FC Bayern in der Einzelkritik:Goretzka lädt den Akku auf

Lesezeit: 3 min

Der Mittelfeldspieler bereitet drei Tore vor, Thomas Müller braucht 30 Sekunden Eingewöhnungszeit, und Robert Lewandowski marschiert auf die 40 zu. Der FC Bayern gegen Köln in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Manuel Neuer

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Rastete nach dem Kölner Tor gepflegt aus, und man konnte ihn verstehen. Ein dilettantisches Missverständnis zwischen Boateng und Alaba sorgte dafür, dass er wieder nicht zu Null spielen konnte. Shkiri überlupfte ihn. Hatte dann Glück, dass ihn keiner anschrie - da profitiert er davon, dass er der Kapitän ist. Lieferte sich einen Bock gegen Drexler, wollte dribbeln, wo sogar er nicht dribbeln sollte, verlor den Ball, und nur der spitze Winkel und der Pfosten verhinderten das zweite Gegentor. Bedankte sich danach artig bei Boateng und Alaba, die die Situation für ihn klärten.

Niklas Süle

(Foto: Andreas Gebert/Reuters)

So langsam muss man den Gedanken zulassen, dass Niklas Süle vielleicht der bessere Rechtsverteidiger als Benjamin Pavard ist. Groovt sich auf dieser Position immer besser ein, wagt in grazil-wuchtiger Eleganz Dribblings, die schon Lazio Rom und nun auch den 1. FC Köln vor Probleme stellten. Versuchte in der fünften Minute einen saftigen Vollspannstoß, seine haargenaue Flanke setzte Lewandowski neben das Tor.

Jérôme Boateng

(Foto: ANDREAS GEBERT/REUTERS)

Ließ vor dem Kölner Tor den Ball passieren, und weil David Alaba es ihm gleich tat, sagte Ellyes Skhiri: Danke, Bitte, gern geschehen. Blieb bei Neuers Patzer (siehe dort) clever weg und sah vielleicht sogar, dass der Ball an den Pfosten ging. Nach vorne weitgehend wirkungslos, weil er keinen Passweg durch die Kölner Deckung fand. Als er mal einen Hackentrick probierte, ging der direkt ins Aus.

David Alaba

(Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Ziel von Neuers Schimpftirade, weil er im entscheidenden Moment wegblieb und als sogenannter Abwehrchef natürlich die Letztverantwortung trägt. Fing sich eine gelbe Karte wegen eines taktischen Fouls ein, weil Duda auf und davon gewesen wäre und Alaba seine Führungsverantwortung durch Halten wahrnahm.

Alphonso Davies

(Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Guckte sehr verwundert in Richtung des Schiedsrichters, als ihn Dennis nach ein paar Minuten über die Außenlinie checkte und es dafür keinen Freistoß gab. Hansi Flick hinterlegte diesbezüglich auch eine scharf formulierte Protestnote beim Unparteiischen. Harmonierte ansonsten gut mit dem ungewohnten Partner Choupo-Moting.

Joshua Kimmich

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Verlor sich oft im kanariengelben Dickicht des Kölner Mittelfelds. Der Gegner verdichtete den Raum immer rund um Kimmich - ihm blieben oft nur die einfachen Pässe. Wurde nach dem Kölner Anschlusstreffer wie immer ein wenig sauer, spielte einen zu steilen Steilpass auf Choupo-Moting und schoss einmal hart, aber unplatziert am Tor vorbei. Beruhigte sich nach dem 3:1 wieder.

Leon Goretzka

(Foto: ANDREAS GEBERT/REUTERS)

Ist das Power-up des bayerischen Mittelfeldakkus. Wenn er dabei ist, gibt es eben den Tick mehr Energie nach vorne. Wählte Flanken und Chip-Bälle als Werkzeuge des Tages, und nachdem in der ersten Halbzeit ein paar Versuche beim Gegner landeten, bereitete er Choupo-Motings Treffer mit einer perfekten Flanke und Robert Lewandowskis Treffer mit einem Tunnel gegen Czichos und einem sauberen Querpass vor. In der zweiten Halbzeit mit einem Dropkick, der jedem normalen Menschen die Hand gebrochen hätte - Horn hielt stark. Krönte seine Leistung mit der dritten Torvorbereitung auf Gnabry. Bester Münchner.

Leroy Sané

(Foto: KERSTIN JOENSSON/AFP)

Die Aktion des Spiels aus seiner Sicht ereignete sich in der 64.Minute, als Sané in brenzliger Lage ... Achtung ... einen Kölner Angriff unterband. Wurde von Flick vor dem Spiel im TV-Interview gelobt. Durfte sich zurecht gelobt fühlen. Zeigte deutlich stabilere Leistungen in den vergangenen Wochen, die Partie gegen Köln reihte sich da ein.

Jamal Musiala

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Ist seit Freitag volljährig und versuchte sich nach seinem Tor in der Champions League gegen Lazio an einer erwachsenen Leistung. Ging jeden Weg, den die Pressingtaktik vorsah, störte vorbildlich und forderte im Zentrum die Bälle - allein, es fehlte ihm diesmal das Glück. Zu viele Ballverluste, oft zu umständlich, aber das ist für einen 18-Jährigen auf der Zehnerposition des FC Bayern auch einfach mal normal.

Eric Maxim Choupo-Moting

(Foto: ANDREAS GEBERT/REUTERS)

Unternahm einen Ausflug in seine eigene Vergangenheit. Nein, nicht wegen Köln und einem Faxgerät, sondern weil Hansi Flick ihn als Außenbahnspieler aufstellte. Das hatte Choupo-Moting früher ja schon gespielt, nur in Paris, seinem vorherigen Verein, sei die Konkurrenz groß gewesen (Neymar und Mbappé, Anm. d. Red). Wer Zweifel hatte, ob das so eine gute Idee von Flick war, den überzeugte der 31-Jährige gleich mit den ersten Aktionen und sehr geschmeidigen Dribblings. Belohnte sich selbst für eine gute Leistung, weil er die Flanke von Goretzka vor dem 1:0 perfekt antizipierte: Er traf per Flugkopfball.

Robert Lewandowski

(Foto: ANDREAS GEBERT/REUTERS)

Startete schmerzhaft in den Tag: Rafael Czichos drückte seine Stollen über den Spann des polnischen Stürmers. Blieb erstmal liegen, beschwerte sich, dass es keinen Freistoß gab und kämpfte danach auch noch sichtlich. All dies hielt ihn trotzdem nicht auf. Erst setzte er einen dynamischen Kopfball am langen Eck vorbei, erzielte dann in einer sehr schönen Kombination mit Leon Goretzka das zwischenzeitliche 2:0. Und nachdem Thomas Müller ihn mit seiner ersten Aktion per Steilpass fand, auch noch das 3:1. Steht bei 28 Saisontoren und marschiert auf die 40 zu.

Einwechselspieler

Thomas Müller reservierte sich eigentlich den Titel "Joker des Tages", weil er nach ungefähr 30 Sekunden das 3:1 von Lewandowski vorbereitete. Aber dann kam noch Serge Gnabry und erzielte zwei weitere Tore. Lucas Hernandez bereite eines davon vor. Javi Martinez kam auch noch - und Tiago Dantas feierte sein Debüt beim FC Bayern und beendete damit die T(h)iago-lose Zeit in der Arena.

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