FC Bayern München:Ansagen mit Anzug

  • Neuzugang James Rodríguez wurde vom FC Bayern mit viel Brimborium und Vorschusslorbeeren offiziell vorgestellt.
  • Der Kolumbianer ist amtierender WM-Torschützenkönig und beschert den Münchnern viele neue Fans in Südamerika.
  • Ob die sportlichen Planungen des Rekordmeisters damit abgeschlossen sind, bleibt hingegen weiter offen.

Von Sebastian Fischer

Es gehört zum Selbstverständnis des FC Bayern, einer der größten Vereine des Fußballs zu sein, doch selbst einem der größten Vereine des Fußballs widerfahren manchmal noch ein paar erstaunliche Dinge, die seinem Chef die Sprache verschlagen. Am Mittwochnachmittag saß der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge auf dem Podium in der Arena im Münchner Norden, Dutzende Kameras von Sendern aus aller Welt auf ihn gerichtet, und erzählte davon, was in der vergangenen Nacht geschehen war.

Die Kommunikationsabteilung habe ihm berichtet, dass der Klub einen sechsstelligen Zuwachs "bei Instagram und Facebook ... und was weiß ich" verzeichnet habe, einen Zuwachs an "Likern ... oder Likes" in Südamerika. Egal, mehr als hunderttausend neue Sympathisanten jedenfalls, "das ist auch für das Image des FC Bayern sehr gut". Und das alles wegen dieses Mannes dort neben ihm, James David Rodríguez Rubio aus Cúcuta in Kolumbien, der zu seiner Präsentation als Zugang des FC Bayern und an seinem 26. Geburtstag dem Anlass angemessen einen Anzug trug.

Schon der Anzug: Es gab in der Vergangenheit Fußballer, die bei ihrer Ankunft gleich einen Eklat auslösten, weil sie das T-Shirt eines konkurrierenden Ausrüsters trugen. Nicht Rodríguez, er trug einen Dreiteiler, graue Weste, graues Sakko, schwarze Krawatte. "Es ist ein besonderer Moment für mich", sagte beinahe gerührt der Trainer Carlo Ancelotti, auch er saß dort. Ein besonderer Tag auch für den FC Bayern, das sollte die Botschaft des Brimboriums sein, das der Klub so für einen Transfer länger nicht mehr veranstaltet hat.

Die Einzelheiten des Geschäfts hatten die Bayern bereits am Vortag bekannt gegeben. Rodríguez, der kolumbianische Torschützenkönig der Weltmeisterschaft 2014, wird für zwei Jahre von Real Madrid ausgeliehen, für kolportierte zehn Millionen Euro. Rummenigge präzisierte, dass der FC Bayern in zwei Jahren eine Option auf den Verbleib des Spielers ziehen könne, hier ist von 30 Millionen Euro die Rede. Der Vertrag würde sich automatisch um drei weitere Jahre verlängern. "Finanziell sehr akzeptable Summen" seien das, sagte Rummenigge, und das in einem Sommer, in dem akzeptable Summen im Fußball selten geworden sind.

Rodriguez landete am Mittwochmorgen im Privatjet in München, er begrüßte verwundert einen Menschen in Lederhose, er absolvierte den Medizincheck. All dies zeigte der Klub zu Beginn der Präsentation in der Arena im Video, die Szenen seiner schönsten Tore dazwischen geschnitten. Die Bilder, so schien es, sollten am besten alle Fragen an diesem Transfer erübrigen. Dabei gibt es ja durchaus ein paar.

"Ich bin hier, um Geschichte zu schreiben"

Ob es ein Rückschritt für Rodríguez sei zum Beispiel, ein Eingeständnis eines kleinen Scheiterns, von Madrid, wo er im Champions-League-Finale nicht zum Kader gehört hatte, nach München zu wechseln? "Es ist ein neuer Weg, eine neue Herausforderung", sagte er. "Ich bin hier, um Geschichte zu schreiben." Seine Position, die er selbst eher in der Zentrale sehen soll, obwohl der Kader des FC Bayern womöglich noch dringender einen Spieler für die Außenpositionen braucht?

"Ich kann über links, rechts, aber auch als Zehner spielen." Und diese Meldung, wonach er bei seinem Sponsor Adidas eine Klausel im Vertrag stehen hätte, stets die in München von Arjen Robben belegte Rückennummer zehn tragen zu müssen? Rodriguez sagte "No, no, no, no, no", fünfmal nein, und hielt später sein Trikot mit der Nummer elf in die Kameras. Mit einem Lächeln, als würde er demnächst auch für atemfrische Kaugummis werben wollen.

Stammspieler beim Professor

Es war kein Nachmittag für die leisen Debatten, die den Start des Meisters in die Vorbereitung auf eine Saison begleiten, an deren Ende Titel stehen sollen. Sondern eher ein Nachmittag, um die Debatten möglichst für nichtig zu erklären. Die Transferaktivitäten des Meisters sollen, so heißt es, nun abgeschlossen sein. Rummenigge wollte das so nicht stehen lassen, es sei lediglich aktuell nichts Konkretes geplant, aber man könnte ja intern noch mal diskutieren. Aber braucht es überhaupt noch Neue, jetzt wo Rodríguez da ist? "Er kann überall spielen", sagte Ancelotti. Der Transfer war der Wunsch des Trainers, mit dem er, wie Rummenigge erklärte, schon vor Monaten auf die Vereinsführung zukam.

Ancelotti trainierte Rodríguez ein Jahr lang in Madrid, lernte ihn kennen und schätzen, "als zurückhaltenden Menschen", wie er sagt. Damals, in seinem ersten Jahr bei Real, war Rodriguez noch Stammspieler und bestätigte sein Talent, das während der Weltmeisterschaft im Sommer zuvor erstmals für alle Welt sichtbar gewesen war. "Ich bin mir sicher, dass er uns besser machen wird", sagte der Trainer über seinen Wunschspieler. Und das wiederum ist ja auch für ihn, Ancelotti, nicht ganz unwichtig.

Der Reporter eines kolumbianischen Nachrichtensenders hatte in einer mit Verve vorgetragenen Eloge auf Rodríguez auch kurz Platz für Ancelotti, den er einen "Professor" nannte. Danke, aber nein, erwiderte der Trainer: "Das bin ich noch nicht." Er weiß, all der vorauseilenden Lobe zum Trotz, dass die Arbeit nun erst beginnt.

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