FC Bayern München:Der Umarmer

Sonderausstellung 'Jupp Heynckes - Spieler, Trainer, Mensch'

Klubboss Karl-Heinz Rummenigge führt Jupp Heynckes durch eine Ausstellung zu Ehren des früheren Trainers des FC Bayern.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Eine Biografie über Nelson Mandela, Gartenhandschuhe, ein Trainingsanzug: Der FC Bayern ehrt seinen früheren Trainer Jupp Heynckes mit einer Ausstellung.

Von Benedikt Warmbrunn

Als sein Leben innerhalb weniger Minuten vor ihm vorbeigezogen ist, die Kindheit mit neun Geschwistern, das Fußballspielen mit der Schweineblase auf dem Hinterhof, die ruhmvollen Jahre als Spieler von Borussia Mönchengladbach, seine Trainerjahre beim FC Bayern, das verlorene Finale in der Champions League 2012, das gewonnene Finale in der Champions League 2013, wischt sich Jupp Heynckes mit der rechten Hand durch das Gesicht. Dann wischt er sich mit der linken Hand durchs Gesicht.

Heynckes sitzt in der ersten Reihe eines Stuhlkinos in der Erlebniswelt des FC Bayern, vor ihm auf der Leinwand läuft der Film seines Lebens, zusammengestellt vom Verein. Kurz vor dem Ende des Films ist Franck Ribéry zu sehen, der Flügeldribbler, der viele Jahre lang nur an sich gedacht hat, dem Heynckes mit vielen Worten und noch mehr Umarmungen beibringen musste, dass jeder Einzelne mehr gewinnt, wenn er an die Mannschaft denkt. Auf der Leinwand vor ihm sagt Ribéry: "Danke, Jupp!" Und Jupp wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

Auf den Tag genau zwei Monate nach seiner Verabschiedung als Trainer des FC Bayern auf dem Rathausbalkon am Marienplatz kehrt Heynckes am Freitag zurück in die Arena in Fröttmaning. Der Verein eröffnet zu seinen Ehren eine Sonderausstellung. Ausgestellt sind sein letzter Trainingsanzug, ein Ball von der WM 1974, Heynckes' Gartenhandschuhe, zwei seiner Bücher (eine Biografie von Nelson Mandela sowie eine von Elvis Presley). Außerdem sind einige weise Sprüche von Heynckes ausgestellt. Die meisten handeln davon, dass es immer hilft, mit anderen viel zu sprechen und sie oft zu umarmen.

Wie viel dieser Trainer, der als einziger in der Vereinsgeschichte das Triple gewonnen hat, dem Verein bedeutet, das veranschaulicht aber nicht allein diese Ausstellung. Das veranschaulicht vielmehr, wer alles ins Museum gekommen ist. Uli Hoeneß ist da, der Präsident des Vereins, der sich in Zukunft mehr zurücknehmen will - als im Film Hoeneß Heynckes als seinen "ziemlich besten Freund" bezeichnet, beugt sich Heynckes vor. Hoeneß nickt zurückgenommen zurück. Karl-Heinz Rummenigge ist da, der Klubboss kommt mit einer beneidenswerten Bräune sowie einem Dreieinhalbtagebart. Bevor der Film abgespielt wird, betont Rummenigge, dass Heynckes "so viel Klasse und Qualität in den Klub gebracht" habe. Anschließend überreicht er ihm einen roten Trachtenjanker, den sog. Legendenjanker. Heynckes' Co-Trainer, Hermann Gerland und Peter Hermann, sind gekommen; Gerland hat sich sogar ein weißes Kurzarmhemd angezogen. Sogar der Aufsichtsrat Martin Winterkorn ist da, auch er trägt einen Trachtenjanker, allerdings keinen für Legenden.

Heynckes schwärmt ein bisschen von seiner Karriere, doch bevor die Vorstände und Aufsichtsräte auf einen falschen Gedanken kommen, betont er, dass er den Ruhestand genieße. Die morgendlichen Spaziergänge mit seinem Hund Cando, die Frühstücke auf der Terrasse mit seiner Frau Iris. Heynckes, 73, ist seit zwei Monaten weg, und er bereut nichts.

Später gehen Rummenigge, Heynckes und sein ziemlich bester Freund durch die Ausstellung, sie bleiben stehen vor einer Torjägerkanone. Zweimal hat Heynckes sie gewonnen, aber er findet, dass es an diesem Mittag oft genug um ihn ging. Also fragt er Rummenigge, wie oft dieser eigentlich die Torjägerkanone gewonnen habe. "Dreimal", sagt Rummenigge stolz, dazu spreizt er drei Finger ab. Heynckes lächelt. Wieder hat er jemanden umarmt, ohne dass es dieser gemerkt hat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: