FC Bayern in Kiew:Drei Punkte, zwei Impfungen

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Einigkeit beim FC Bayern - auch in Sachen Impfung scheint das der Weg zu sein. (Foto: Eibner/imago)

Die Bayern gewinnen in der Ukraine mit einer ersatzgeschwächten Elf das nächste ungemütliche Spiel mit 2:1. Auch beim Dauerthema abseits des Platzes gibt es hoffnungsvolle Nachrichten: Serge Gnabry und Jamal Musiala haben sich offenbar impfen lassen.

Von Sebastian Fischer, Kiew

Auf dem Rasen dürfte es sich mindestens ähnlich ungemütlich angefühlt haben wie in Augsburg. Minus ein Grad Celsius wurde am Dienstagabend in Kiew gemessen, und anstelle des nasskalten Nebels, der beim 1:2 des FC Bayern am vergangenen Freitag in der Luft gelegen hatte, fiel diesmal Schnee, den Männer in roten Westen vor dem Anpfiff noch vergeblich wegzuschaufeln versuchten, als die Spieler schon zur Champions-League-Hymne einliefen.

Es gab natürlich einen großen Unterschied beim 2:1 (2:0) der Bayern bei Dynamo Kiew im Olimpijskyj-Stadion: Sie besiegten den Außenseiter diesmal. Robert Lewandowski traf mit einem wunderbaren Fallrückzieher, er hat nun in neun Champions-League-Spielen in Serie getroffen, die nächsten Argumente für die Weltfußballer-Wahl. Kingsley Coman schoss das zweite Tor. Aber die nächste Parallele zum Spiel in Augsburg vier Tage zuvor war jene, dass das Geschehen auf dem Rasen nur ein Thema des Abends war.

Mitte der ersten Halbzeit vermeldete zuerst der Kicker, was sich mit SZ-Informationen deckt: Von den fünf ungeimpften Spielern, die in Kiew wegen Quarantänemaßnahmen fehlten, haben sich zwei nun erstmals impfen lassen: Jamal Musiala und Serge Gnabry. Zumindest bei manchen der verbliebenen Ungeimpften - Joshua Kimmich, Eric Maxim Choupo-Moting und Michaël Cuisance - soll angeblich die Einsicht reifen, es den Kollegen gleichzutun. Und für den Klub war das zwei Tage vor der Jahreshauptversammlung wohl die wichtigere Nachricht als der fünfte Sieg im fünften Champions-League-Spiel, der nach dem bereits feststehenden Achtelfinaleinzug auch den vorzeitigen Gruppensieg bedeutete.

Trainer Julian Nagelsmann wollte die Impfungen in der Pressekonferenz nach dem Spiel noch nicht bestätigen, aber er sagte: "Wenn das der Fall sein sollte, freue ich mich drüber, weil es ein erster Schritt ist. Bei Serge wäre es gut, weil er schon genesen ist und deshalb vollständigen Impfschutz hätte, bei Jamal würde es noch etwas dauern." Zum 2:1-Erfolg sagte er: "Durch das Zusammenspiel aus den äußeren und den teaminternen Umständen war es kein ganz einfaches Spiel."

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Sieben Spieler fehlten in Kiew insgesamt wegen Quarantänemaßnahmen, neben den Ungeimpften auch der inzwischen wieder freigetestete Niklas Süle und Josip Stanišić, die sich beide trotz Impfung mit dem Virus infiziert hatten. Das Thema hatte nicht nur den Bayern-Vorstand veranlasst, den Ungeimpften für die Zeit ihrer Quarantäne das Gehalt zu kürzen; es beschäftigt logischerweise auch die Mannschaft, wie Nagelsmann, der seit Tagen mehr über Corona als über Fußball spricht, am Vortag bestätigt hatte: In der Kabine werde "kontrovers" diskutiert. Aber er sagte: "Wir dürfen nicht den Fehler machen, die Themen drumherum auf das Sportliche zu projizieren."

