Saison des FC Bayern:Wenn der Zwei-Spiele-Trainer länger bleibt

Eintracht Frankfurt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

2. November 2019: Das 1:5 bei Eintracht Frankfurt ist für Niko Kovac (l.) das letzte Spiel als Bayern-Trainer - Hansi Flick (3.v.l.) übernimmt danach.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hinter dem FC Bayern liegt eine der turbulentesten Spielzeiten seiner Historie. Eine Chronologie mit Zwistigkeiten, mehr oder weniger sicheren Transfers und einem unerwarteten Meister-Coach.

Von Benedikt Warmbrunn und Christof Kneer

An diesem Samstag wird für den FC Bayern in Wolfsburg die Bundesliga-Saison in gewohnter Vertrautheit enden, mit der Meisterschale, der achten in Serie. Doch hinter dem Klub liegt eine der turbulentesten Spielzeiten seiner Geschichte. Wann die Turbulenzen genau begannen, darüber streiten selbst die renommiertesten Chronisten, sicher ist allein, dass die Turbulenzen begonnen haben, bevor die Saison begann. Ein chronologischer Rückblick auf die turbulentesten Turbulenzen.

24. Februar 2019: Im Fußballfrühstücksfernsehen tönt Präsident Uli Hoeneß: "Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben!" Es beginnt die öffentlichste Transferperiode der Bayern. Allgemein und intern wird angenommen, dass Hoeneß auch und vor allem von Leipzigs Stürmer Timo Werner spricht.

7. April: Einen Tag nach dem 5:0 der Bayern gegen Dortmund, das entscheidend ist für die Meisterschaft in der ersten Saison unter dem Trainer Niko Kovac, sagt Klubboss Karl-Heinz Rummenigge: "Es gibt keine Job-Garantie." Es beginnt der längste und vielleicht unwürdigste Abschied eines Bayern-Trainers.

25. Mai: Der FC Bayern gewinnt im Pokalfinale 3:0 gegen Leipzig, Kovac ist der erste Münchner Double-Trainer, der auch schon als Spieler das Double gewonnen hat. Bei der Bankettrede dankt Rummenigge jedem bis zum Busfahrer, Kovac dankt er nicht. Gianni Infantino steht auch rum. Rund um das Finale führt Hoeneß Gespräche mit Hansi Flick, um ihn als Co-Trainer zu gewinnen. Alle sind sich einig, dass das für Kovac nicht gefährlich sein kann, weil Flick ja nur einer für die zweite Reihe sei. Alle denken so. Außer Hoeneß und Flick.

8. Juli: Rummenigge präsentiert zum Trainingsauftakt höchstpersönlich fast alles, was die Bayern schon sicher haben, sprich den 80-Millionen-Mann Lucas Hernández. Rummenigge sagt, es sei gut, in Zukunft weniger in der Öffentlichkeit über "Transferaktivitäten" zu sprechen: "Das weckt einen Erwartungshorizont, der nicht gut ist." Alle denken dabei an Hoeneß, außer Hoeneß.

9. Juli: Kovac rechnet in der Öffentlichkeit vor, dass er mindestens noch drei weitere Feldspieler brauche: "Als Trainer muss man immer vom worst case ausgehen." Über den von den Bayern umworbenen Leroy Sané sagt Kovac ebenfalls öffentlich: "Er würde uns auf jeden Fall helfen." Einerseits gibt es für Kovac immer noch keine Job-Garantie. Andererseits: Warum auch?

12. Juli: Sportdirektor Hasan Salihamidzic präsentiert alles andere, was die Bayern schon sicher haben, sprich den 35-Millionen-Euro Mann Benjamin Pavard. Salihamidzic weckt keinen Erwartungshorizont, der nicht gut ist, er sagt aber: "Wir versuchen weiterhin, einige Sachen umzusetzen." Bei "einige Sachen" denken immer noch einige an Timo Werner. Timo Werner allerdings nicht mehr. Er vermisst ein klares Bekenntnis der Bayern.

24. Juli: Während die Bayern durch die USA reisen, meldet Bild, dass Hoeneß als Präsident und Aufsichtsratschef aufhöre. Für Freundfeind Rummenigge weckt das einen Erwartungshorizont, der für ihn gut sein könnte, er genießt ihn schweigend.

28. Juli: Als Trainer geht Kovac nicht mehr vom worst case aus. Er sagt dem ZDF, er sei "sehr zuversichtlich", dass der Verein Sané verpflichten werde.

