Basketball:Ernteausfall

Basketball: Geknickt auf Parkett: Bayern-Kapitän Nihad Djedovic stemmt die Hände in die Knie.

Geknickt auf Parkett: Bayern-Kapitän Nihad Djedovic stemmt die Hände in die Knie.

(Foto: Marcel Engelbrecht/Eibner/Imago)

Der FC Bayern steht nach der zweiten Heimniederlage gegen die Telekom Baskets Bonn gewaltig unter Druck. Sollte die Mannschaft von Trainer Trinchieri die Partie verlieren, wäre ihre Saison vorzeitig beendet - ohne einen einzigen Titel.

Von Sebastian Winter

Vladimir Lucic wirkte äußerlich recht gefasst. Der Co-Kapitän der Münchner Basketballer zwinkerte am Pfingstmontag im Audi Dome seiner Tochter zu, später unterhielt er sich noch mit Maxi Kleber, der sich das Drama in der ersten Zuschauerreihe angesehen hatte. Lucic und Kleber, der inzwischen bei den Dallas Mavericks in der NBA spielt, waren ja mal Weggefährten beim FC Bayern, in der Saison 2016/17, es war Klebers letztes Jahr vor seinem NBA-Engagement und Lucics erste Saison in München. Dass Lucic aber doch ziemlich angefressen war nach der aus seiner Sicht bitteren 80:83-Niederlage im vierten Playoff-Halbfinalspiel gegen die Telekom Baskets Bonn, das erschloss sich dann aus seinen Einlassungen.

Lucic lobte zunächst die in dieser Serie wirklich verbissen um jeden Ball kämpfenden Bonner, "sie haben gezeigt, was für ein großartiges Team sie sind. Wir waren nicht in der Lage, sie zu stoppen, auch nicht Morgan, Hawkins oder Jackson-Cartwright im Eins-gegen-eins". Danach kritisierte der 2,04-Meter-Mann die Defense seiner Mannschaft, "in der ganzen Serie haben wir schon mit den Defensiv-Rebounds gekämpft". Der 32 Jahre alte Serbe schloss dann mit einer Vorhersage, die nicht allzu optimistisch klang: "Bonn hat für mich einen kleinen Vorteil jetzt, sie haben ihr Selbstvertrauen zurück und glauben jetzt, uns schlagen zu können. Es wird ein hartes Spiel. Berlin ist weit, weit weg im Moment." Lucic meinte das ersehnte Playoff-Finale gegen Alba Berlin, das sich längst fürs Endspiel qualifiziert hat, mit einem locker-leichten Sweep gegen die MHP Riesen aus Ludwigsburg.

Bei den Münchnern hatte es nach den beiden Auswärtssiegen zum Auftakt in Bonn ja ganz ähnlich ausgesehen. Doch dann gerieten sie ausgerechnet in ihrer eigenen Halle ins Wanken. "Wir haben nicht geerntet, was wir gesät haben, weil wir die Bretter nicht kontrollierten. Jetzt haben wir ein fünftes Spiel, und natürlich hat das Momentum gewechselt", sagte Trainer Andrea Trinchieri nach der zweiten Niederlage gegen Bonn, er wirkte noch angefressener als Lucic: "Natürlich sind sie jetzt der Favorit, es kann alles passieren." Auch das Horrorszenario aus Münchner Sicht: eine weitere Niederlage im entscheidenden Duell in Bonn an diesem Mittwoch (20.30 Uhr), die das überraschende Saisonende für die Bayern im Playoff-Halbfinale bedeuten würde. Nach dem Pokal-Aus im Viertelfinale gegen Chemnitz wäre das die zweite große Enttäuschung für Trinchieris Team in dieser schwierigen Spielzeit. Titellos wären die Bayern dann ohnehin, was das Münchner Selbstverständnis nicht goutiert.

Mehr Rebounds, weniger Ballverluste - das sind die Schlüssel zum Sieg am Mittwoch in Bonn

Trinchieri geht es am Mittwoch aber noch nicht ums große Ganze, bilanziert wird erst nach dem allerletzten Auftritt. Der 53-jährige Italiener muss seiner Mannschaft nach zwei Heimniederlagen in Serie vielmehr binnen 48 Stunden beibringen, wie sie sich aus dem Klammergriff Bonns befreien kann. Die von Lucic genannten Javontae Hawkins (15 Punkte), Jeremy Morgan (16) und vor allem Hauptrunden-Topscorer Parker Jackson-Cartwright (20) waren auch am Mittwoch Bonns Schlüsselspieler gegen die Bayern, weil sie in den entscheidenden Momenten fast immer auch gedanklich einen Schritt voraus waren. Ihre Kreise einzuschränken, das wird eine der großen Aufgaben für die Bayern-Defense sein. Und Rebounds holen.

"Was ich nicht verstehe: In den ersten beiden Spielen waren wir sehr fokussiert auf die Verteidigung und die Rebounds", sagte Trinchieri: "Im dritten und vierten Spiel haben wir hier einen Rückschritt gehabt. Das kostet uns die Spiele." 13 Offensiv-Rebounds gelangen Bonn, den Bayern nur neun. Dafür handelten sie sich 14 Turnovers ein, Bonn unterliefen nur acht Ballverluste. Wer diese Statistiken am Mittwoch gewinnt, dürfte den Schlüssel zum Sieg in den Händen halten.

Seine Mannschaft lerne von Spiel zu Spiel mehr über die Münchner und ihr Spielsystem, erzählte Bonns Trainer Tuomas Iisalo dann noch gut gelaunt nach dem Pfingstmontagserfolg, auch Jackson-Cartwright fühle sich wohl auf dem Feld, "weil er jetzt weiß, was die Bayern machen wollen". Klingt alles irgendwie bedrohlich für die Münchner.

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