FC Bayern:Kovac kontert

FC Bayern: „Ich finde, da war nichts Negatives“, sagt Trainer Niko Kovac über die Kritik von Robert Lewandowski.

„Ich finde, da war nichts Negatives“, sagt Trainer Niko Kovac über die Kritik von Robert Lewandowski.

(Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Der Bayern-Trainer reagiert auf Kritik an seiner Taktik beim Champions-League-Aus. Er muss eingestehen, dass hohes Pressing seiner Mannschaft Probleme bereitet.

Von Sebastian Fischer

Niko Kovac sprach über eine Mannschaft, die er gut kennt, deren Weg er mitgestaltet hat und deren Schicksal ihm am Herzen liegt. "Man sieht, was es heißt, wenn man einen Traum hat und daran glaubt", sagte er über diese Mannschaft. Doch leider, zumindest aus seiner Sicht, sprach der Trainer des FC Bayern in diesem Moment nicht über seine aktuellen Spieler. Er sprach am Freitag über Eintracht Frankfurt, seinen früheren Arbeitgeber, der am Vorabend im Europapokal Inter Mailand bezwungen hatte. Warum man von seinem Traum, zwei Tage vorher in der Champions League den FC Liverpool zu besiegen, so wenig gesehen hatte, das musste er erklären.

Es geht in diesen Tagen beim FC Bayern nicht zum ersten Mal in dieser Saison um die Pläne und Ideen des Trainers - und ob sie genügen für jenen offensiven und dominanten Fußball, den man gemeinhin in München erwartet. Nach dem 1:3 am Mittwoch und dem damit verbundenen Achtelfinal-Aus hatten einige Spieler die Taktik hinterfragt. Eher in Andeutungen wie Mats Hummels, der sagte, der FC Bayern habe eine "gewisse Spielweise, die gegen pressende Mannschaften nicht immer zum hundertprozentigen Erfolg führt". Aber auch deutlich wie Robert Lewandowski. "Wir haben in beiden Spielen zu defensiv gespielt", sagte der Stürmer: "Wir haben keinen Druck nach vorne gemacht, keine Chancen rausgespielt. Wir haben wenig riskiert zu Hause."

Kovac wäre als Trainer dafür verantwortlich, mehr Risiko anzuordnen, einen Affront wollte er in Lewandowskis Worten aber nicht erkennen. "Ich finde, da war nichts Negatives", sagte er. Was die Herangehensweise angehe? Die, das müsse er klarstellen, sei gegen Liverpool dieselbe gewesen wie zuvor in der Liga gegen Mönchengladbach und Wolfsburg, als zwei Siege, insgesamt elf Tore und die Rückkehr an die Tabellenspitze gelangen. "Die Anlaufhöhe" - also die Zone auf dem Feld, in der man den Gegner zu attackieren beginnt - "war genau dieselbe." Bloß: "Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der einfach besser war." Wenn man mit Teams wie Liverpool mithalten wolle, sagte Kovac, müsse man "die Grundsatzfrage stellen", also überlegen, im Sommer mehr Geld für Spieler auszugeben, so wie es die englischen Klubs tun. Doch so einfach Fußball manchmal ist - ob sie sich beim Rekordmeister mit einer so simplen Erklärung zufriedengeben?

Auf Nachfrage ging Kovac ein wenig detaillierter auf die Kritik von Hummels ein. Gegen Mannschaften wie Liverpool, die pressen, also früh und aggressiv angreifen, sei Folgendes entscheidend: "Man muss mutig sein, man muss den Ball fordern, man muss dem Ballführenden viele Anspielpunkte anbieten." Sonst, sagte Kovac, "bleibt meistens nur der Verzweiflungspass oder der lange Ball". Noch beim 0:0 im Hinspiel, als Joshua Kimmich statt Rafinha als rechter Verteidiger auflief, hatten sich die Münchner mit den häufiger anspielbereiten defensiven Mittelfeldspielern Javi Martinez und Thiago oft aus Liverpools Druck befreien können. Diesmal musste Thiago zu weit in Richtung eigenes Tor ausweichen, kein Offensivspieler füllte die Lücke im Spielaufbau, die Flügelspieler Franck Ribéry und Serge Gnabry blieben weit außen; und Jérôme Boateng, der versiertere Passgeber als Hummels' Nebenmann Niklas Süle, blieb ganz draußen.

Auch wenn sie an diesem Sonntag in der Bundesliga gegen Mainz wieder für ein überlegenes Spiel reichen könnte, wird die Taktik ein Thema bleiben beim FC Bayern. So lange zumindest, wie Kovac und seine Spieler an gemeinsame Träume glauben.

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