FC Bayern:Lewandowski ist Teil eines größeren Plans

FC Bayern Muenchen v 1899 Hoffenheim - Bundesliga; Lewy

Als Stürmertyp sehr begehrt: Robert Lewandowski bleibt trotzdem beim FC Bayern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von 2018 an werden die Spitzenklubs in der Champions League noch mehr Geld verdienen. Um dazuzugehören, hat sich der FC Bayern ein wasserdichtes Konstrukt gebaut.

Von Martin Schneider

Die Frage nach dem Geld stellt sich natürlich. Wie viel Robert Lewandowski nach seiner Vertragsverlängerung beim FC Bayern bis 2021 ab jetzt verdient, bleibt der Öffentlichkeit verborgen, aber man kann sich der Summe annähern. Als Toni Kroos 2014 zu Real Madrid wechselte, bekam er ein Gehalt von 10,9 Millionen Euro jährlich. Das weiß man dank der Plattform Football Leaks, wo der Vertrag veröffentlicht wurde.

Mittlerweile hat Kroos schon wieder einen neuen Vertrag unterzeichnet. Der ist noch nicht im Internet gelandet, aber man kann davon ausgehen, dass er nicht unbedingt weniger verdient. Was das über Robert Lewandowski aussagt? Nun: Der FC Bayern hat ihm offenbar ein Angebot gemacht, das weder Real Madrid noch einige höchst solvente Klubs aus der englischen Premier League deutlich überbieten konnten.

Es ist keine Überraschung, dass der FC Bayern viel zahlen kann. Vor kurzem hat der Klub auf der Jahreshauptversammlung den neuesten Pegelstand seines Geldspeichers verkündet. Eigenkapital: 416 Millionen Euro. Dazu den Umsatz um geschmeidige 100 Millionen Euro gesteigert, der Gewinn nach Steuern beträgt nun 33 Millionen Euro, zehn Millionen mehr als 2015. Uli Hoeneß sagte irgendwann auf der Versammlung, dass man bei aller Konzentration auf die Präsidentenwahl (also seiner Wahl) doch bitte diese Zahlen wertschätzen sollte.

Angebot klein, Nachfrage groß

Aber: Robert Lewandowski war ja besonders heiße Ware, er war international begehrt. Er ist ein klassischer Stürmer, 28 Jahre alt, eine echte Nummer Neun, die verlässlich Tore liefert, und von dieser Art gibt es in Europa nicht mehr so viele. Luis Suárez beim FC Barcelona ist einer, vielleicht noch Gonzalo Higuaín bei Juventus Turin, Karim Benzema bei Real Madrid oder auch Pierre-Emerick Aubameyang aus Dortmund. Diego Costa dagegen, aktuell immerhin bester Torschütze in England, hat auch mit viel Wohlwollen nicht die spielerische Klasse von Lewandowski, und Zlatan Ibrahimovic ist zu alt.

Angebot klein, Nachfrage groß - das ergibt nach dem Lehrbuch "Einführung in die Betriebswirtschaftslehre" einen hohen Preis. Und bedenkt man die Tatsache, dass auch der Tabellenletzte der Premier League sehr viel mehr TV-Geld bekommt als die Münchner, dann mag der FC Bayern in Deutschland vielleicht finanziell konkurrenzlos sein, international gibt es mindestens ein paar genauso fette Karpfen im Teich. Für Lewandwoski werden sie an der Säbener Straße also bis an die Schmerzgrenze gegangen sein. Aber: Es wäre für den FC Bayern viel teurer geworden, diesen Preis nicht zu zahlen. Denn die Geld-Spirale im Fußball wird sich weiterdrehen, und die Münchner haben fest vor, weiter an der Spitze zu kreiseln.

Lewandowski ist ja nur das letzte Puzzlestein einer langfristigen Kaderplanung. Manuel Neuer, David Alaba, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Javi Martínez, Renato Sanches, Thomas Müller und nun Robert Lewandowski haben einen Kontrakt bis 2021, dazu Joshua Kimmich und Douglas Costa bis 2020. Um diesen Spielerkern kann man eine Mannschaft bauen, die in der Lage ist, unter die besten vier Teams in Europa zu kommen. Dort, wo der FC Bayern seit fünf Jahren konstant landet (Finale 2012, Sieg 2013, Halbfinal-Aus 2014-2016). Und dort, wo in Zukunft noch viel mehr Geld stecken wird.

Rummenigge hat die Champions-League-Reform ausgehandelt

Durch die Champions-League-Reform, die ab der Saison 2018/19 greifen wird, wird sportlicher Erfolg stärker honoriert als bisher. Das heißt: Die Vereine, die weit kommen, bekommen mehr Geld, als die Vereine, die früh ausscheiden. Das klingt selbstverständlich, aber aktuell werden die TV-Erlöse bei der Geld-Verteilung noch viel stärker gewichtet. Das führte vergangene Saison etwa zu der kuriosen Situation, dass Manchester City wegen des starken englischen Fernsehmarktes trotz Halbfinal-Aus mehr Prämien bekam als der Sieger Real Madrid.

Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat diese Reform als Vorsitzender der europäischen Klub-Vereinigung ECA maßgeblich mit ausgehandelt. Er weiß also sehr genau, dass es noch mehr als heute darauf ankommt, zu diesem Zeitpunkt einen guten Kader zu haben. Eine Simulationsrechnung der Uefa ergab, dass Bayern ab 2018 zum Beispiel bei einem Halbfinal-Einzug 109 Millionen Euro statt wie bisher 64 Millionen Euro einnehmen würde.

Der FC Bayern plant mit diesem Geld. In einem Spiegel-Interview sagte Rummenigge vor drei Monaten ganz konkret, dass dem FC Bayern die absehbaren Einnahmen in der Champions League bei den Verhandlungen mit Lewandowski helfen. Dass die besten vier Ligen ab 2018 vier sichere Startplätze in der Champions League haben werden, tut sein Übriges, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Oder glaubt jemand ernsthaft an einen fünften Platz des FC Bayern?

Nachvollziehbare Strategie

Der Klub hat sich jedenfalls nun in eine Situation gebracht, in der er entweder die Spieler bis 2020 und 2021 hält. Dann hat er aller Voraussicht nach einen Kader, mit dem man in der Champions League weit kommt und damit noch mehr verdient als bisher. Oder der FC Bayern hält die Spieler nicht, dann müssen andere Klubs absurd viel bezahlen, um sie aus ihren Verträgen herauszukaufen. Uli Hoeneß sprach in einem Interview mit Bild am Sonntag vor kurzem davon, dass bald Transfers mit Ablösesummen von 150 Millionen oder 200 Millionen Euro möglich sein werden. Diese Summen werden den FC Bayern auf jedenfall betreffen, wenn Nachfolger für Arjen Robben, 32, und Franck Ribéry, 33, geholt werden müssen. Die Kandidaten Kevin De Bruyne und Leroy Sané wechselten zu Manchester City, einem der wenigen fetteren Karpfen im Teich.

In den Fußball, so viel steht fest, wird in absehbarer Zeit noch viel mehr Geld fließen. Mit der Vertragsverlängerung von Robert Lewandowski hat der FC Bayern alle Voraussetzungen geschaffen, um möglichst viel von diesem Geld zu bekommen. Aus Münchner Sicht ist das eine total nachvollziehbare Strategie. Was das für die Bundesliga bedeutet, das ist eine andere Frage.

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