FC Bayern in der Einzelkritik:Verrückter Müller!

Der Stürmer schießt ein Tor. Thiago zeigt seine Show. Und Arjen Robben ist der englischste aller Bayern. Die Münchner in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

13 Bilder

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Quelle: AP

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Manuel Neuer

Wenn Engländer träumen, dann träumen sie von einem Torhüter wie ihm: Groß, stark, weit entfernt von Spitznamen wie "Misses Robinson" oder "Calamity James". Ließ aus Mitleid einen Özil-Freistoß wegflutschen, damit es nicht heißt: die arroganten Deutschen. Wehrte den Elfer von Sanchez ab, wie es deutsche Keeper eben so tun - nur der Nachschuss geriet zum Albtraum. Hielt nochmal gegen Özil den Fuß hin und genoss die Tatsache, dass der Arsenal-Sturm bald vorüber war.

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Quelle: AFP

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Philipp Lahm

Für seine Abschiedstournee hätten die Engländer gewiss die richtigen Gassenhauer (z.B. "Don't look back in anger" oder "All you need is Lahm"). Spielte wie einer, der noch ein paar Zugaben im Repertoire hat: Immer vorne, immer bis zur Grundlinie, als wäre er 27 und nicht 33. Pinselte Lewandowski beim 2:1 eine Flanke auf den Kopf, für die andere ihr Leben lang üben müssen. Rannte an der Linie Bällen hinterher und bekam Szenenapplaus wie ein Bierzeltkellner, der Gratismaßkrüge verteilt. In England würden sie sagen: pure class. Aber England lässt er eh aus. Holte sich die dritte Gelbe im Wettbewerb ab und ist nun gesperrt.

Bayern München - FC Arsenal

Quelle: dpa

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Javi Martínez

Profitiert immer noch von einer gewissen Unwucht namens "Koa Boateng" (und "Koa Badstuber") und darf sich konkurrenzlos fühlen. Hätte auch gerne von Neuers Elfer-Großtat profitiert, verhedderte sich aber irgendwo zwischen Torschütze Sanchez und Kollege Alonso. Wirkte in punkto Sicherheit dezent überfordert, weshalb er seinen Frust im Rededuell mit Sanchez abließ (irgendwas mit "hijo"). Biss sich hinein in diesen Fight, hatte eine riesige Kopfballchance und konnte am Ende sagen, dass er Sanchez niedergekämpft hatte.

Arsenal's Alexis Sanchez in action with Bayern Munich's Mats Hummels

Quelle: Michaela Rehle/Reuters

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Mats Hummels

Profitiert von der Vergänglichkeit seiner Wasserstoffblondierung. Versuchte Özil zu Beginn grimmig anzuhauchen, um seinem DFB-Buddy die Lust zu nehmen. Musste in fiese Laufduelle mit der Giftnudel Sanchez, bei denen er auch mal Zweiter wurde. Gewann später wichtige Duelle und war damit in einer nicht immer bissfesten Bayern-Abwehr einer der hungrigsten Zweikämpfer.

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David Alaba

Spielt im Moment nicht durchgehend wie der große Alaba, der alles immer wöödmasterlich ausschauen lässt. Traf auf einen Mann, den sie in England "the Ox" nennen. Holte sich von diesem einen Ellbogenstoß ab, die sich wie der Hieb einer Büffelherde anfühlen musste. Fiel nach vorne nicht groß auf, sorgte aber immerhin dafür, dass "the Ox" schließlich zum braven Kälbchen mutierte.

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Xabi Alonso

Konnte sich als einziger auf dem Feld an die Anfänge von Arsène Wenger bei Arsenal erinnern (ca. 200 v. Chr.) - war ja auch mal ein halber Engländer, damals in Liverpool. Erlebte das Gegentor dann selbst wie eine heilige Säule, weil ihm Sanchez durch die Schuhbänder schoss. Leitete mit einem Pass von erhöhter "Packing-Rate" das 3:1 ein. Führte souverän Regie.

Bayern Munich's Arturo Vidal in action

Quelle: REUTERS

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Arturo Vidal

Erwartete freudig seinen Gegenüber Granit Xhaka zum größten Kriegerduell seit 333 bei Issos Keilerei. Erhielt vom Schweizer eine hübsche Begrüßungsgrätsche, die er mit chilenischer Bierruhe quittierte. Hatte mit der Absicherung so seine Probleme, weil Arsenals Roadrunner ihn stehen ließen. Steigerte seinen Aktionsradius nach dem Wechsel und war doch noch bester Chilene auf dem Platz.

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Thiago

Als Zehner für die Haute Couture zuständig und gleich mit mehr Ballkontakten als ganz Arsenal zusammen. Hätte gerne mehr Extravaganz gezeigt, doch plötzlich ging die höchste Eisenbahn nach hinten los. Als die Bayern nach der Pause wieder das Steuer übernahmen, entwickelte sich das Geschehen endgültig zur Thiago-Show. Traf zum 3:1, traf zum 4:1 und lieferte ein solches Riesenspiel, dass Pariser Modefigaros bald ein Label nach ihm benennen sollten. Vorschlag: "Thiagoodernix".

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Arjen Robben

Sein Beitrag zum Thema Haute Couture: die lange Unterhose in Weiß. Sein Beitrag zum Spiel: ein Robben-Classic fürs Fußballmuseum in Minute 11. Lieferte den endgültigen Beweis, dass er der britischste Spieler des FC Bayern ist - nahm wie immer die linke Spur. Zeigte eines dieser Spiele, in denen er wie aufgekratzt wirkt. Als er ging, standen alle auf. Auch die mit den Champagnergläsern. Bayern ohne ihn? Undenkbar.

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Quelle: AFP

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Douglas Costa

Beherrscht alle handelsüblichen Schnixereien - aber kann er auch der nächste Ribery sein? Zeigte ein paar Wackler, jagte einen Linksschuss Richtung Autobahnkreuz Holledau, sonst bis auf einen linken Zwirbler kurz vor Ende eher schüchtern unterwegs.

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Quelle: Christof Stache/AFP

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Robert Lewandowski

Beherrscht das Toreschießen derzeit weitaus besser als Thomas Müller ("Koa Müller") und spielt deshalb immer. Aber wie das so ist mit Stürmern: Im eigenen Sechzehner finden sie nicht immer die richtige Melange. Geriet gegen Koscielny in eine verzwickte Situation, als er klären wollte und doch den Franzosen traf. Betrieb dann Wiedergutmachung in ganz großem Stil, als er beim 2:1 eine Mannslänge über Mustafi hinwegsprang und schließlich Thiagos 3:1 mit einem Jahrtausend-Ferserl ermöglichte. Traf noch die Latte, aber das ging im Getöse fast unter.

Bayern Munich's Joshua Kimmich comes on as a substitute to replace Douglas Costa

Quelle: REUTERS

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Joshua Kimmich

Kam als erster Einwechselspieler, rannte gleich auf rechts nach vorne. Musste auch üben, weil er Philipp Lahm in London ersetzen könnte.

FC Bayern Muenchen v Arsenal FC - UEFA Champions League Round of 16: First Leg

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Thomas Müller

Verrückt: Kann tatsächlich noch Tore schießen. Haute ihn mit links rein und jubelte anschließend, als wäre es das entscheidende Tor im Finale gewesen.

© Süddeutsche.de/ebc
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