FC Bayern in der Einzelkritik:Musiala trägt sich in Bayerns Rekordbücher ein

Lesezeit: 4 Min.

Der Mittelfeldspieler trifft vor seinem 18. Geburtstag, Alphonso Davies findet seinen Meister und Niklas Süle dribbelt wie Leroy Sané. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Manuel Neuer

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

War gegen Bielefeld und Frankfurt eher weniger zufrieden mit seiner Verteidigung, was bei insgesamt fünf für ihn nicht haltbaren Gegentoren auch eher weniger überraschend ist. Diesmal von Beginn an unter Strom, seine Schreie hallten über alle sieben Hügel hinweg. Wies seine Mitspieler auch nach klaren Abseitspositionen von Lazio energisch auf Fehlverhalten hin. Ausnahmsweise ohne eigene Weltklasseparade, beim Gegentor - wie so oft - machtlos.

Niklas Süle

(Foto: ALBERTO PIZZOLI/AFP)

In der siebten Minute tanzte Niklas Süle tatsächlich durch die ewige Stadt. Die Lazio-Abwehr war ob des leichtfüßigen Dribblings dieses 1,95-Meter-Gladiators bass erstaunt - aber nachdem er alle ausgespielt hatte (Foto), wurde sein Querpass im letzten Moment geblockt. Süle war ja in den vergangenen Tagen - man muss das so hart sagen - der Prügelknabe Nummer eins. Erst ließen ihn Younes und Kostic in Frankfurt schlecht aussehen, dann bekam er ein paar deutliche Worte von Karl-Heinz Rummenigge im Sportstudio mit, dann meinte Hansi Flick auch noch, er benötige einen "Pflegetag" (er musste sich einfach schonen). Gleicher Flick vertraute ihm aber trotzdem weiter auf der für Süle ja grandios undankbaren Position des Rechtsverteidigers - er dankte es mit robuster Abwehrarbeit und feiner Technik. Starkes Spiel.

Jérôme Boateng

(Foto: ALBERTO LINGRIA/REUTERS)

Glückskind des Tages, weil in der 18. Minute der Elfmeterpfiff ausblieb. Stellte sich Milinkovic-Savic in den Weg, der gab der Schwerkraft nach. Die passende Floskel für diese Szene war: "Wenn er pfeift, darf er sich nicht beschweren." Eine glasklare Fehlentscheidung war es aber auch nicht und so blieb der VAR vorschriftsmäßig stumm. Eher unsicheres Spiel von ihm, oft mit riskanten Aktionen gerade so rechtzeitig zur Stelle. Zugegeben: Immobile ist auch nicht der einfachste Gegenspieler.

David Alaba

(Foto: Marco Rosi - SS Lazio/Getty Images)

Jede Woche ein neues Alaba-Gerücht. Diesmal: Paris. Nachdem die Zeitungen in Madrid meinten, er würde mit Real verhandeln meldeten nun andere Zeitungen, er würde mit Paris Saint-Germain pokern. Wie auch immer - so ein solider Abwehrchef, der im Champions-League-Achtelfinale den Laden dicht hält, wird überall gern genommen. Nur leisten muss man ihn sich können.

Alphonso Davies

(Foto: Gregorio Borgia/AP)

Hat es wahrscheinlich selbst nicht für möglich gehalten, aber Manuel Lazzari scheint der einzige Spieler in ganz Europa zu sein, der auch einem Alphonso Davies davonlaufen kann. Der Italiener und der Kanadier lieferten sich ein paar Monate vor Olympia (so es denn stattfindet) mehrfach 100-Meter-Finals mit unklarem Ausgang. Bis sie sich mal offiziell auf einer Leichtathletik-Bahn treffen, ist Armin Hary weiter amtierender Olympiasieger von Rom.

Joshua Kimmich

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Setzte landestypisch den Daumen auf Zeige- und Mittelfinger, als er sich bei Schiedsrichter Orel Grinfeld massiv über eine Freistoßentscheidung gegen Mitspieler Davies beschwerte - sah dafür Gelb und wird sich nach dem Spiel ebenso massiv darüber ärgern, dass er sich beim Stand von 4:1 eine unnötige Verwarnung geholt hat. Kimmich verpasste ja einst das Rückspiel gegen Liverpool wegen einer Gelbsperre - hat aber diesmal noch zwei Verwarnungen frei, er ist bisher unbescholten. Tat ansonsten das, was man von ihm mittlerweile erwartet: Zweikämpfe gewinnen, Pässe verteilten. Und wahrscheinlich war sein Wutausbruch auch hilfreich. Zu dem Zeitpunkt war Lazio nahe am 2:4. Danach nicht mehr.

