FC Bayern in der Einzelkritik:Vidal übertreibt es

Der Chilene spielt diesmal zu aggressiv. Xabi Alonso gibt den Mahner. Und Franck Ribéry übt für den Tanz in den Mai. Der FC Bayern beim 3:1 gegen Stuttgart in der Einzelkritik.

Von Matthias Schmid, Stuttgart

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VfB Stuttgart - Bayern München

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Manuel Neuer

Sollte sich während der Dienstzeit dringend ein neues Hobby suchen. Wegen Unterbeschäftigung häufig an der Grenze zum Boreout-Syndrom. Könnte bei Auswärtsspielen deshalb den Vorsänger bei den Bayern-Ultras geben, Zeit dazu hätte er. Gegen Stuttgart war es aber gut, dass er auf dem Rasen stand. Musste in der elften Minute nämlich zeigen, warum er zum dritten Mal in Serie zum besten Torhüter des Planeten bestimmt worden war und die Stürmer regelmäßig in die Verzweiflung treibt. Verhinderte gegen Didavi mit einem blitzschnellen, akrobatischen Reflex den frühen Rückstand, obwohl er auf dem falschen Fuß erwischt worden war. Weltklasse. Danach wieder so unterbeschäftigt, dass ihn ein Sekundenschlaf ereilte und er kurz vor der Pause einen VfB-Spieler anspielte. Passiert? Ist aber nichts. Beim Gegentor chancenlos, regte sich aber fürchterlich auf.

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Rafinha

Taugt ebenfalls zum Vorsänger. In den vergangenen Spielen nur Bankangestellter, durfte er gegen den VfB auf der rechten Seite stürmen. Sollte aber bei Douglas Costa oder Kingsley Coman Nachhilfeunterricht in "Übersteiger und Flanken" nehmen, übersteigerte und flankte nämlich nicht. Nach hinten so seriös, wie es ein Bankangestellter eben sein kann.

VfB Stuttgart v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Joshua Kimmich

Sollte eigentlich in dieser Saison nach einem kurzen Ausflug nach Leipzig wieder das Jersey des VfB tragen. Doch dann rief Pep Guardiola an - und Stuttgart bekam im Gegenzug angeblich 8,5 Millionen Euro für einen Zweitligaspieler. Für einen Zweitligaspieler hält Kimmich heute niemand mehr und die Ablösesumme jeder für lächerlich. Spielte abgeklärt wie fast immer. In der ersten Hälfte ließ er sich aber den Ball von Didavi stibitzen. Ob er noch Sympathien für den VfB hegt?

VfB Stuttgart v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Javi Martínez

Nach seiner auskurierten Meniskusoperation noch nicht wieder vollumfänglich diensttauglich. Meint zumindest sein Trainer Guardiola, der seinen Landsmann gegen Lissabon nur einwechselte. Gegen Stuttgart zentraler Mann der Dreierkette. Im Spielaufbau fehlt ihm weiter die Präzision, doch ein Kopfballduell wird er auch mit verbundenen Augen nicht verlieren.

VfB Stuttgart - FC Bayern München

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David Alaba

Weder Bore- noch Burn-out-gefährdet. Hat immer Spaß. Egal ob in der Abwehr oder im Mittelfeld. Gegen Stuttgart eigentlich linker Verteidiger der Dreierkette. Wollte zwar lieber gemeinsam mit seinem Kumpel Ribéry stürmen, Guardiola dirigierte ihn aber gestenreich zurück. Hielt sich dennoch nicht an die langweilige Dienstanweisung, sondern schoss lieber frech das 2:0, indem er den Ball erst wunderbar aus der Luft holte und sich dann so zurechtlegte, dass er ihn einschieben konnte. Ein Schlitzohr eben und freischaffender Künstler.

VfB Stuttgart v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Juan Bernat

Kann jetzt auch Tore fachgerecht vorbereiten. Wie zuletzt den Siegtreffer von Vidal gegen Lissabon. In Stuttgart sogar mal ganz vorne als falsche Neun zu finden. Gab ansonsten den linken Außenstürmer. Eine Flanke landete auf dem Tornetz. Er grätscht lieber.

