Frauen-BundesligaMeisterinnen aus München

Lesezeit: 3 Min.

Eine Klasse für sich: Die Fußballerinnen des FC Bayern dürfen sich feiern lassen nach dem Sieg gegen Freiburg und dem Titelgewinn.
Eine Klasse für sich: Die Fußballerinnen des FC Bayern dürfen sich feiern lassen nach dem Sieg gegen Freiburg und dem Titelgewinn. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty)

Zum dritten Mal in Serie und zum siebten Mal insgesamt sind die Spielerinnen des FC Bayern die Besten der Fußball-Bundesliga. Den vorzeitigen Titelgewinn sichern sie sich mit einem 3:1 gegen den SC Freiburg. Jetzt soll noch das Double folgen.

Von Anna Dreher

Herbert Hainer schüttelte leicht irritiert den Kopf. Hatte der Präsident des FC Bayern das von der Tribüne des Campus-Stadions nun falsch beobachtet durch seine rahmenlose Brille? Oder war dem Stadionsprecher ein Fehler unterlaufen? Inmitten der Euphorie über dieses nächste, so dringend benötigte Tor hatte er den Namen von Lea Schüller durchs Mikrofon gerufen. Die deutsche Nationalspielerin trifft zwar oft, aber in dem Fall war es eine andere blonde Fußballerin gewesen, die nach ihrem Treffer durch die Beine von Freiburgs Torhüterin Rafaela Borggräfe für die Vorentscheidung beim 3:1-Sieg sorgte: Pernille Harder, die in dieser Saison noch häufiger als Schüller für die Münchnerinnen getroffen hat. Ihr wettbewerbsübergreifend 22. Tor für den FC Bayern brachte Harder ihr achtes Double – und ihrem Klub eine Art Triple.

Wer dabei als wahre oder vermeintliche Torschützin ausgerufen wurde, war ihnen am Ende freilich egal. Den Fußballerinnen ist am Sonntag gelungen, was den Fußballern des FC Bayern am Samstag verwehrt geblieben ist: Sie haben vorzeitig die deutsche Meisterschaft gewonnen, ihre dritte in Serie und nach 1976, 2015, 2016, 2021, 2023 und 2024 ihre insgesamt siebte. Weder der VfL Wolfsburg noch Eintracht Frankfurt können in den verbleibenden zwei Spieltagen an den Münchnerinnen vorbeiziehen. Der entscheidende Schritt war dem FC Bayern vor zwei Wochen mit dem Sieg gegen die Eintracht gelungen, gegen Freiburg hat er sich nun den ersten Teil des Doubles gesichert. Der zweite Teil soll am 1. Mai im Pokalfinale gegen Werder Bremen folgen.

FC Bayern München
:Der erfolgreichste Trainer geht

Überraschend gibt der FC Bayern die Trennung von Alexander Straus bekannt – er wechselt zum Saisonende in die USA zu Angel City FC. Zum Abschied könnten die Münchnerinnen mit dem Norweger erstmals in ihrer Geschichte das Double holen.

Von Anna Dreher

„Die Frauen-Mannschaft spielt eine große Rolle. Jeder erwartet, dass Bayern München in jedem Bereich erfolgreich ist. Ich hoffe sehr, dass sie die Meisterschaft gewinnen“, hatte Männer-Trainer Vincent Kompany gesagt und konnte nun aus der Ferne gratulieren. Herbert Hainer und Sportvorstand Max Eberl waren ins Campus-Stadion gekommen. „Wenn man die Frauen verfolgt über die vergangenen Jahre, sieht man eine stete Weiterentwicklung“, sagte Hainer im ZDF in der Pause. „Es ist okay, einmal Meister zu werden. Aber das zu bestätigen Jahr für Jahr, vom Jäger zum Gejagten zu werden und diesen Druck auszuhalten, das gefällt mir unheimlich gut.“

