FC Bayern in der Einzelkritik:Wiesel im Autoscooter

Arjen Robben wuselt durch Hannovers Abwehr und zankt sich nur kurz mit Trainer Guardiola. Robert Lewandowskis Auftritt verursacht Wehmut in Dortmund. Und Juan Bernat führt oktoberfestreife Kunststücke auf. Der FC Bayern beim 4:0 gegen Hannover 96 in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

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Manuel Neuer

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Quelle: AP

Wärmte sich wie immer auf, wenngleich nicht ganz so eifrig wie sein Ersatzmann Pepe Reina. Drohte dann zu Erkalten an diesem recht kühlen Nachmittag. Nach 25 Minuten flog tatsächlich ein Ball auf sein Tor, es war ein 25-Meter-Kopfball von Ceyhun Gülselam, den selbst Pepe Reina noch von der Bank aus gehalten hätte, wäre er sogleich losgesprungen und aufs Feld gelaufen. Musste sich dann zweimal doch anstrengen: Zuerst, um einen als Rückpass getarnten Spannstoß von Kollege David Alaba zu stoppen. Dann war Hannovers Sobiech plötzlich alleine durch, doch wie immer seit der WM wackeln den Stürmern beim Anblick dieses Neuers die Knie - der Torwart hielt mit der Brust.

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Medhi Benatia

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Quelle: AFP

Ist weithin in der Ich-erledige-meinen-Job-Phase. Nicht mehr, auch nicht weniger. Gegen staksige Hannoveraner reichte das dem Neuling in der Abwehr leicht und locker, um eine ordentliche Partie abzuliefern. Gewann viele Zweikämpfe, hatte aber kaum wichtige zu führen. Den Ball spielte er stets über zehn Meter zu einem Nebenmann, meist zu Xabi Alonso und da kann er nichts falsch machen. Darf bei Eckbällen immer nach vorne, kam aber nie an den Ball und trabte wieder zurück. Immerhin ein bisschen Bewegung.

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Dante

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Quelle: AP

Beeindruckte die vor dem Spiel anwesenden Goaßlschnoizer mit einem strammen Sprint an ihren Peitschen vorbei in die Umkleidekabine. Gab dann den Ballverteiler in der hintersten Reihe. Pass nach links, Pass nach rechts, Pass nach vorne, manchmal auch ein weiter Ball. Übte insofern gleich für den Oktoberfest-Besuch: Anstoßen nach rechts, Anstoßen nach links, Anstoßen nach vorne, manchmal auch mit einem entfernter sitzenden Bekannten. Musste einmal Sobiech hinterherhecheln, aber das war das einzige Mal, dass der zentrale Sicherheitsmann der Münchner einen entwischen ließ.

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David Alaba

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Quelle: AFP

Alaba spielt, das ist klar. Nur wo? Wird von seinem Trainer in dieser Saison auf dem Platz hin- und hergeschoben. Manchmal auch mehrfach in einem einzigen Spiel. Durfte diesmal 90 Minuten lang links hinten in der Dreierkette spielen. Musste dort mehrfach Kopfballduelle bestreiten gegen die großen Stürmer Sobiech und Joselu, hielt sich erstaunlich gut. Wirkte ansonsten brav mit im Flachpass-Kreisel der Münchner.

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Rafinha

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Quelle: AFP

Wird immer mehr zum Pep-Phänomen. Macht inzwischen Dinge, die vor der Ankunft des Spaniers unvorstellbar waren. Nach ein paar Minuten tunnelte er einen Gegenspieler auf demütigende Weise mit der Sohle. Das 1:0 bereitete er mit einem präzisen 50-Meter-Pass vor (konnte er vor zwei Jahren überhaupt so weit schießen?). Man darf auch im Nachhinein durchaus fragen, wie es passieren konnte, dass eine Mannschaft, die ein WM-Halbfinale 1:7 verliert, so einen Rechtsverteidiger übersehen konnte.

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Philipp Lahm

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist Weltmeister, Kapitän, des Trainers Lieblingsspieler - dennoch wirkt er seit der Ankunft von Xabi Alonso noch unscheinbarer als zuvor. Verrichtete aber auch diesmal unermüdliche Arbeit im Mittelfeld. Allein sein Räumezustellen und Überzahlschaffen verhinderten, dass Hannover mehr als fünf Pässe im Stück spielen konnte. Bildet das Fundament des Spiels, auf dem die anderen tanzen können. Und dennoch wird niemand über ihn reden. Fast jedenfalls.

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Juan Bernat

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Steht vor mehreren Debüts: Dem ersten Auftritt auf dem Oktoberfest folgt alsbald das erste Länderspiel für Spanien. Erhielt zumindest für beide Events eine Einladung, wobei man gespannt sein darf, welcher Tag für den kleinen Spanier aufregender sein wird. Auf der Wiesn wird ihm seine Wendigkeit zugutekommen, auch sein diszipliniertes Arbeitsethos, mit der er die linke Münchner Abwehrseite seit Wochen sichert. Gegen Hannover zeigte er dem Unterhaltungspublikum in der Arena eine neue Facette: der schnelle Übersteiger, beidbeinig und gekonnt. Was er damit auf dem Oktoberfest anstellen wird, bleibt abzuwarten.

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Arjen Robben

Arjen Robben, FC Bayern, Bundesliga

Quelle: AFP

Munter wie ein Wiesel, das sich im Autoscooter verirrt und nun Spaß daran hat, den klobigen Gefährten auszuweichen - und diesen beim Zusammenstoßen zuzusehen. War viel zu schnell, zu wendig, zu gut für Hannover 96. Umkurvte die Gegenspieler mit Wonne und Laune, nutzte den schönen Pass von Gegenspieler Felipe in seine Beine schnurstracks zum 2:0 und hätte schon vor der Pause mehr Tore erzielen können. Holte das elf Minuten vor Schluss nach, in der guten, alten Wiesel-Wiesel-Schuss-Manier. Musste sich nur über seinen Trainer ärgern, der ihn stets wie ein General zur Defensivarbeit verdonnerte. Robben schien zu fragen: Gegen diese Schlechtspieler muss ich zurück? Guardiola: Ja, auch gegen die. So langsam hat man Arjen Robben in München allerdings noch nie schlurfen sehen.

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Xherdan Shaqiri

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

Sein Unmut über zu wenige Einsatzminuten war aus der Säbener Straße weit ins Land gedrungen. Und wie reagiert Pep Guardiola darauf? Setzt ihn am siebten Spieltag zum dritten Mal von Beginn an ein. Der Schweizer lief kurioserweise als einziger Münchner (neben Robben) langärmelig auf den Platz. Lief dann auch gleich heiß und wurschtelte sich in die gegnerische Abwehr hinein. Versuchte es zweimal mit Fernschüssen: Nach dem ersten Mal raufte sich Guardiola die nicht vorhandenen Haare, nach dem zweiten wendete sich der Trainer nur noch ab. Rehabilitierte sich für manch überhitzte Aktion mit dem 50-Meter-Rafinha-Gedenkpass in den Lauf von Lewandowski. Musste dennoch als erster Platz.

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Xabi Alonso

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Quelle: AFP

Schwacher Auftritt des Basken in der ersten Hälfte - vergleichsweise. Spielte nur 68 Pässe in den ersten 45 Minuten. Hätte damit noch 138 Pässe benötigt, um die seine Bundesliga-Bestmarke vom Spiel gegen Köln zu erreichen. So sehr die Hannoveraner ihm auch Platz und Zeit ließen, das war selbst für die Xabi-Passmaschine nicht mehr zu schaffen. Deren Trainer Korkut hat offenbar ein Annäherungsverbot ausgesprochen: Niemand nähere sich Xabi Alonso auf weniger als fünf Meter. Genoss die Freiräume mit feinen Zuspielen in alle Ecken des Feldes. Einmal zielte er hinter der Mittellinie direkt unter den Querbalken, Hannovers Torwart Zieler schubste die Kugel mit Mühe zur Ecke. Spielte nach der Pause unauffälliger. Mehr war auch nicht nötig. Wird sich auf dem Oktoberfest wundern, wie viele Zweikämpfe er im Bierzelt bis zur Toilette führen muss, um dort anzukommen.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AFP

Da Hannover mit einer Fünfer-Abwehrkette antrat, hatte der Pole eigentlich eine Menge Gegenspieler. Entwischte diesen aber lockerleicht und veranschaulichte allen Kindern und Jugendlichen, wie man hohe, weite Pässe perfekt verarbeitet. Rafinhas Pass ließ er in seine Brust sinken, Shaqiris Pass verschwand unter seiner Sohle - anschließend erzielte er seine beiden Tore locker und genau mit der Innenseite. Sehr starker Auftritt des Polen, der an alte Dortmunder Zeiten erinnerte. Bei Ansicht der Bilder aus München wird dort Wehmut aufkommen.

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Claudio Pizarro, Sebastian Rode, Gianluca Gaudino

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Quelle: AFP

Claudio Pizarro (re.): Ihm wird ja ein lebensfrohes Gemüt nachgesagt. Hätte ihn der Stadionsprecher nach 70 Minuten angekündigt mit den Worten: "Direkt aus dem Bierzelt auf der Wiesn zu uns gekommen ...", es hätte niemanden gestört - außer Trainer Guardiola und Sportchef Sammer vielleicht, die selbst bei einem 13:0 zur Halbzeit noch Disziplin und Enthaltsamkeit predigen würden.

Sebastian Rode (li.): Kam nach 74 Minuten und fügte sich gleich mit einem Torschuss mit dem Oberkörper ein, als ihn Gegenspieler Pander angeschossen hatte.

Gianluca Gaudino (nicht im Bild): Wirkt körperlich noch wie ein C-Junioren-Spieler, doch selbst Bayerns C-Junioren hätten an diesem Nachmittag eine Siegchance gegen Hannover 96 gehabt. Fügte sich die letzten zehn Minuten robust ins Münchner Spiel ein.

© Süddeutsche.de/hum/jkn
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