseus beim Gesang der Sirenen.

FC Bayern München: Uli Hoeneß: Ein Leben in rot-weiß.

Uli Hoeneß: Ein Leben in rot-weiß.

(Foto: Foto: dpa)

Ein Verdienst des FC Bayern - und damit seines emotionalen Schwergewichtes Uli Hoeneß - ist es, die Stadtgrenze nach Norden verschoben zu haben. Früher begann die Wahrnehmung von München für die Touristen mit dem Olympiapark, in dem der FC Bayern mächtig und arrogant und reich wurde. Heute beginnt sie schon dort, wo 2760 Ethylen-Tetrafluorethylen-Folienkissen für die weltweit einzigartige Außenhaut eines Stadions sorgen.

Von diesem Kunstwerk wird an diesem Freitag auch die Rede sein, wenn der FC Bayern sein Personaltableau neu ordnet: Uli Hoeneß soll zum Präsidenten gewählt werden, wobei dieses Amt später mit seiner Berufung zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates verbunden ist. Franz Beckenbauer gibt beide Ämter ab und wird formal mit der Aufgabe eines Ehrenpräsidenten abgefunden, sich selbst aber sicherlich die Rolle des Chefkritikers seines Nachfolgers zubilligen.

Karl-Heinz Rummenigge, der zuletzt auffällig-unauffällige Vorstandsvorsitzende, bleibt, was er ist - für ihn ändert sich nur eine (derzeit marginale) Formalie: Bislang war er theoretisch dem Manager Hoeneß weisungsbefugt, künftig kontrolliert Aufsichtsrat Hoeneß den Vorstand. So ist das in einem Gebilde, das - je nach Tabellenlage - mal als rühriger Fußballklub und mal wie eine globale AG beurteilt werden will.

Zumindest die Firma wird tolle Zahlen verkünden: Als Hoeneß, damals 27, im Jahr 1979 Manager wurde, hatte der Klub einen Jahresumsatz von zwölf Millionen D-Mark und war verschuldet; heute, mit 57, wird er wohl erneut einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro präsentieren können.

In der Umsatztabelle liegen die Münchner damit hinter Real Madrid, Manchester United und dem FC Barcelona auf Rang vier. Aber auch die werden sie in wenigen Jahren überholt haben: Sobald der Schuldendienst für die rote Arena komplett geleistet ist, dürfte der FC Bayern der vermögendste Klub der Welt sein. Die Geschäftsmodelle der Konkurrenz sind und bleiben wohl extrem auf Pump gebaut.

Beklagenswert ist für den FC Bayern deshalb, dass er nicht die Deutsche Bank ist. Beklagenswert ist auch, dass es sich nicht um ein prämiertes Architekturbüro handelt. So liegt ja der Gedanke nicht fern, dass es sich bei der Arena um eine schöne Mogelpackung handeln könnte, ist dort doch ein fast schon normaler Fußballverein zu Hause, der seit mehr als 550 Tagen nicht mehr Bundesliga-Tabellenführer war, der seit Jahren mit erstaunlich hilflosen Trainerdebatten amüsiert, und der nicht mehr nur in Mailand und Barcelona, sondern auch in St. Petersburg und Bordeaux verliert.

Trotzdem, dies als kleine Wahlempfehlung, stünde es dem FCB-Fanvolk gut an, seinen großen, alten Mann, der dafür noch relativ jung ist, in Würde ins neue Amt zu befördern. Dort muss Uli Hoeneß den Verein, den er erschuf, dann von sich selbst emanzipieren.

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