VfB Stuttgart v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Xabi Alonso

Musste sich die großen Spiele zuletzt von der Bank aus ansehen. Langweilig wird es ihm trotzdem nicht. Es gibt ja noch die Bundesliga, und die hat der FC Bayern tatsächlich in dieser Saison noch nicht an Weihnachten (oder Ostern) gewonnen. Alonso wird also gebraucht: für taktische Fouls wie gegen den flinken Werner oder als autoritäre Instanz und Mahner für die eigenen Mitspieler. Ermahnte den rotgefährdeten Vidal, weil dieser zu ungestüm war. Wirkte insgesamt ein bisschen unzufrieden mit sich, weil seinen chirurgischen 50-Meter-Pässen die Präzision fehlte.

VfB Stuttgart v Bayern Munich - German Bundesliga

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Arturo Vidal

Es wird nie langweilig, wenn er auf dem Rasen steht. Erlebt zurzeit Festwochen als Rackerkönig und Krieger. Gegen den VfB übertrieb er aber mit seiner Kriegslist und Aggressivität und holte Didavi von den Beinen, ohne dass der Ball in der Nähe gewesen wäre - Schiedsrichter Dankert zeigte ihm die gelbe Karte. Nur ein paar Szenen später foulte er Insua und erhielt zwei Ermahnungen: eine vom Unparteiischen, die andere von Mitspieler Alonso, der sich an die Schläfe tippte. Trainer Guardiola verstand die Geste und schickte Vidal in die Kabine - nach 25 Minuten. Höchststrafe nennt man so etwas, oder eben Selbstschutz.

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Franck Ribéry

Weder Bore- noch Burnout-gefährdet. Hat immer Spaß, momentan nach eigenem Befinden sogar sehr "gluckliisch". Hatte auch in Stuttgart so viel Energie wie ein F-Jugendlicher. Vor dem 1:0 übte er schon mal mit seinem Gegenspieler Klein für den Tanz in den Mai, ein Hüftwackler, ein Dribbling, eine scharfe Hereingabe - und schon stand es 1:0 für die Bayern, weil Niedermeier den Ball ins eigene Tor spitzelte. Hätte derzeit am liebsten jeden Tag ein Spiel. Sollte mal einen Antrag bei der Uefa einreichen.

VfB Stuttgart v Bayern Munich - German Bundesliga

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Mario Götze

Hatte schon nach zwei Minuten im rechten Stuttgarter Strafraum so viel Platz wie sonst nur ein unbeschwerter Wanderer auf der Almwiese. Doch sein Rückpass auf Ribéry brachte nichts ein, weil der Franzose gestört wurde. Götze spielte nicht auffällig, aber es ist wunderbar, ihm beim Fußballspielen zuzusehen, weil der Ball ihm gehorcht, als sei er von ihm dressiert. Fehlt bloß noch die ansteckende kindliche Freude von Ribéry.

VfB Stuttgart - FC Bayern München

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Robert Lewandowski

Steckt tief in der Krise. Hat in den vergangenen beiden Spielen kein Tor geschossen. Auch gegen den VfB klappte es nicht; als er bereit war, zum 1:0 einzuschieben, grätschte Niedermeier den Ball lieber ins eigene Tor, als ihn Lewandowski zu überlassen. Aber mal ehrlich: Seine Krise hätte gerne so ziemlich jeder Bundesligaspieler, der Pole hat nämlich schon 25 Tore in 28 Spielen geschossen.

VfB Stuttgart v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Thomas Müller

Kam in der 26. Minute für Vidal ins Spiel, obwohl er sich auf einen dienstfreien Nachmittag eingestellt hatte. Hat ja auch so genügend Aufgaben als Zeugwart oder Co-Trainer. Doch Guardiola brauchte ihn nun als Kicker, und Müller deutete gleich an, warum er ein außergewöhnlicher Raumdeuter ist. Doch gegen drei Gegenspieler hatte er dann doch zu wenig Raum. Fiel anschließend mehr mit Befreiungsschlägen auf, die im Eishockey verboten sind, als mit gelungenen Torabschlüssen.

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Quelle: AFP

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Thiago

Durfte noch 20 Minuten für Götze mitspielen und war gleich torgefährlicher als der deutsche Weltmeister. Der Spanier offenbarte sein feines Füßchen und schlenzte einen Ball an die Latte.

(Archivbild)

FC Bayern Muenchen  v  SL Benfica - UEFA Champions League Quarter Final: First Leg

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Douglas Costa

Sprintete noch einmal kurz nach seiner Einwechslung. Niemand konnte ihm folgen - und schon führte der FC Bayern 3:1.

(Archivbild)

© SZ.de/fued/chge
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