Süddeutsche Zeitung

FC Bayern: Manuel Neuer:Post von Franz Josef Ultra

Manuel Neuer darf künftig gerne beim FC Bayern auflaufen - er soll sich jedoch gefälligst anständig benehmen. So verlangen es zumindest die Ultra-Gruppierungen des FC Bayern. Einige ihrer Forderungen liegen der SZ exklusiv vor. In Bildern.

Markus Schäflein

Manuel Neuer darf künftig gerne beim FC Bayern auflaufen - er soll sich jedoch gefälligst anständig benehmen. So verlangen es zumindest die Ultra-Gruppierungen des FC Bayern. Einige ihrer Forderungen liegen der SZ exklusiv vor. In Bildern. Bei einem vom Verein organisierten Treffen mit Manuel Neuer haben sich die Ultragruppen des FC Bayern München mit dem Torwart auf Verhaltensregeln geeinigt. "Ihm wurde von uns mitgeteilt, wie er sich zukünftig in Bezug auf unsere Kurve zu verhalten hat", hieß es in einer von fünf Fanklubs, darunter die Schickeria, gemeinsam verfassten Erklärung. An ihrer Meinung zu Neuer habe sich nichts geändert. "Wenn er sich aber an die besprochenen Verhaltensregeln und eine respektvolle Distanz hält, wird es keine weiteren organisierten Proteste und Aktionen geben", kündigten sie an. Unter anderem forderten sie Neuer auf, Abstand zur Kurve zu halten, nach den Spielen nicht mit den Mannschaftskollegen zum Zaun zu kommen und sein Trikot nicht in die Südkurve zu werfen. Zudem solle Neuer "niemals unser Wappen küssen". Dem Vernehmen nach soll Neuer - der selbst aus der Ultra-Szene des FC Schalke 04 stammt, worin der Konflikt gründet - Verständnis gezeigt und die Regeln akzeptiert haben; das Treffen insgesamt soll sehr harmonisch abgelaufen sein.

In der Fanszene des FC Bayern, auch bei jenen Anhängern, die sich selbst als aktiv und kommerzkritisch sehen, schwindet das Verständnis für die Aktionen der Ultras; sie seien nicht mehr nachzuvollziehen. Viele meinen, den Münchner Gruppierungen gehe es längst nicht mehr um die Sache - sondern nur noch darum, in der Ultra-Szene Deutschlands ihren Ruf zu retten, wenn sie Neuer künftig nicht mehr anfeinden. Trainer Jupp Heynckes nahm die Sache gelassen: "Früher wäre ich dagegen Sturm gelaufen. Heute sage ich: Lasst uns alle vernünftig miteinander umgehen. Dann wird sich das alles regulieren." Auch FCB-Präsident Uli Hoeneß äußerte sich zurückhaltend. "Ich glaube, dass die meisten Fans begriffen haben, um was es geht. Und wenn es trotzdem ein paar Unverbesserliche gibt, dann werden die meiner Meinung nach die Reaktion beim ersten Spiel in München erleben", sagte er. "Ich glaube, dass es den übrigen Zuschauern dermaßen auf die Nerven geht, dass sie diese Leute irgendwann aus der Arena rausbrüllen werden." Es folgen die neun Verhaltenshinweise von Franz Josef Ultra an Manuel Neuer, die der SZ exklusiv vorliegen.

Lieber Manuel Neuer, wenn Sie sich an diese Verhaltensregeln halten, wird es keine weiteren Proteste und Aktionen geben: 1.1. Freuen Sie sich bei Toren von Schalke nicht mehr. 1.2. Freuen Sie sich bei Toren von Schalke vor allem dann nicht mehr, wenn sie im Spiel gegen den FC Bayern München fallen.

2. Tragen Sie im Mallorca-Urlaub kein Schalke-Trikot mehr.

3.1. Essen Sie keine Currywurst mehr, sondern nur noch Weißwurst. 3.2. Weißwurst nicht mit Messer und Gabel essen, sondern auszuzeln. 3.3. Süßer Senf!

4. Nicht in der Nase bohren (auch nicht im Spiel gegen den FC Augsburg).

5. Du sollst keine anderen Götter neben uns haben.

6. Behaupten Sie niemals, dass wir selbst "für die Scheiß-Stimmung verantwortlich" sind.

7. Beim Essen Lätzchen umbinden, damit das Wappen des FC Bayern München nicht beschmutzt werden kann.

8. Retten Sie niemals den TSV 1860 München.

9. Nach dem Toilettengang Hände waschen nicht vergessen.

Sie waren mal Ultra und verdienen jetzt ultraviel Geld. Wir sind immer noch Ultras, wir lieben die FC Bayern München AG. Das ist das Leben: Liebe und Geld. Sind wir nicht alle ein bisschen schizophren? Herzlichst, Ihr Franz Josef Ultra

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Quelle:
SZ vom 15.07.2011
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