30. Juli: Rummenigge sagt im Rahmen eines Testspiels über Kovacs Zuversicht: "Diese Aussage hat mir nicht gefallen. Da mache ich keinen Hehl draus." Und: "Der Trainer muss seinen Job machen." Ui! Eine Job-Garantie? Nach dem Abpfiff sagt Kovac, er habe sich bei Sanés Trainer in Manchester, Pep Guardiola, "entschuldigt, weil ich zu offensiv war". Salihamidzic ergänzt eifrig: "Ich kann auch in meinem Namen sagen, dass das nicht gut war."

3. August: Der FC Bayern verliert im Supercup 0:2 in Dortmund. Niemand im Verein macht einen Hehl daraus, dass das ebenfalls nicht gut war. Dass Bayern zu offensiv war, dafür muss Kovac sich diesmal wirklich nicht entschuldigen.

4. August: Im Finale um den englischen Supercup muss Sané nach zwölf Minuten ausgewechselt werden, eine Untersuchung wird später zeigen, dass er sich das Kreuzband (worst case) gerissen hat. Nachdem der FC Bayern dachte, dass er den Flügelstürmer schon sicher hätte, versucht er nun, eine andere Sache umzusetzen.

13. August: Der FC Bayern holt den Flügelstürmer Ivan Perisic von Inter Mailand, allerdings ohne Job-Garantie. Er wird nur ausgeliehen.

16. August: Die Bundesliga-Saison beginnt mit einem turbulenten 2:2 gegen die Hertha. Beide Tore erzielt Robert Lewandowski. Salihamidzic bestätigt, dass der Klub Philippe Coutinho aus Barcelona ausleihen wird. Die Katalanen veröffentlichen später die Details, unter anderem eine Kaufoption in Höhe von 120 Millionen Euro. "Wenn Sie wüssten, wie viel das ist", sagt Uli Hoeneß. Nicht.

18. August: Nach monatelangem Rätseln wird klar, wen Hoeneß im Februar gemeint haben könnte: Es kommt nicht Timo Werner, dafür aber für zwölf Millionen Euro aus Gladbach Mickaël Cuisance, 20.

20. August: Die Bayern präsentieren Coutinho, der die Nummer 10 des Klubheiligen Arjen Robben erhält, obwohl diese ein Jahr lang nicht vergeben werden sollte. Salihamidzic sagt: "Das ist schon ein Transfer, der uns gut zu Gesicht steht." Allerdings weckt der Name Coutinho einen gewissen, wie sagt man, Erwartungshorizont.

FC Bayern Muenchen Training Session

Der damalige Bayern-Coach Niko Kovac (M.) mit zwei Sommer-Zugängen: Mickaël Cuisance (l.) und Philippe Coutinho.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

28. August: Bei einem Empfang der Mannschaft im Hofgarten vor der Staatskanzlei feiern die Fans Uli Hoeneß. Edmund Stoiber, der angeblich früher einmal in dieser Staatskanzlei gearbeitet hat, im Aufsichtsrat der Bayern sitzt und von den Fans nicht gefeiert wird, spricht als Erster öffentlich über die Abschiedspläne des Präsidenten. Außerdem berichtet er von Hoeneß' "Zwistigkeiten mit Kalle".

30. August: Hoeneß bestätigt, dass er im Herbst seine Ämter abgibt und weckt einen Erwartungshorizont, der für Rummenigge nicht gut ist. Hoeneß sagt: "Von mir wird schon noch was zu hören sein."

"Das war's. Ich habe fertig. Danke." - Hoeneß verabschiedet sich

14. September: Die Bayern spielen 1:1 bei Tabellenführer Leipzig. Timo Werner spielt durch, allerdings für Leipzig. Die Bayern rutschen auf den vierten Tabellenplatz ab. Kovac entschuldigt sich wieder nicht.

18. September: Im Konflikt zwischen den Nationaltorhütern ter Stegen und Neuer, die beide für sich die Nummer eins beim DFB beanspruchen, ist von Hoeneß noch was zu hören: "Die westdeutsche Presse unterstützt ter Stegen extrem", sagt er. Die süddeutsche Presse macht keinen Hehl daraus, dass ihr dieser Satz nicht gefällt.

21. September: Im ZDF-"Sportstudio" sagt Joshua Kimmich, dass für ihn Neuer die Nummer eins sei. Er sagt allerdings auch, dass ter Stegen "nichts Schlimmes" gesagt habe. Die west-, nord-, ost- und süddeutsche Presse wertet dies so, dass Kimmich seinem Präsidenten widersprochen habe. Kimmich entschuldigt sich nicht.

