FC Bayern in der Einzelkritik:Pavard macht's wie Sammy Kuffour

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Der Abwehrspieler ist nun auch Weltpokalfinaltorschütze. Kimmich genießt Acapulco-Urlaub mit Margaritas und Leroy Sané gibt die Piñata. Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Manuel Neuer

(Foto: MOHAMMED DABBOUS/REUTERS)

Dios mio, schon wieder Mexikaner. In Neuers Albträumen laufen vermutlich immer noch flinke Lateinamerikaner allein auf sein Tor zu wie damals bei der WM in Moskau. Gegen Al Ahly reichte es ja noch für 90 Minuten Siesta, gegen die Tigres musste er ein bisschen wacher sein, nach 16 Minuten warf er sich Luis Enrique Quiñones entgegen. Scherzte später noch mit André-Pierre Gignac (Foto), weil der ihn beim Rauslaufen abgrätschen wollte, Neuer aber zu schnell war. Nahm es mit Humor und sackte auch diesen Titel ein. Hat nun auch bessere Erinnerungen an Mexiko.

Benjamin Pavard

. (Foto: REUTERS)

Hat ein paar Spiele hinter sich, in denen er erst kein Glück und dann auch noch Pech hatte, und auch diesmal pfiff ihm der Schiedsrichter sein Tor zum 1:0 per Abstauberschuss erst mal ab. Doch weil der Videoassistent die Abseitslinie bei Kollege Lewandowski noch mal genau zog, bekam er sein dringend benötigtes Erfolgserlebnis. Endlich mal ein bisschen Fiesta wie damals 2001 ein anderer Weltpokalfinaltorschütze namens Sammy Kuffour.

Niklas Süle

(Foto: IBRAHEEM AL OMARI/REUTERS)

Hätte mit seinem Gegenspieler André-Pierre Gignac auch im Lucha Libre in der gleichen Gewichtsklasse kämpfen können. Aber so richtig muss er nicht in den Fight gehen. Die Tigres zogen die Krallen ein, beschränkten sich aufs Verteidigen, Süle nahm es dankbar an und spielte die Partie souverän runter.

Lucas Hernandez

(Foto: MOHAMMED DABBOUS/REUTERS)

Ein Innenverteidiger wie ein Säulenkaktus in der Mojave-Wüste: Wenn man ihm zu nahe kommt, tut es weh. Boatengs Abreise spülte ihn ins Abwehrzentrum, weil Alaba ins Mittelfeld rückte und somit der Posten des Linksfußes frei wurde. Auf diese Position spekuliert Hernandez garantiert in der kommenden Saison, wenn Alaba einen Klub gefunden hat, der sein Gehalt zahlen kann.

Alphonso Davies

(Foto: M.i.S. via www.imago-images.de/imago images/MIS International)

Ist seit seinem Auftritt beim 8:2 gegen Barcelona eh schon weltweit bekannt und ist nun nach seinem Auftritt beim Weltpokal-Finale noch ein bisschen bekannter. War über weite Strecken in der ersten Halbzeit die Attraktion des Spiels. Nie zu halten, viel aktiver als Gegenüber Pavard, gute Aktionen.

David Alaba

(Foto: KARIM JAAFAR/AFP)

Rückte ins zentrale Mittelfeld und hatte dort neben Kimmich den Hut auf. Spielte ein paar Pässe mit dem Schärfegrad einer Habanero-Chili, einmal sogar zu scharf für Robert Lewandowski - sogar der konnte den Ball nicht kontrollieren. Schoss nach gut 70 Minuten noch mal mit Feuer knapp am Tor vorbei. Gibt normalerweise in Zusammenarbeit mit Thomas Müller die Kommandos, tat es diesmal eben allein.

Joshua Kimmich

(Foto: IBRAHEEM AL OMARI/REUTERS)

Ball annehmen ohne Gegnerdruck? Für Kimmich ist das wie Acapulco-Urlaub. Nutzte seine ungewohnten Freiheiten im Mittelfeld ausgiebig, traf auch nach 18 Minuten unbedrängt ins Tor. Doch weil Lewandowski im Abseits stand, jubelte er umsonst. Merkte dann irgendwann, dass die gegnerischen Spieler, die im Mittelfeld fehlen, in der Abwehr die Räume eng machen.

Passte sich dem Spiel immer besser an, je länger es dauerte, fand irgendwann endlich Lewandowski mit einem langen Ball. Zusammen mit Alaba spielte er im bayerischen Mittelfeld auf wie ein paar Mariachi-Bläser.

Leroy Sané

(Foto: Mahmoud Hefnawy/dpa)

Oft die Piñata im Bayern-Spiel - man weiß nie genau, was am Ende rausfällt. Tanzte oft durch die eigentlich stabile Abwehr der Tigres, traf zudem den Pfosten (34.), weil er nach einer Ecke am schnellsten schaltete. Ist kein Kopfballspieler, eine Coman-Flanke war nach der Pause zu scharf für ihn.

Serge Gnabry

(Foto: Mahmoud Hefnawy/dpa)

Weil Thomas Müller mit positivem Corona-Test ausfiel, rückte Gnabry ins Zentrum. Normalerweise mag er diese Position sogar noch lieber als die Außenbahn, in der Nationalmannschaft hat er in der Mitte schon sehr gute Spiele gezeigt. Doch diesmal war es, man muss es so sagen, wie fast immer in dieser Saison: Gutes Spiel, gute Aktionen, paar Torschüsse - am Ende aber kein Tor und keine Vorlage.

Kingsley Coman

(Foto: IBRAHEEM AL OMARI/REUTERS)

Zeigte Leroy Sané, dass es extrem hilfreich ist, wenn man vor seinem Dribbling ein Ziel im Auge hat. Coman und Sané nehmen sich ja wenig in Sachen Tempo und Technik, aber der Franzose hat über die Jahre eine gewisse Gradlinigkeit in seine Aktionen gebracht, die dem deutschen Nationalspieler noch abgeht. Belohnte sich nicht mit einem Tor, war aber klar der gefährlichere Außenspieler.

Robert Lewandowski

(Foto: MOHAMMED DABBOUS/REUTERS)

Ist nun Weltfußballer und Weltpokalsieger und damit noch ein bisschen globaler als Manuel Neuer (Welttorhüter und Weltpokalsieger).

War aber in diesem Spiel zunächst Leidtragender Nummer eins, weil die Tigres aus Nuevo Leon ihre Mannschaft in Form einer Azteken-Pyramide verteidigen ließen. Unten, wo die schweren Steine liegen, da stand Lewandowski und sah lange keine Sonne und keinen Ball. War bei Kimmichs Tor auch noch im Abseits und verhinderte so das 1:0. Erst, als er in der zweiten Halbzeit die weiteren Wege ging - da fand ihn Kimmich und er gewann das Kopfballduell gegen Torhüter Guzman, den Abpraller verwertete Pavard.

Einwechselspieler

. (Foto: AP)

Corentin Tolisso und Douglas Costa trafen fast noch ins Tor, Eric Maxim Choupo-Moting überzeugte mit einem couragierten Dribbling im gegnerischen Sechzehner und Jamal Musiala hatte auch noch ein paar gute Aktionen.

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