Leon Goretzka

(Foto: Gregorio Borgia/dpa)

So sehnsüchtig wie auf seine Rückkehr warten sie in München sonst nur auf die Öffnung der Biergärten im Frühling. Aber es sah halt jeder, dass Joshua Kimmich im Herz des Spiels nicht ALLES alleine machen kann. Schon gegen Frankfurt brachte Goretzkas Einwechslung einen ansehnlichen Wetterumschwung, auch diesmal machte es einen Unterschied, ob Roca oder Tolisso - oder eben Goretzka spielt. Überließ Musiala im richtigen Moment den Ball, zudem in der Defensive mit wichtigen Zweikampferfolgen.

Leroy Sané

(Foto: Paolo Bruno/Getty Images)

Eigentlich Doppel-Torschütze, aber unbarmherzige Statistiker müssen das 4:0 natürlich als Eigentor werten. Dabei war es das klar bessere "Tor". Nach einem 60-Meter-Sprint-Konter konnte niemand (auch kein Mitspieler) Sané folgen und so war er gezwungen, einen Haken im aberwitzigen Tempo zu schlagen. Sein Abstoppen-Mitnehmen-Querpassen war mit Süles Dribbling vielleicht die schönste Bewegung des Abends, die auch in ein Deckenfresko in eine der unzähligen römischen Kirchen gepasst hätte, wenn heute noch jemand Deckenfresken malen würde. Aber Youtube ist ja auch okay. Der folgende Querpass (Foto) nach diesem Kunststück drückte dann Acerbi über die Linie. Das 3:0 schoss Sané offiziell selbst, aber das war einfach ein ehrlicher Abstauber.

Jamal Musiala

Wer will ihn stoppen? Jamal Musiala trifft zum 2:0 gegen Lazio Rom. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Ein paar prominente Namen sind noch vor Jamal Musiala: Karim Benzema zum Beispiel hat er nicht geschlagen, auch Cesc Fabregas steht noch vor ihm. Ein paar prominentere Namen waren aber auch älter, als sie ihr erstes Champions-League-Tor schossen: Lionel Messi, Kylian Mbappé - oder Samuel Kuffour, den Musiala nun als jüngsten Königsklassen-Torschützen in der langen Geschichte des FC Bayern ablöst. Flick brachte den Fast-18-Jährigen (er hat am 26. Februar Geburtstag) von Beginn an auf der Zehnerposition und Musiala tat das, was der Trainer sich von ihm erhoffte: Sich in der Enge einer italienischen Abwehr behaupten - und ein Tor schießen (Foto).

Kingsley Coman

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

War in den vergangenen Wochen sehr oft der beste Münchner Außenspieler, diesmal ging der Award klar an Sané. Aber für einen unwiderstehlichen Sprint und eine Torvorlage im Champions-League-Achtelfinale reichte es dennoch. Der Ex-Münchner-Ersatztorwart Pepe Reina konnte Comans Schuss nur nach vorne abklatschen lassen. Sané schob ein.

Robert Lewandowski

(Foto: ALBERTO PIZZOLI/AFP)

Ist ein Sportsmann und als solcher klatschte er nicht mit Mateo Musacchio ab, obwohl der Italiener ihm den Ball vor dem 1:0 so genau in den Lauf gespielt hatte, wie man es sich von einem Mitspieler nicht hätte wünschen können. Erst in der Wiederholung sah man, dass Lewandowski, dieser Fuchs, auf den ungenauen Rückpass spekulierte. Steht in der Champions League erst bei vier Toren - ein gewisser Haaland führt die Liste an.

Einwechselspieler

Es ist Spekulation, natürlich, aber gut möglich, dass Flick bei einem engeren Spielstand gar nicht gewechselt hätte. So brachte er angesichts der arg dünnen Bank noch Javi Martinez und Lucas Hernandez, um Goretzka und Coman zu schonen. Ganz spät kamen Bouna Sarr und Eric Maxim Choupo-Moting.

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