Süddeutsche Zeitung

Dodi Lukebakio:Der Stürmer, der zu schnell für Bayern ist

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Aus dem Stadion von Daniel Böldt, München

Nur eine handvoll Journalisten hatte sich nach dem Spiel der Bayern gegen Düsseldorf um den Mann des Abends geschart. Die weitaus größere Aufmerksamkeit zog ein Herr auf sich, der den versammelten Medienvertretern zum wiederholten Male zu erklären versuchte, was denn da los sei in seinem Verein.

Der Grund für die jüngste Krisenrede von Uli Hoeneß stand derweil nur zehn Meter weit entfernt und konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. Dodi Lukebakio hat mit seinem 3:3-Ausgleich in der 93. Minute für ein kaum für möglich gehaltenes Unentschieden der Düsseldorfer in München gesorgt. Es war sein fünftes Saisontor - und sein drittes an diesem denkwürdigen Nachmittag in München. "Only one word: unbelievable", sagte der grinsende Lukebakio nach dem Spiel. Und das war es tatsächlich: unglaublich.

Es ist noch gar nicht so lange her, da sind gegnerische Stürmer in München vor allem mit zwei Emotionen konfrontiert gewesen: Ehrfurcht und Frust. Ehrfurcht, weil da eine - wie es schien - unbezwingbare Defensivabteilung ihr trockenes Handwerk verrichtete. Frust, weil sich den Stürmern im Schnitt etwa eine halbe verwertbare Torchance im Spiel bot.

Drei-Tore-Mann Lukebakio - immer noch lächelnd - stand nun aber in den Katakomben der Münchner Arena und sagte einen für alle, die es mit dem FC Bayern halten, bedenklichen Satz: "Natürlich habe ich eine Menge Respekt, aber wenn ich auf dem Feld stehe, denke ich nicht daran, gegen wen ich spiele." Diese selbstbewusste Gedankenlosigkeit konnte man bereits in der ersten Spielminute beobachten, als Manuel Neuer einen Schuss von Lukebakio zur Ecke abwehren musste. Im Nachhinein eine gelungene Aufwärm-Übung für den Stürmer. Denn bei den folgenden drei Versuchen sollte der Bayern-Keeper jeweils machtlos bleiben.

Düsseldorf hat den jungen Belgier am Saisonbeginn für ein Jahr vom FC Watford ausgeliehen, wohl in der Ahnung, dass ihrer Offensive etwas mehr Tempo gut zu Gesicht stehen würde. Nach einem guten Saisonstart hat man sich dennoch erwartungsgemäß in den unteren Rängen der Liga einsortiert. Seit dem 7. Spieltag ist die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel wahlweise auf dem letzten oder vorletzten Tabellenplatz. Doch wenn beim Aufsteiger in letzter Zeit immer häufiger von einer noch nicht verloren gegangenen Hoffnung die Rede war, speiste die sich vor allem aus einem Grund: den schnellen Beinen Lukebakios.

Schnelligkeit war dann auch das Stichwort für Lukebakios Auftritt in München. Beim Anschlusstreffer zum 1:2 (44.) war er gedankenschneller als sein Bewacher Niklas Süle. Bei den Treffern Nummer zwei und drei (77./90.+3) waren es dann tatsächlich die schnellen Füße, die ihn zweimal alleine vor Neuer trugen. Und Lukebakio, der nach nach eigenem Bekunden, nicht daran dachte, dass da ein ehemaliger Welttorhüter und Weltmeister im Tor steht, schob zweimal lässig ein.

Ob er schon mal drei Tore in einem Spiel geschossen habe, wurde Lukebakio noch gefragt. "Nein, nur als ich jung war", sagte der 21-Jährige. Der Gefahr, dass der Erfolg dem Stürmer nun zu Kopf steigt, wollen sie in Düsseldorf gleich entgegenwirken. "Der hat nach dem Spiel die passenden Worte von mir gesagt bekommen", teilte Friedhelm Funkel mit. Was er ihm gesagt habe? Er solle "Bleischuhe anziehen", um auf dem Boden zu bleiben.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2018
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