Süddeutsche Zeitung

Joshua Kimmich:Auch Profifußballer sind Arbeitnehmer

In den USA darf der Basketballer Kyrie Irving ungeimpft nicht mehr in die Halle, Bayern-Spieler Kimmich darf aber in einem 2-G-Stadion spielen. Das klingt absurd, ist es aber nicht.

Kommentar von Martin Schneider

Der Basketballer Kyrie Irving, der sein Geld in der US-amerikanischen Liga NBA verdient, darf derzeit nicht mehr Basketball spielen, weil er nicht geimpft ist. Und da liegen die Fragen nahe: Kann das dem ungeimpften Fußballer und Bayern-Spieler Joshua Kimmich auch passieren?

Wie so oft lohnt sich ein Blick in die Details. Irving spielt bei einem Klub, der seine Heimspiele im Bundesstaat New York austrägt. Dort darf man ungeimpft keine Sporthalle betreten, was Irving von den Heimspielen ausschließt. Eine Impfvorgabe der Liga gibt es nicht, in einem anderen Bundesstaat dürfte er daher ganz normal seinen Job ausüben. Der Fall wird in den USA kontrovers diskutiert.

Nun führt auch die Tatsache, dass Kimmich ungeimpft ist, in Deutschland zu schwierigen Konstellationen - etwa in Leverkusen, wo auf den Stadiontribünen die 2-G-, auf dem Rasen aber die 3-G-Regel gilt. In New York wird zwischen Zuschauern und Berufstätigen nicht unterschieden, in Deutschland allerdings schon. Kimmich ist, so ungewohnt das in dem Zusammenhang klingt, Arbeitnehmer des FC Bayern. Und eine 2-G-Regel am Arbeitsplatz gilt noch nicht mal für medizinische Berufe. Da ist es schwer zu argumentieren, warum ausgerechnet Profifußballer eine Ausnahme sein sollten.

Auch der FC Bayern kann nur begrenzt eingreifen. Es habe mehrere Beratungsgespräche gegeben, man rate generell zur Impfung, sagt der Klub. Das ist glaubhaft, denn es liegt stark im Interesse des Vereins, dass sich möglichst alle Spieler impfen lassen. Allein schon weil Kimmich bei einem positiven Corona-Test 14 Tage in Quarantäne müsste und für bis zu sechs Spiele fehlen könnte. Wäre er geimpft, könnte er sich, sofern er ohne Symptome bleibt, am fünften Tag freitesten.

Der entscheidende Punkt ist: Es gibt in Deutschland keine Impfpflicht. Und deswegen muss Kimmich die Möglichkeit haben, seinen Beruf auszuüben. Wie der FC Bayern das findet, oder wie Zuschauer das finden, die getestet nicht ins Stadion dürfen, das ist eine andere Debatte.

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