28. September: Die Bayern gewinnen in einer turbulenten Partie 3:2 beim Letzten Paderborn und erobern Platz eins. Kimmich mahnt dennoch vor der gesamtdeutschen Presse: "Man sieht, dass wir gegen jeden Gegner Probleme bekommen können." Niko Kovac gefällt der Satz nicht.

1. Oktober: Beim Champions-League-Spiel in Tottenham ist zu sehen, dass die Bayern zwar gegen jeden Gegner Probleme bekommen, aber auch 7:2 gewinnen können. Der Erwartungshorizont macht keinen Hehl daraus, dass ihm dieses Ergebnis nicht gefällt. Rummenigge spricht Kovac keine Job-Garantie aus. Beim Bankett steht diesmal kein Infantino rum.

5. Oktober: Der FC Bayern verliert 1:2 gegen Hoffenheim. Vor dem Anpfiff tröstet der Co-Trainer Flick auf der Bank den frustrierten Javier Martínez, der fast nie spielen darf. Kovac erklärt seinen erneuten Verzicht auf Thomas Müller damit, dass dieser "schon seine Minuten bekommen" werde, falls "Not am Mann" sei. Müller sagt: "Nothing to say, wie der Engländer sagt."

7. Oktober: Die Bayern streiten mit dem französischen Verband, weil dieser Hernández für ein Länderspiel nominiert, obwohl er bei Bayern zuvor verletzt war. Hernández sei jedoch "auch bereit, mit einem Bein zu spielen", wie der Franzose sagt (bzw. Nationaltrainer Didier Deschamps).

19. Oktober: In Augsburg vergibt der ohne Not am Mann eingewechselte Müller die Chance zum 3:1. Beim folgenden Konter wird der einbeinige Hernández ausgespielt, Bayern kassiert noch den Ausgleich.

29. Oktober: Die Bayern kommen in Pokal beim Zweitligisten Bochum weiter, weil Kovac in der Not Müller einwechselt und dieser zum 2:1-Endstand trifft. Salihamidzic sagt: "Ohne Ironie geht heute nicht." Wie er das meint? Keine Ahnung.

2. November: Die Bayern verlieren 1:5 in Frankfurt und haben als Vierter bereits vier Punkte Rückstand auf Tabellenführer Gladbach. Der Erwartungshorizont macht sich einen coolen Abend.

3. November: An der Säbener Straße verbreitet sich mittags die Meldung, dass Kovac weitermachen darf. Im Laufe des Tages bietet er jedoch seinen Rücktritt an, den die Bayern annehmen, weil sie finden, dass er ihnen gut zu Gesicht steht. Für zwei Spiele übernimmt Hansi Flick.

6. November: Der FC Bayern gewinnt gegen Piräus 2:0, Flick vertraut ohne Ironie auf viel Stabilität. Der Elf steht dabei gut zu Gesicht, dass der Trainer erst mal auf Coutinho verzichtet. Im katarischen Staatsfernsehen sagt Arsène Wenger zu Gesprächen mit den Bayern: "Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich will oder nicht."

9. November: Die Flick-Bayern gewinnen 4:0 gegen Dortmund, Lewandowski schießt zwei Tore und hat damit an jedem der ersten elf Spieltage getroffen, insgesamt 16 Mal. Hoeneß sagt, Flick dürfe die Mannschaft "bis auf Weiteres" trainieren. Wenger hat sich noch nicht entschieden, ob er das gut finden will oder nicht.

10. November: Hoeneß ruft im Fußballfrühstücksfernsehen an, um sich zu beschweren, dass sich "große Teile der Runde total despektierlich" über Salihamidzic äußern. Ob er süd-, nord-, ost- oder westdeutsche Presse oder gar das katarische Staatsfernsehen meint, sagt er nicht.

11. November: In der letzten Aufsichtsratssitzung unter der Leitung von Hoeneß versuchen sie, einige Sachen umzusetzen. So wird beschlossen, dass Salihamidzic zum 1. Juli 2020 vom Sportdirektor zum Sportvorstand befördert werden soll. Von einer Job-Garantie sagt keiner was.

15. November: Hoeneß verabschiedet sich auf der Jahreshauptversammlung. "Das war's. Ich habe fertig. Danke." Rummenigge verkündet, dass Flick bis Weihnachten Trainer bleibe, möglicherweise sogar "darüber hinaus". Nothing to say, denkt Arsène Wenger im katarischen Staatsfernsehen. Nachdem Salihamidzic von den eigenen Fans kritisiert wird, hat Hoeneß doch noch nicht fertig und schimpft über "Krakeeler", die sich "unter dem Deckmantel der Demokratie und der freien Meinungsäußerung" selbstdarstellen. Schade, dass Infantino wieder nicht da ist.