Nach dem Pokalendspiel verabschiedet sich Bayern-Trainer Alexander Straus in die USA

Dass die Münchnerinnen den Druck sehr wohl spürten, zeigte sich zu Beginn der Partie gegen Freiburg, sie brauchten eine Weile, um die Nervosität abzulegen. Bis die verschiedenen Anläufe in Jubel mündeten, dauerte es 21 Minuten. Carolin Simon flankte einen Freistoß auf Pernille Harder, von der Stirn der für die Münchner so wichtigen Stürmerin landete der Ball bei Lea Schüller – und über diesen Umweg schließlich zum 1:0 im Tor. Wie unangenehm die Freiburgerinnen als Gegner sein können, hatte der FC Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals (2:1) sowie im Bundesliga-Hinspiel zu spüren bekommen, als das Team von Theresa Merk 2:0 führte, bevor noch der Ausgleich gelang. Nun waren es die Freiburgerinnen, die egalisierten, auch weil die Bayern-Fußballerinnen sich schlecht bewegten und auf weniger Ballbesitz kamen, als es ihnen lieb sein konnte.

In der 28. Minute hatte Freiburg eine erste große Chance durch Svenja Fölmli – die kurz nach dieser vergebenen Möglichkeit ihre nächste nutzte. Meret Felde konnte sich viel zu frei auf den Strafraum zubewegen und den Ball in jene Lücke weitergeben, die sich in der Defensive aufgetan hatte. Weil auch Fölmli nicht arg bedrängt wurde, bekam die Schweizerin den Ball mühelos an Ena Mahmutovic vorbei zum 1:1. Die Gäste würden doch etwa nicht so unhöflich sein, Anlass zum Verschieben der Meisterfeierlichkeiten zu geben? In die Gedankenwelt der Münchnerinnen schienen sie sich jedenfalls Zutritt verschafft zu haben. Von den vergangenen zehn Spielen hatten die Münchnerinnen zehn gewonnen – das letzte Team, das ihnen vor dieser Serie Punkte abnehmen konnte, war ausgerechnet Freiburg.

Aber ihre Begleiterin wurden sie auch nach der Pause nicht so richtig los, die Nervosität brach immer wieder durch und verhinderte sauberere Ballannahmen und überlegtere Entscheidungen. Schüller und Harder scheiterten. Erst das 2:1 von Harder wirkte befreiend. Und weil Fölmli knapp den Ausgleich verpasste, kam es zu einer schönen Nebengeschichte in der Meistertriologie: In der 75. Minute wechselte Straus die länger verletzte Kapitänin Glodis Viggosdottir ein, vier Minuten später köpfte die Innenverteidigerin nach einer Ecke zur 3:1-Entscheidung ein. Und bald darauf stand die gesamte Bank in einer langen Umarmungskette hüpfend am Seitenrand.

Dieser erste von zwei möglichen Titeln war auch das erste Abschiedsgeschenk an Trainer Alexander Straus. Die Nachricht, dass der Norweger den Verein zum Ende der Saison verlassen und in die USA zu Angel City FC wechseln wird, kam überraschend kurz vor Ostern.  „Wir sind immer noch beste Freunde und wir wollen immer noch die besten Dinge zusammen erreichen“, hatte er in der Pressekonferenz vor der Partie gegen Freiburg gesagt. Erklärungen kündigte er für die Zeit nach den wichtigen Spielen an, diese würden „viel einfacher sein als eine große Seifenoper“. Ein bisschen Einblick gewährte er dann aber doch: „Es müssen nicht immer Dinge crashen, damit man sich trennt.“ Und von einem Crash sind die Fußballerinnen des FC Bayern in dieser Saison tatsächlich sehr weit weg gewesen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungChampions-League-Aus der deutschen Klubs
:Ohne Leistungssteigerung wird auch die EM in der Schweiz zu einem kurzen Ausflug

SZ PlusKommentar von Anna Dreher

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: