FC Bayern in der Einzelkritik
Jörg Butt
Jörg Butt agiert mit der Ruhe eines schottischen Whisky-Brenners, Ivica Olic fehlen drei Stundenkilometer und Nils Petersen muss sich vor einem Kommentar von Franz Beckenbauer fürchten. Der FC Bayern beim 0:2 bei Manchester City in der Einzelkritik. Von Jürgen Schmieder. Kassierte nach 15 Minuten einen Treffer, teilte dem Schiedsrichter mit der Ruhe eines schottischen Whisky-Brenners mit, dass er geschubst worden sei. Bekam Recht. Verarbeitete danach die Rückpässe seiner Mitspieler sicher, faustete Flanken kraftvoll hinfort, als wäre er ein schottischer Whiskyfass-Schlepper und hechtete mutig in Steilpässe. Kassierte nach 36 Minuten einen Treffer, gegen den weder ein mutiger Hechtsprung, die Ruhe eines Whisky-Brenners noch das Platzieren von Whiskyfässern auf der Torlinie etwas bewirkt hätten. Danach wieder ruhig und sicher. Sagte nach der Partie mit dem Whisky-Brenner-Tonfall: "Ein Gegner wie der FC Basel wäre uns schon recht."
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Rafinha
Hätte sich eigentlich freuen müssen, weil das Drehbuch dieses Spiels für ihn geschrieben zu sein schien: Manchester City griff an, rannte nach vorne, wollte Tore erzielen. Da brauchte es einen giftigen Verteidiger, der sich mutig in Ball und Gegner stürzt, zur rechten Zeit ein Foulspiel begeht und auch mal mit dem Schiedsrichter schimpft. Dass von Rafinha über 90 Minuten nur drei Fouls, eine Diskussion mit dem Schiedsrichter und zwei mutige Stürze zu sehen waren, darf als Indiz gewertet werden, dass der Brasilianer nur wenig Interesse daran hatte, einen bedeutenden Beitrag zu diesem Spiel zu leisten.
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Jérôme Boateng
Agierte offiziell als Innenverteidiger, eilte jedoch immer wieder hinaus auf die rechte Seite, um Rafinha beim Versuch zu unterstützen, David Silva zu stoppen. Blockte einen Schuss von Agüero in einer Weise, die beim Basketball "Monster-Block" genannt wird. Später aufmerksam und zweikampfstark, hielt sich allerdings geschickt von den Manchester-Dribblern Agüero und Silva fern. Deren Bewachung überließ er Badstuber. Überraschte nach dem Spiel mit der Erkenntnis: "Eigentlich haben wir das ganz ordentlich gemacht."
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Holger Badstuber
Bemerkte in der 36. Spielminute, dass er zu spät dran sein könnte gegen David Silva. Bemerkte das allerdings erst, als Silva schon über seinen Treffer jubelte. Bemerkte in der 51. Spielminute, dass er zu spät dran sein könnte gegen Yaya Touré. Bemerkte das allerdings erst, als Touré schon über seinen Treffer jubelte. Vermittelte in so mancher Situation den Eindruck, dass ihm nur Bewegungen in Zeitlupe erlaubt waren, während alle anderen den Schnellvorlauf eingestellt hatten. Wurde in der zweiten Halbzeit hin und wieder von Agüero auf der Fläche eines Whiskyfasses ausgespielt. Sagte nach dem Spiel: "Wir haben viele Wechsel vorgenommen, diejenigen, die ran durften, waren heiß."
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Diego Contento
Hatte vor dieser Partie in dieser Spielzeit exakt 135 Pflichtspielminuten absolviert - darunter 90 Minuten im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt. Eifrig und giftig, jedoch immer wieder mit Stellungsfehlern. Insgesamt eine ordentliche Leistung. "Wir hatten vor der Partie große personelle Probleme", sagte Trainer Jupp Heynckes nach dem Spiel. Das muss Contento wohl als Indiz werten, das er seine Spielminuten nicht signifikant wird erhöhen dürfen.