Jahreshauptversammlung FC Bayern München

Tränen beim Abschied: Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung im November. Neuer Präsident wird Herbert Hainer.

(Foto: dpa)

7. Dezember: Nach 1:2-Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach haben die Bayern als Siebter sieben Punkte Rückstand auf Platz eins. Lewandowski trifft nicht.

14. Dezember: Beim 6:1 gegen Bremen erzielt Coutinho drei Tore. Er steht der Mannschaft gut zu Gesicht.

22. Dezember: Nach dem 2:0 gegen Wolfsburg beendet das Team die Hinrunde als Dritter vier Punkte hinter Leipzig. Flick darf "mindestens" bis Sommer Trainer bleiben. Außerdem sickert durch, dass der Klub zur neuen Saison Schalkes Torwart Alexander Nübel verpflichten will. Hoeneß sagt nichts, aber die Bayern haben ihn angeblich sogar sicher.

6. Januar 2020: Im Trainingslager in Katar geht Torwart Neuer in die Offensive. Dass er, wie zu lesen war, für Nübel auf Einsätze verzichten wolle, streitet er unter dem Deckmantel der Demokratie und der freien Meinungsäußerung ab: "Ich bin kein Statist, sondern Protagonist."

8. Januar: Flick fordert "mindestens zwei Spieler" und weckt damit einen Erwartungshorizont, der möglicherweise nicht gut für Sportdirektor Salihamidzic ist.

9. Januar: Salihamidzic reagiert auf Flicks Forderung, indem er erklärt, er sei "kein Freund medialer Kaderplanung". Er meint damit möglicherweise, dass er ein Protagonist und kein Statist sei.

11. Januar: Das von Verletzungen geplagte Bayern-Team verliert ein Testspiel beim Zweitligisten Nürnberg mit 2:5. Kimmich betreibt mediale Kaderplanung: "Fakt ist, dass wir schon dünn besetzt sind, was die Breite angeht." Gerüchteweise ist Edmund Stoiber neidisch auf diesen Satz.

18. Januar: Zum Rückrundenauftakt gewinnt der FC Bayern auch ohne Zugänge 4:0 bei Hertha BSC. Obwohl keinerlei Not am Mann ist, glänzt Thomas Müller.

22. Januar: Als einziger Winterzugang kommt Álvaro Odriozola von Real Madrid. Salihamidzic ist überzeugt, dass der Spanier "uns mit seinen Qualitäten helfen wird".

25. Januar: Nach dem 5:0 gegen Schalke rücken die Bayern auf einen Punkt an den Tabellenführer Leipzig heran. Odriozola und seine Qualitäten spielen nicht.

"Mit Stiften unterschreibt man beim FC Bayern manchmal auch Papiere."

1. Februar: Durch ein 3:1 in Mainz übernimmt der FC Bayern wieder Platz eins. Odriozola? Spielt nicht.

9. Februar: Das 0:0 gegen Leipzig festigt Bayerns Tabellenführung, Leipzigs größte Chance vergibt Timo Werner, was Odriozola auf der Bank interessiert beobachtet.

25. Februar: Im Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gewinnt der FC Bayern 3:0 beim FC Chelsea und weckt dabei einen Erwartungshorizont, der Chelsea, die Konkurrenz und auch den Erwartungshorizont selbst beeindruckt. Beim Bankett schenkt Rummenigge Flick einen Kugelschreiber und sagt: "Mit Stiften unterschreibt man beim FC Bayern manchmal auch Papiere." Flick unterschreibt nichts, muss aber husten. Der unzerstörbare Lewandowski verletzt sich am Schienbein.

29. Februar: Beim 6:0 in Hoffenheim diffamieren Bayern-Fans unter dem Deckmantel der Demokratie und der freien Meinungsäußerung den TSG-Mäzen Dietmar Hopp, die Partie wird in der 77. Minute unterbrochen. Nach einer fünfzehnminütigen Pause schieben sich die Mannschaften bis zum Abpfiff nur noch den Ball hin und her. Rummenigge sagt: "Das ist das ganz hässliche Gesicht des FC Bayern."

8. März: Nach dem 2:0 gegen Augsburg haben die Bayern vier Punkte Vorsprung auf Platz zwei. Was sie noch nicht wissen: Dass sie zum letzten Mal in dieser Saison vor Publikum gespielt haben.

