Eine halbe Stunde nach Ende der Pressekonferenz stand das spanische Trio immer noch vor dem Presseraum im Münchner BMW Park und tauschte sich angeregt aus. Den größten Redeanteil hatte Pablo Laso, Trainer der Basketballer des FC Bayern. Gestikulierend redete er auf Himar Ojeda ein, den Sportdirektor der Berliner Gäste, Trainer Israel González stand daneben und lauschte interessiert. Was die sportlich Verantwortlichen der beiden Meisterschaftsfavoriten der Basketball-Bundesliga (BBL) genau besprachen, war nicht zu erfahren, aber man ging freundschaftlich auseinander. Es gab auch keinen Grund für Kontroversen, zu groß war zuvor der Leistungsunterschied im Spiel gewesen: Das Duell des Tabellenführers gegen den Zweiten wurde beim 77:53-Sieg der Bayern auf eine für die Konkurrenz bedenkliche Weise dominiert.
Zwei Siege fehlen dem Primus bei drei ausstehenden Partien noch, um den ersten Platz nach der Hauptrunde zu sichern. Das erklärte Etappenziel, dass die Saison nach dem Pokalsieg mit dem Double enden soll, daran lassen weder Spieler noch Offizielle Zweifel. Der Platz an der Sonne bringt den Heimvorteil bis ins Finale der Playoffs, die im Best-of-five-Modus ausgetragen werden - die entscheidende fünfte Partie wäre also immer ein Heimspiel. Mehr Sorgen als dieser Bonus sollte der Liga-Konkurrenz aber der Zustand der Münchner Mannschaft machen, denn die Gastgeber spielten nicht einmal besonders gut.
Uli Hoeneß im Interview:"Das ging bumm-bumm-bumm"
Aktuelle Fußball-Weltmeister hat der FC Bayern keine mehr, dafür drei Basketball-Weltmeister: Ehrenpräsident Uli Hoeneß erklärt, was Deutschland von seinen Basketballern lernen kann. Er sagt, woran sich der Fußball ein Beispiel nehmen sollte - und welchen Bundestrainer-Typen er bevorzugt.
Das fand auch Trainer Laso: "Wir haben nicht gut gespielt, aber gut reagiert." Damit meinte der Münchner Coach die ersten fünf Minuten, als Berlin den Gegner überraschte und mit viel Energie und Treffsicherheit auf 12:2 enteilte. Laso nahm eine Auszeit, ließ selbige wortlos verstreichen und beobachtete die Reaktion der Spieler. Die kam wie erwartet, nach dem ersten Viertel war der 16:17-Anschluss hergestellt. Dann folgte eine Machtdemonstration, wie sie die Berliner selbst in der Euroleague, in der sie als Letzter nach der Hauptrunde die Segel streichen mussten, selten erlebten. Mit 30:5 Punkten deklassierten die Bayern die überforderten Gäste, denen man wenigstens zugestehen musste, dass sie in Louis Olinde, den Spielmachern Matteo Spagnolo und Ziga Samar, sowie Gabriele Procida und Center Khalifa Koumadje wichtiges Personal ersetzen mussten.
Den Fehlstart korrigierte Bayern-Trainer Laso einfach damit, die Formation auszutauschen - ohne jeglichen Qualitätseinbußen
Olinde und Koumadje dürften zum Rückspiel am kommenden Freitag wieder dabei sein. Dieser Vergleich war im Dezember einem Schneechaos zum Opfer gefallen - jetzt ist er die gute Gelegenheit für Berlin, wieder etwas zurechtzurücken. Trainer González sprach nach der Abreibung von Revanche, dem Stolz seiner Mannschaft und der heimischen Kulisse im Rücken: "Gemeinsam werden wir alles geben." Aber als er das sagte, wirkte er selbst nicht sonderlich überzeugt. In den Wochen zuvor sei es für sein Team angesichts des harten Spielplans mit Euroleague und BBL und der vielen Verletzten nur "ums Überleben" gegangen.
Beim Gegner, der am Mittwoch in Ludwigsburg schon den nächsten Schritt in Richtung Vorrunden-Erster machen kann, stellt sich die Situation diametral dar. Auch die Bayern hatten während der fordernden Saison immer wieder Ausfälle zu kompensieren, doch rechtzeitig vor den Playoffs sind alle Spieler fit. Was das für die Konkurrenz bedeutet, fasste Niels Giffey so zusammen: "Wir haben schon viel Qualität im Kader." Natürlich sind alle im Lager der Münchner bemüht, die Euphorie zu bremsen, Carsen Edwards, der mit Niklas Wimberg und elf Punkten Topscorer war, wollte die Frage, ob die Bayern zu schlagen seien, vorsichtshalber erst gar nicht beantworten.
Aber das ist sehr unwahrscheinlich. Den eklatanten Fehlstart am Sonntag etwa parierte der Trainer wortlos einfach dadurch, dass er das Personal tauschte. In Andreas Obst, Isaac Bonga und Giffey saßen drei Weltmeister zu Spielbeginn auf der Bank. Wie Sylvain Francisco, der französische Nationalspieler hat ebenfalls das Format, Spiele zu drehen. Kaum ein Spieler bekam folglich mehr als 20 Minuten Einsatzzeit, Laso kann die Belastungen auf viele Schultern verteilen, ohne Qualitätseinbußen zu riskieren. Noch bedrohlicher muss den Gegnern erscheinen, dass die Bayern nicht einmal besonders gut spielten. Sie leisteten sich 18 Ballverluste und reichlich Fehlversuche, dennoch war das Spiel zur Pause erledigt. Fortan ging es nur darum, Verletzungen zu vermeiden und den Gegner weiterzustudieren. Es sah bisweilen nach einem Wurftraining unter Wettbewerbsbedingungen aus.
Die Münchner können schon am Mittwoch den nächsten Schritt in Richtung Heimvorteil machen, am Freitag in Berlin dürften sie dann mehr Gegenwehr erwarten. Es wäre der Spannung im Titelrennen zu wünschen.