Diese Projektion war jedoch auch in Kiew nur schwer zu vermeiden. Auf der Bank saßen nur vier Feldspieler. Anstelle von Kimmich spielte diesmal Corentin Tolisso im zentralen Mittelfeld. Der in Augsburg enttäuschende Marcel Sabitzer war zwar mitgereist, aber wegen einer Wadenverletzung nicht im Kader. Und weil in der Abwehr auch der gelbgesperrte Dayot Upamecano fehlte, bekam Tanguy Nianzou eine Chance.

Fans raufen sich mit dem Sicherheitspersonal, die Polizei muss anrücken

Zu Beginn des Spiels waren in der Münchner Rückwärtsbewegung ein paar Stellungsfehler zu sehen, die ein bisschen an das Muster der Gegentore in Augsburg erinnerten. Kiew griff jedenfalls über Bayerns rechte Seite an, Lucas Hernández klärte in gar nicht so ungefährlicher Lage. Im Stadion ging dies allerdings genau wie Lewandowskis Traumtor nach 14 Minuten fast ein wenig unter, weil sich parallel ein paar sehr unerfreuliche Szenen abspielten.

Zuerst lief ein Fan, offenbar temperaturresistent mit nacktem Oberkörper, auf den Platz und konnte erst von einem grätschenden Ordner gestoppt werden. Dann kamen ihm von der Tribüne ein paar Anhänger entgegen, die sich mit dem Sicherheitspersonal rauften, bis die Polizei anrückte. Und kurz darauf gab es Aufregung im Gäste-Fanblock, wo offenbar die Bayern-Anhänger angegriffen wurden; die Polizei musste auch hier einschreiten, damit sich die Aufregung auf den Rängen wieder etwas legte.

Die Partie blieb bis zum Schluss für Bayern eine ungemütliche, immer wieder wirkten die Münchner in der Defensive anfällig. In der ersten Halbzeit war das noch meist den Bedingungen geschuldet, Manuel Neuer trat nach einem Rückpass in seinem rutschigen Fünfmeterraum über den Ball, nur der Pfosten verhinderte ein kurioses Gegentor. In der Offensive gelang den Münchnern kurz vor der Pause der nächste schöne Treffer, diesmal vor allem in der Entstehung: Tolisso passte, Thomas Müller ließ den Ball durch die Beine rollen, Coman hatte bei seinem Abschluss viel Zeit.

Verletzte sich bei einem Zweikampf: Bayerns Abwehrspieler Tanguy Nianzou (Mitte). (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Doch auch nach der Pause, als der Schnee auf die Tartanbahn geräumt war, hatten die Münchner Probleme gegen die beim 5:0 im Hinspiel noch so harmlosen Ukrainer. Nachdem Neuer zweimal stark reagierte, war er nach 70 Minuten geschlagen. So wie er danach schimpfte, war er sichtlich verärgert darüber, wie alleine der Torschütze Denys Harmasch auf ihn zugelaufen war. Man müsse "insgesamt stabiler werden", befand auch Nagelsmann. Kiew drängte nun auf den Ausgleich, kam oft in Münchens Strafraum, manchmal mit sehr simplen Mitteln. Kurz vor Schluss verhinderte nur eine Grätsche von Leon Goretzka nach langem Sprint zurück die Ausgleichschance.

Als der Sieg feststand, war der Münchner Kader erst mal um einen weiteren Spieler kleiner geworden. Nianzou wurde angeschlagen ausgewechselt, wohl eine Schulterverletzung. Der FC Bayern hatte am Dienstagabend zwar ein paar Probleme weniger, aber noch längst nicht alle gelöst.

Zum Schluss der Pressekonferenz war noch eine Frage offen. Nagelsmann erkundigte sich nur nach dem Thema, bevor er aufstand: "Corona?", fragte er: "Dann gehen wir!"

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