Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder versteht es wie kaum ein anderer zu sagen, was die Leute denken. Nicht umsonst wird er als "Machiavelli-Franke" bzw. "Alpen-Machiavelli" bezeichnet. Wenn alle Angst vor Corona haben, findet er die Maßnahmen zu lasch, wenn keiner mehr Angst vor Corona hat, findet er sie überzogen, und wenn der Strom teurer wird, will er die Atomkraftwerke weiter laufen lassen. Söder ist eben Politiker durch und durch, und so war natürlich auch seine Empfehlung an die erfolglosen Spieler des FC Bayern klar: "Weniger Frisur, weniger Fashion, weniger Drumherum!"
Ob die Bayern mit weniger Frisuren in Mainz gewonnen hätten, bleibt offen, schließlich ist es ja so: Man kann nicht keine Frisur haben. Auch Söders Einschätzung zum Konkurrenten Borussia Dortmund war stammtischtauglich: "Die Dortmunder sind eigentlich fast zu doof, um deutscher Meister zu werden", sagte er, natürlich auf Anfrage der Bild-Zeitung. Doch diesmal passierte, worauf Söders politische Gegner schon so lange warten: Der Populismus ging nach hinten los. Der BVB gewann 4:0 gegen Frankfurt und schob sich in der Tabelle vorbei an den Bayern auf Platz eins.
Damit war zu rechnen gewesen. Nach SZ-Informationen hatte Dortmunds Trainer Edin Terzic ein Twitter-Foto von Markus Söder ausgedruckt und in der Kabine aufgehängt, entstanden bei der Eröffnung von drei neuen Windkraftanlagen im unterfränkischen Fuchsstadt. ("Bayern ist Nummer 1 bei Photovoltaik, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie - und auch beim #Wind legen wir kräftig zu.") Beim Dartswerfen soll der spätere Doppeltorschütze Donyell Malen herausgeragt haben. Weitere motivierende Aktionen sind in Planung: Der Fanshop plant eine Meister-T-Shirt-Sonderkollektion mit einem durchgestrichenen Söder-Konterfei und der Aufschrift "Borussia Nur-fast-zu-Doofmund". Und in den letzten fünf Saisonspielen gibt Trikotsponsor "1&1" sogar die Brust frei: Der BVB läuft dann mit der beliebten lachenden Sonne und dem Slogan "Atomkraft? Nein Danke!" auf.
Deutscher Meister wird, wie aus gut informierten Kreisen (u.a. Facebook, Felix Magath auf Bayern1, Söder) zu hören ist, übrigens trotzdem wieder der FC Bayern.