Niko Kovac:Der FC Bayern benötigt zu viel Hilfe von außen

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Weil Trainer Kovac nur wenig Impulse geben kann, steht den Münchnern ein unangenehmer Winter bevor. Die Mannschaft entwickelt nicht mehr genug Stärke aus sich selbst heraus.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Am Ende entscheidet sich das Schicksal des FC Bayern und seiner Trainer nicht selten auf einem Sofa am Tegernsee. Dort sitzt dann der Präsident Uli Hoeneß und hört sich an, was seine Spieler zu sagen haben. Sorgen mit der Familie, Sorgen über den Trainer, bei Hoeneß dürfen die Spieler alles sagen. Denn für Hoeneß, der im jugendlichen Alter von 27 Jahren als Manager angefangen hatte, ist sein FC Bayern immer auch: ein Verein der Spieler.

Der Trainer ist für Hoeneß in erster Linie ein Begleiter der Mannschaft, einer, der sie gewähren lässt. Nicht ohne Grund verehren sie im Verein bis heute Ottmar Hitzfeld oder Jupp Heynckes, die eine Jetzt-erst-recht-Mentalität im Team erkannten und kanalisierten, die dann jeweils zum Titel in der Champions League führte. Und nicht ohne Grund fanden sie im Verein taktische Ideologen wie Louis van Gaal oder Pep Guardiola zum Ende hin doch arg anstrengend - weswegen sie sich bei beiden für einen Nachfolger entschieden, der der Mannschaft mehr Freiheiten versprach; einmal war das Heynckes, einmal Carlo Ancelotti.

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Ein Trainer musste die Schwingungen innerhalb der Mannschaft kennen

Die Entscheidung für Niko Kovac als neuen Trainer war im Sommer die Entscheidung für einen Mittelweg. Die Spieler sollten stark bleiben. Und sie sollten von einem Trainer angeleitet werden, der die letzten Kräfte aus einem in die Jahre gekommenen Kader presst, und sei es mit einem unnachgiebigen Fitnessprogramm. Doch nun, da bei einer Niederlage am nächsten Samstag bei Tabellenführer Dortmund ein Rückstand in Höhe von sieben Punkten droht, zeigt sich, dass dieser Mittelweg womöglich zu sehr eine Kompromisslösung war.

Die Mannschaft entwickelt nicht mehr genug Stärke aus sich selbst heraus, sie benötigt so viel Hilfe von außen wie seit Jahren nicht. Doch diese Hilfe kommt nicht. Und so stellt sich die Frage, ob Kovac der Mannschaft nicht helfen kann - oder ob diese sich in ihrem Stolz nicht helfen lassen will.

Das Schicksal des FC Bayern und seiner Trainer hat sich am Ende übrigens selten an der Schönheit des Spiels entschieden. Ein Trainer musste die Schwingungen innerhalb der Mannschaft kennen, und der Rückstand in der Tabelle durfte nicht allzu groß werden. In beiden Punkten hat Kovac viel Arbeit vor sich. Ein Sieg oder zumindest ein Punkt in Dortmund würde ihm diese Arbeit wesentlich erleichtern. Andernfalls erwartet ihn bestenfalls ein unangenehmer Winter.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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