FC Bayern:Lob der Langsamkeit

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"Der Fakt, dass Xabi Alonso langsam ist, ist die Wahrheit", sagt Trainer Carlo Ancelotti über seinen Strategen im Mittelfeld. (Foto: Oliver Hardt/Getty)

FC-Bayern-Trainer Carlo Ancelotti verteidigt vor dem Spiel gegen Gladbach Xabi Alonso - und denkt dennoch darüber nach, Javi Martínez ins Mittelfeld zu verschieben.

Von Benedikt Warmbrunn

Carlo Ancelotti ist kein Mann der Geheimnisse. Nichts hält er im Verborgenen. In seinen dreieinhalb Monaten in München berichtete er schon von seiner Leidenschaft für Rotwein oder von seiner letztlich unbegründeten Skepsis dem Oktoberfestbier gegenüber, nun erzählte er dem Bayern Magazin, dass er als Trainer des AC Mailand oft von Parma aus mit dem Hubschrauber zum Training geflogen sei ("Es ist nicht einfach, einen Hubschrauber zu fliegen").

Und so wie er seine Persönlichkeit Tag für Tag weiter entblättert, so gewährt er auch immer tiefere Einblicke in seine Arbeit als Trainer des FC Bayern, in seine Sicht auf den Kader. Vor dem Heimspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr) gegen Mönchengladbach zum Beispiel sagt er: "Der Fakt, dass Xabi Alonso langsam ist, ist die Wahrheit."

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Tiefstehende Gegner geben Jérôme Boateng und Mats Hummels höchstens noch Anlass zu tiefschürfenden Gedanken.

Dass Alonso, 34, sein Spiel nicht auf seiner Schnelligkeit aufbaut, ist nun wirklich kein Geheimnis; in Frankfurt und am Mittwoch gegen Eindhoven konnte Alonso den einen oder anderen gefährlichen Gegenangriff nicht verhindern, weil er den einen oder anderen Schritt zu spät war. Dass Ancelotti diese Schwäche so offen anspricht, überrascht dennoch. Der übliche Trainerreflex wäre es ja nun, galant über diese Langsamkeit hinwegzusehen. Nicht aber Ancelotti.

Er thematisiert diese Anfälligkeit lieber in aller Ehrlichkeit. Er selbst, sagt er, sei ja auch "ein langsamer Spieler" gewesen, seiner Meinung nach ist das daher auch "keine negative Sache": "Wichtig ist, dass der Ball schnell läuft. Und da ist er einer der besten Spieler." Gut möglich also, dass Ancelotti auch gegen die konterstarken Mönchengladbacher auf seinen erfahrenen Strategen setzt.

Aus seiner Startelf macht Ancelotti ja am allerwenigsten ein Geheimnis, so verriet er am Freitag, dass der gegen Eindhoven starke Arjen Robben von Beginn an spielen werde. Für das defensive Mittelfeld ist auch Javi Martínez eine Option, dieser spielte dort erst am Mittwoch wieder 15 Minuten lang. "Ich weiß, dass in engen Spielen seine Persönlichkeit in der Mitte des Feldes wichtig sein kann."

Personelle Änderung schließt Ancelotti nach den jüngsten Wacklern im Zentrum also explizit nicht aus - Änderungen an der Taktik dagegen schon. "Das System bleibt gleich, es ändert sich nicht." Von Experimenten hält Ancelotti wenig. Aber auch das ist schon lange kein Geheimnis mehr.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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