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Anatolij Timoschtschuk
Agiert grundsätzlich mit der Ruhe eines schottischen Whisky-Brenners - auch dann, wenn seine Mitspieler herumlaufen, als hätten sie eine ausgedehnte Whisky-Degustation hinter sich. Teilte erst Gustavo ruhig mit, dass der zu häufig herumirren würde. Teilte dann Pranjic eher unruhig mit, dass der zu häufig herumirren würde. Teilte dann Contento wild gestikulierend mit, dass der zu häufig herumirren würde. Hatte in der zweiten Halbzeit keine Lust mehr auf Mitteilen und Gestikulieren, gewann lieber ein paar Zweikämpfe und versuchte, das Symbolbild für den Auftritt des FC Bayern abzugeben. Das gelang jedoch Luiz Gustavo.
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Luiz Gustavo
Lieferte in der 63. Spielminute das Symbolbild dafür, für wie wichtig der FC Bayern die Partie in Manchester erachtete: Trabte lustlos nach vorne, spielte einen lustlosen Querpass, trabte nach dem Ballverlust von Olic lustlos nach hinten und sah seinem Gegenspieler lustlos dabei zu, wie der den Ball aufs Tor prügelte. Drehte sich danach um, trabte lustlos nach vorne und spielte einen lustlosen Fehlpass.
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Danijel Pranjic
Wirkte auf der Position im zentralen offensiven Mittelfeld zunächst so verloren wie ein schottischer Whisky-Brenner auf einem Kindergeburtstag. Mühte sich redlich, bekam jedoch kaum Zuspiele - und wenn er mal den Ball hatte, dann verweigerten seine Kollegen meist das Freilaufen. In der zweiten Halbzeit präsenter, inszenierte einige Angriffe und schoss auch gefährlich aufs Tor. Dürfte trotz der insgesamt ordentlichen Leistung so schnell nicht mehr im zentralen offensiven Mittelfeld auflaufen.
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David Alaba
Mühte sich auf dem rechten Flügel mit flinken Bewegungen und technisch anspruchsvollen Aktionen - hatte auch gleich eine Torchance, der er ein wenig unglücklich vergab. Suchte meist vergeblich nach einem anspielbaren Mitspieler und prallte deshalb häufig mit Ball und Körper auf einen Defensivspieler von Manchester City. Ein Satz von Trainer Jupp Heynckes nach dem Spiel galt vor allem ihm: "Die Mannschaft, die auf dem Platz gestanden hat, hat kämpferisch überzeugt und alles gegeben, was möglich war."
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Ivica Olic
Beschwert sich seit Wochen öffentlich über seine Rolle als Reservist. Durfte nun von Beginn an spielen, tat das sogleich auf zwei Positionen: War sowohl linker Verteidiger als auch linker Flügelstürmer. Auf beiden Positionen durchaus fleißig, allerdings fehlen ihm derzeit etwa drei Stundenkilometer auf die gewohnte Spitzengeschwindigkeit - als hätte ihm jemand ein kleines Whiskyfass an den Rücken gebunden. Kam deshalb häufig zu spät in Zweikämpfe und stand kurz vor einem Feldverweis. Muss seinen Verbleib auf dem Spielfeld als Indiz werten, dass es Jupp Heynckes nicht sonderlich kümmern würde, wenn er im Achtelfinale gesperrt wäre. Sagte nach dem Spiel: "Ich bin 32, will noch ein paar Jahre Spaß haben. Wenn meine Situation so bleibt, dann denke ich spätestens im Sommer über einen Wechsel nach."
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Nils Petersen
Nach seinem 45-Minuten-Einsatz in Villarreal lästerte Franz Beckenbauer über ihn: "Er hätte heute Torschützenkönig in der Champions League werden können. Er hat ohne Frage Talent, doch Talent reicht beim FC Bayern nicht." Durfte nun von Beginn an spielen. Hatte in der ersten Halbzeit exakt drei Ballkontakte, alle in der eigenen Spielhälfte, alle nach Fehlpässen von Manchester-Spielern. Hatte in der zweiten Halbzeit einen Ballkontakt und wurde zehn Minuten vor dem Ende ausgewechselt. Was Beckenbauer zu diesem Auftritt sagen wird?
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Takashi Usami
Machte sich gemeinsam mit Philipp Lahm, Thomas Müller, Franck Ribéry, Daniel Van Buyten und Mario Gomez warm - was ihm so wohl auch noch nicht passiert ist. Wurde zehn Minuten vor dem Ende als einziger Bayern-Spieler eingewechselt - kam für Petersen, hatte nach zehn Sekunden mehr Ballkontakte als Petersen in den 80 Minuten zuvor.