FC Bayern:Julian Green wirbt mit Toren für sich

International Champions Cup 2016 - FC Internazionale v Bayern Munich

Amerikaner auf Amerikareise: Julian Green überrascht mit drei Treffern gegen Inter Mailand nicht nur seine Landsleute.

(Foto: AFP)

Der junge Angreifer überrascht auf der Amerikareise des FC Bayern mit drei Treffern gegen Inter Mailand. Was hat Trainer Ancelotti mit ihm vor?

Von Benedikt Warmbrunn

Julian Green wusste, dass es jetzt um ihn gehen würde, um ihn, den Amerikaner, der gerade mit seinem Klub auf Amerikareise war. Ein US-Reporter hatte ihn als "The Future of American Soccer" angepriesen, die anderen Journalisten in Portland sprachen ihn darauf an, und Julian Green reagierte ganz amerikanisch, er war nicht weniger zuversichtlich: "Ich habe einfach nur Spaß", sagte Green. Das Leben als junger, talentierter Fußballer kann manchmal ganz leicht sein, gerade als Amerikaner auf Amerikareise mit dem FC Bayern München.

Das Leben als junger, talentierter Fußballer kann allerdings auch ziemlich hart sein, desillusionierend, ein Leben voller Rückschläge. Das weiß inzwischen auch Julian Green, ein Amerikaner auf Amerikareise mit dem FC Bayern.

2014 war Green erstmals mit seinem Verein in den USA gewesen, er hatte in der Saison zuvor für die Münchner Bayern bereits in der Champions League gespielt, er hatte 2014 bei der Weltmeisterschaft in Brasilien für seine US-Nationalmannschaft getroffen, Trainer Pep Guardiola lobte ihn, Julian Green war also amerikanisch-zuversichtlich. Er war ja erst 19, alles lag vor ihm.

Der HSV hatte 2014 keine Verwendung für den Stürmer

Zwei Jahre später ist Green jetzt wieder mit dem FC Bayern auf einer US-Sommertour, am Samstag erzielte er in Charlotte drei Tore beim 4:1 gegen Inter Mailand. Zweimal führte ihn sein Instinkt an den richtigen Ort, einmal traf er mit einem Flachschuss. Er ist jetzt 21 Jahre alt, es steckt immer noch viel Zukunft in ihm, gerade für den amerikanischen Fußball. Und doch ist alles anders.

Wenige Wochen nach der USA-Reise des FC Bayern im Sommer 2014 wurde Green an den Hamburger SV verliehen, er sollte dort jene Einsatzzeiten sammeln, die in München für ihn unerreichbar zu sein schienen; Green fühlte sich auf den Außenbahnen am wohlsten, doch dort gab es in München damals die Team-Granden Franck Ribéry und Arjen Robben.

Düsteres Jahr in Hamburg

Zum HSV hatte ihn Trainer Mirko Slomka gelockt, er hatte ihn als seinen Wunschspieler bezeichnet. Kurz nach Greens Ankunft in Hamburg wechselte der Verein jedoch den Trainer, von der U 23 kam Joe Zinnbauer nach oben, und von der HSV-Reserve brachte er so viele junge, talentierte Spieler mit, dass er für Green keine Verwendung mehr hatte.

Das Jahr in Hamburg wurde das erste düstere in der Karriere des jungen, talentierten Fußballers. Green weigerte sich, in der U 23 zu trainieren, woraufhin der HSV ihn abgemahnt haben soll. Als Green im vergangenen Sommer nach München zurückkehrte, war er einfach nur froh, wieder zu Hause zu sein. So froh, dass er sich nicht weigerte, mit der zweiten Mannschaft zu trainieren und zu spielen.

Ein Jahr nach der ersten Amerikareise des FC Bayern stand Green in seiner Karriere also weiter hinten als zuvor. Er spielte eine ordentliche Saison für die Münchner Amateure, in der viertklassigen Regionalliga Bayern traf er zehnmal, aber das war zu wenig, um mit dem Team aufzusteigen. Und es war zu wenig, um sich für die Profis zu empfehlen. Unter Guardiola spielte Green nur noch einmal, im Dezember 2015 im unbedeutenden letzten Gruppenspiel der Champions League bei Dinamo Zagreb. Auch in der US-Nationalelf setzte Trainer Jürgen Klinsmann kaum noch auf Green; zuletzt verzichtete er bei der Copa América auf den Linksaußen, der in Florida geboren und im oberbayerischen Miesbach aufgewachsen ist.

"Ich denke, er wird wichtig werden", glaubt Coach Ancelotti

Nun also ist Green mit dem FC Bayern wieder in den USA, er sagt, dass er unter dem neuen Profi-Trainer Carlo Ancelotti noch mal angreifen wolle. Er sagt, dass er nicht mehr für die zweite Mannschaft spielen wolle, was sie in der zweiten Mannschaft nicht wahnsinnig ärgert, so richtig hatten sie ohnehin nicht mehr mit ihm geplant. Ancelotti spricht höflich über Green, vor der Partie gegen Inter hatte er gesagt: "Er arbeitet gut, macht eine gute Vorbereitung. Ich denke, er wird wichtig werden für uns in dieser Saison."

Die Konkurrenz ist aber nicht geringer geworden, es gibt immer noch Ribéry und Robben, dazu Kingsley Coman und Douglas Costa, auch Thomas Müller muss ja irgendwo spielen. Es wird anspruchsvoll für Green, all die frühen Komplimente einzulösen, aber sollte er noch einmal auf eine Amerikareise mit den Bayern gehen, hätte er schon viel gewonnen. Im nächsten Sommer endet der Vertrag dieses immer noch jungen Mannes, der nun um die eigene Zukunft spielen muss.

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