Niko Kovac:"Warum immer auf Kosten des Trainers?"

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Niko Kovac vor dem Spiel in Piräus.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Niko Kovac hat vor dem Spiel des FC Bayern gegen Union Berlin grundsätzlich den Umgang mit Trainern kritisiert.
  • Trainer würden zu schnell zu hart kritisiert. Das habe nicht allzu viel mit Respekt zu tun.
  • Der Trainer könne nur anleiten. Umsetzen müsse es immer die Mannschaft.

Von Martin Schneider

Niko Kovac sprach über Lucien Favre, aber eigentlich meinte er sich selbst. Trainer sprechen vor Spielen selten über andere Mannschaften als den nächsten Gegner, das gilt als Einmischung in fremde innere Angelegenheiten. Aber Kovac ging es ums Grundsätzliche, und da sah er eine Parallel zwischen sich und dem BVB-Trainer. "Wir müssen allgemein über ein paar Sachen reden", begann Kovac. Dass es nach acht Bundesliga-Spieltagen "auf die Trainer losgeht", habe "nicht allzu viel mit Respekt zu tun".

"Das ist eine Tendenz - und ich finde: Das ist keine gute Tendenz. Lucien Favre hat so viele Punkte wie wir, hat in der Champions League nur einmal verloren, ist im DFB-Pokal weiter - und alles ist schlecht? Da werden Namen gehandelt - das verstehe ich nicht. Warum immer auf Kosten des Trainers?" Die Kritik an den Trainern ist eines der Lieblingsthemen von Kovac, sie komme immer zu schnell, immer zu heftig. "Natürlich ist der Trainer derjenige, der alles leitet", sagte er. "Umsetzen müssen es immer die Spieler. Das war vor zwanzig Jahren so, und das wird auch in zwanzig Jahren so sein."

Der Sturm kommt von außen, glaubt Kovac

Der FC Bayern hat drei Spiele in Serie nicht überzeugend gespielt, selbst wenn das Team am Samstag gegen Union Berlin gewinnen sollte, wird das wohl nicht für die Tabellenführung reichen, und darum ist die Lage angespannt. Auch das war vor zwanzig Jahren so und wird auch in zwanzig Jahren so sein. Aber Kovac ist der Meinung, der Sturm werde "von draußen reingeweht". Er sei im Austausch mit seinen Chefs und daher auch entspannt.

Die Bayern-Chefs allerdings positionieren sich durchaus kritisch. Sportdirektor Hasan Salihamidzic sagte am Dienstag nach dem holprigen Sieg in Piräus, dass alles besser werden müsse. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte, dass man mit dieser Leistung in der Saison nicht weit kommen werde. "Karl-Heinz Rummenigge sprach von Sorglosigkeit. Da weiß jeder, wer damit gemeint ist", entgegnete Kovac, ohne zu sagen, wer denn damit gemeint sei. Ob sich seine Chefs nicht deutlicher für ihren Trainer einsetzen sollten? "Kann sein, muss nicht sein, weiß ich nicht."

Dass der FC Bayern zurzeit nicht überzeugt, das liegt auch an einer Defensivschwäche, in den vergangenen fünf Spielen gab es je zwei Gegentore. "Das Eins-gegen-Eins ist das Entscheidende im Fußball. Es geht um die Bereitschaft, das Duell zu suchen. Und wenn ich das Duell suche, muss ich es auch gewinnen", sagte Kovac. Vielleicht war es ja nur Zufall, dass auch das Zweikampfverhalten nichts mit der Taktik des Trainers zu tun hat.

Zusätzlich geschwächt wird die wackelige Defensive durch Verletzungen, nach dem Kreuzbandriss von Niklas Süle und der Außenbandverletzung von Lucas Hernández stehen als Innenverteidiger nur noch Benjamin Pavard und Jérôme Boateng zur Verfügung. "Wir heulen nicht rum", sagte Kovac. Er habe immer gesagt, dass man jeden brauche. Sollte Boateng "gut spielen, wird er auch noch mal eine Alternative für andere Aufgaben". Ob er damit eine Rückkehr in die Nationalelf gemeint habe? Kovac verriet es nicht.

Union Berlin, der Gegner vom Samstag, gilt als eine sogenannte Pflichtaufgabe. Allerdings haben die Bayern schon die sogenannten Pflichtaufgaben gegen Hoffenheim und Augsburg nicht gelöst. Dass auch das eine Rolle bei der aktuellen Bewertung spielen könnte, darauf ging Kovac nicht ein.

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