Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Julian Nagelsmann ist genervt

  • Julian Nagelsmann ist genervt über die Gerüchte, er würde bald Trainer des FC Bayern sein.
  • Vor dem Spiel gegen Augsburg stellt der Hoffenheim-Coach einiges klar.

Von Claudio Catuogno

Kürzlich war Julian Nagelsmann mal wieder in München. Nein, natürlich nicht an der Säbener Straße beim FC Bayern, um dort ab kommendem Sommer als Trainer anzuheuern, auch nicht im Stadtteil Grünwald, wo er mit seiner Familie bekanntlich ein Haus bauen wird. Seine Frau stammt aus der Stadt, seine Schwiegermutter lebt dort, also war Nagelsmann mit seinem kleinen Sohn auf einem Münchner Spielplatz. Und hatte dort auch nichts dagegen, als ein anderes Kind ihn um ein gemeinsames Handyfoto bat.

Doch noch am selben Abend hatte Nagelsmann dann wieder etwas dazugelernt über die aufgeregte Branche, in der er nun seit 19 Monaten eine der Hauptfiguren ist als Trainer der TSG Hoffenheim: Das Bild von ihm und seinem Sohn lief erst durch die sozialen Netzwerke und dann bei einem TV-Sender; Tenor: Nagelsmann bringe sich schon wieder in München ins Gespräch. Der kleine Junge, eigentlich der Dritte auf dem Foto, war weggeschnitten.

"Ich trage schon immer Farbe"

"Dass solche Bilder ins Netz kommen, die ich eigentlich mit einem kleinen Jungen mache, um ihm eine Freude zu machen, ist mehr als traurig", sagte Nagelsmann nun auf der Pressekonferenz vor dem Spiel am Samstag gegen Augsburg, bei der eines mal wieder nicht im Mittelpunkt stand: das Spiel gegen Augsburg. Sogar dies war ja wieder ein Thema gewesen: dass er auf dem Spielplatzfoto eine rote Jacke trug! Rot! Die Bayern-Farbe! Konnte das Zufall sein? War es offenbar, wie auch der rote Duffle Coat, in dem er einst beim Besuch der Allianz Arena fotografiert wurde.

Also auch dazu eine Klarstellung: "Ich trage schon immer Farbe. Ich mache mir keine Illusionen, dass ich eine Jackenfarbe trage und dann bei einem Klub Trainer werde. Ich habe heute eine blaue Jacke an und kann in Richtung von Daniel Bierofka und Domenico Tedesco sagen, dass ich übermorgen nicht bei 1860 oder Schalke anfangen werde."

Nagelsmann, das ist unverkennbar in diesen Tagen, ist genervt. Zum einen über manche Berichterstattung - glauben die Leute wirklich, er sei so plump, sich mit roten Mänteln beim FC Bayern zu bewerben? Zum anderen darüber, dass im Laufe der Trainersuche nach der Entlassung von Carlo Ancelotti tatsächlich der Eindruck entstanden war, Nagelsmann stehe als Bayern-Trainer ab dem Sommer 2018 quasi schon fest. Dass die Bayern einen jungen, deutschen Trainer suchen, ist bekannt. Und wenn sie Thomas Tuchel wollten, hätten sie ja nicht für acht Monate Jupp Heynckes zurückholen müssen. Tuchel ist derzeit ohne Job.

Daher betonte Nagelsmann noch mal dies: Von den Bayern habe es vor und nach der Heynckes-Verpflichtung "keine Anfrage und kein Angebot" gegeben, und zudem "nullkommanull Kontakt von meiner Seite". Er konzentriere sich "nur auf den Erfolg meiner Mannschaft - in meinem Kopf spielt nichts anderes eine Rolle" als die TSG Hoffenheim.

Eine Lehre hat Julian Nagelsmann schon gezogen: Ein "Mann im Märchenpark" habe kürzlich kein Foto mehr mit ihm machen dürfen, "weil ich dieser Gefahr der Spekulation durch die Medien entgehen will".

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Quelle:
SZ vom 14.10.2017 / cca/ebc
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