13. März: Am Vormittag legt die Deutsche Fußball-Liga (DFL) fest, dass trotz des grassierenden Coronavirus der Spieltag am Wochenende stattfinden soll, ohne Zuschauer. "Kommt in der Realität an", twittert Thiago am Mittag. Rummenigge erklärt wenige Minuten später: "Es ist sinnvoll, dass der Spieltag stattfindet, da es auch um Finanzen geht." Bei so viel Abgeklärtheit wird selbst der Erwartungshorizont blass. Am Nachmittag kommt die DFL in der Realität an und sagt den Spieltag ab.

15. März: Auch in der Corona-Pause versucht Flick, ein paar Sachen umzusetzen. Die Spieler werden ins Trainingslager dahoam geschickt, das nach wenigen Tagen digital zusammengeführt und "Cybertraining" genannt wird. Odriozola darf auch mitmachen. Rummenigges Stift liegt bei Flick dahoam in der Schublade.

29. März: Der kicker berichtet, dass Neuer, 33, einen Fünfjahresvertrag fordere.

3. April: Der FC Bayern gibt Flick einen Vertrag bis 2023. Salihamidzic lobt, Flick habe sich an Absprachen "loyal und diszipliniert gehalten, das ist eine Qualität". Flick ist jetzt ein Protagonist.

7. April: Auch Thomas Müller, der sich unter Flick vom Not-am-Mann-Mann zum besten Vorlagengeber der Liga entwickelt hat, verlängert bis 2023, nach SZ-Informationen allerdings nicht mit Rummenigges bzw. Flicks Stift.

19. April: Neuer beschwert sich in einem Interview darüber, dass wiederholt Details aus Vertragsverhandlungen an die gesamtdeutsche Presse weitergegeben würden. Er kenne das "so nicht beim FC Bayern". Wem er den Verrat vorwirft? Salihamidzic? Dem neuen Vorstand Oliver Kahn? Rummenigge? Odriozola? Das sagt Neuer nicht. Intern ist jetzt jedenfalls Not am Mann.

20. April: Der FC Bayern verschafft sich in dieser Diskussion etwas Ruhe, indem er den Vertrag mit dem Publikumsliebling Alphonso Davies bis 2025 verlängert. Eine Unterschrift, die Salihamidzic stärken soll.

2. Mai: Timo Werner sagt in einem Interview, dass der FC Bayern "ein toller Verein" sei. "Aber falls ein Wechsel einmal ein Thema werden sollte, würde mich eher der Schritt ins Ausland reizen als ein Wechsel zu Bayern." Hoeneß sagt nichts, möglicherweise, weil er kein Freund medialer Kaderplanung ist. Flick würde Werner zwar immer noch gerne seinen bzw. Rummenigges Stift für einen Vertragsunterschrift in die Hand drücken, aber der Kaderplaner Salihamidzic will das nicht.

17. Mai: Am ersten Spieltag nach der Corona-Pause gewinnen die Bayern bei Union Berlin 2:0, Lewandowski trifft einmal.

20. Mai: Neuer verlängert bis 2023. Salihamidzic sagt: "Gemeinsam haben wir eine Win-win-Situation geschaffen." Das ist das ganz schöne Gesicht des FC Bayern.

26. Mai: Die Bayern gewinnen das Spitzenspiel in Dortmund 1:0, obwohl Lewandowski nicht trifft. Die Bayern haben sieben Punkte Vorsprung auf die zweitplatzierten Dortmunder, die manchmal sogar Freunde medialer Trainerkritik sind.

16. Juni: Durch ein 1:0 in Bremen sichern sich die Bayern den Meistertitel, das Tor erzielt selbstverständlich Lewandowski.

18. Juni: Timo Werner wechselt zu einem tollen Verein (FC Chelsea), der für ihn eine Win-win-Situation geschaffen hat.

Saison des FC Bayern: Meisterfreuden ohne Fans: der FC Bayern in Bremen.

Meisterfreuden ohne Fans: der FC Bayern in Bremen.

(Foto: Martin Meissner/POOL/AFP)

20. Juni: Die Bayern gewinnen ihr letztes Heimspiel 3:1 gegen Freiburg, die Tore erzielen Lewandowski (zwei) und Kimmich. Doch die Turbulenzen enden nicht: In Manchester sagt Guardiola, dass Sané nicht verlängern werde. Kommt er also nach München? Flick sagt im deutschen Staatsfernsehen, er wolle "über Transfers nicht sprechen". Nothing to say, sagt der Erwartungshorizont unter dem Deckmantel der Demokratie und der freien Meinungsäußerung und freut sich auf ein paar coole Wochen.

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