FC Bayern gegen Leipzig:Ribérys Siegtor im Zeitlupenmodus

Fussball 1. Bundesliga/ FC Bayern Muenchen-RB Leipzig

Wie aus einer anderen Zeit: Das Siegtor von Franck Ribéry (Mitte) gegen Leipzig.

(Foto: Frank Hoermann/Sven Simon)

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Für einen Moment sah es so aus, als könnte Franck Ribéry den Zeitlupenmodus einschalten. Mit dem linken Fuß stoppte er im Strafraum den Ball, eine ganz sanfte Berührung, mehr brauchte er nicht. Dann, bereits im Zeitlupenmodus, sah er, dass zwei Verteidiger heran rutschten, noch eine sanfte Berührung mit links, die Verteidiger waren aus seiner Schussbahn herausgerutscht. Ribéry schaltete den Zeitlupenmodus aus. Er beschleunigte sein Denken, all seine Bewegungen, ein dritter Verteidiger rutschte heran, doch dann hatte Ribéry den Ball schon geschossen, zu schnell für alle anderen. Tor.

Der FC Bayern München befindet sich gerade in einem mitunter aufreibendem Umbruch, doch an diesem Mittwochabend war der FC Bayern noch einmal jener FC Bayern, der er im vergangenen Jahrzehnt so oft gewesen war. Er war der FC Bayern von Franck Ribéry.

"Er war da, wo wir ihn gebraucht haben, danke Franck", sagte Thomas Müller nach dem Spiel . 1:0 (0:0) gewann die Mannschaft das Spitzenspiel gegen RB Leipzig, es war über lange Strecken eine von beiden Teams konzentriert geführte Partie, mit wenig Fehlern, aber auch wenigen Höhepunkten. Keine Mannschaft wollte diejenige sein, die zuerst zuckt und dafür bestraft wird. "Wir haben uns mit Ball nicht ganz so viel zugetraut, weil wir natürlich um die Stärken der Leipziger wussten", sagte Müller. Und so entschied diesen Abend ein Einzelkönner, Ribéry, mit seinem Tor in der 83.Minute.

Die Teams überbieten sich in ihrer Verhaltenheit

Die Ausgangslage vor dieser Partie war für den FC Bayern so klar wie schon lange nicht mehr. Ein Sieg, und die Mannschaft von Niko Kovac hätte den Rückstand auf Dortmund auf sechs Punkte verkürzt, nachdem der Tabellenführer am Dienstag überraschend beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf verloren hatte. Ein Unentschieden, und die Mannschaft hätte eine hervorragende Chance verpasst. Eine Niederlage, und sie wäre obendrein in der Tabelle abgerutscht, überholt von Leipzig

Trainer Niko Kovac wählte aus diesem Anlass die wohl seriöseste Aufstellung, die ihm sein Kader gerade ermöglicht; es war unverändert die vom vergangenen Samstag, vom lässigen 4:0-Sieg in Hannover. Es spielten also zum Beispiel Kingsley Coman, Thiago und Mats Hummels. Franck Ribéry zum Beispiel saß dadurch zunächst erneut auf der Ersatzbank.

Entsprechend der Ausgangslage führten die Mannschaften die Partie auch ausgesprochen seriös. Keine Mannschaft wagte sich zu sehr ins Risiko. Leipzig attackierte die Bayern früh, worauf der Gastgeber reagierte, indem er den Spielaufbau konsequent am eigenen Strafraum eröffnete, allerdings ohne überraschende Ideen, sondern überwiegend behäbig. Ein Großteil der Begegnung spielte sich in der Münchner Hälfte ab, bei Münchner Ballbesitz wohlgemerkt.

Und weil sich die Mannschaften in ihrer Verhaltenheit gegenseitig überboten, gab es nur wenige Torgelegenheiten. In der vierten Minute schlenzte Leon Goretzka nach einem Getümmel im Leipziger Strafraum den Ball am Tor vorbei. Eine Minute später schoss Konrad Laimer auf das Tor des FC Bayern, allerdings direkt auf Manuel Neuer. Den lautesten Applaus in der ersten Hälfte der ersten Hälfte verdiente sich Bayerns Verteidiger Niklas Süle durch eine erfolgreiche Grätsche gegen Timo Werner an der Seitenlinie.

Stefan Ilsanker und Renato Sanches fliegen vom Platz

Kombinierte sich der FC Bayern in die gegnerische Spielfeldhälfte, wurde es nicht selten gefährlich, was daran lag, dass die Leipziger Abwehr etwas unsortiert stand. Die beste Chance hatte Robert Lewandowski, der nach einem feinen Pass von Serge Gnabry den Innenpfosten traf (24.). Weitere aussichtsreiche Angriffe endeten mit einem weniger feinen Pass. In der 26. Minute versuchte es Serge Gnabry mit einem Sprintduell gegen Marcel Halstenberg, er legte sich den Ball einen Tick zu weit vor. Obendrein verletzte er sich in der Szene. Für ihn kam Ribéry.

Leipzig gelang es gegen die tief stehenden Gastgeber nicht, die eigene Stärke, die schnellen überfallartigen Gegenangriffe, auszuspielen. Die beste Chance hatte Dayor Upamecano, der nach einem Eckball mit einem Kopfball die Latte traf (36.).

Auch in der zweiten Halbzeit blieben sich beide Mannschaften zunächst in ihrer Zurückhaltung verbunden. Leipzig zog das Pressing gelegentlich engmaschiger auf, doch zu dem einen Fehler, der einen Gegenangriff ermöglicht hätte, zwangen sie den FC Bayern nicht. Der Gastgeber wiederum blieb seriös. Beim lange Zeit besten Angriff kombinierte sich die Mannschaft zügig und direkt an den Strafraum, über Joshua Kimmich und Thomas Müller kam der Ball zu Coman, dessen Hereingabe war für Lewandowski unerreichbar (56.). Ansonsten passierte in den beiden Strafräumen erstaunlich wenig. Erst in der Schlussviertelstunde erhöhte der FC Bayern den Druck.

In der 79. Minute reagierte Leipzigs Torwart Peter Gulacsi geistesgegenwärtig nach einem Kopfball von Joshua Kimmich. Vier Minuten später schaltete dann Ribéry den Zeitlupenmodus an.

In den Schlussminuten wurde es noch turbulent. Stefan Ilsanker sah nach einem Foul an Thiago die rote Karte, Renato Sanches wegen eines Schubsers die gelb-rote. Dann war das Spiel auch schon vorbei.

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