Manuel Neuer
Erlebte einen ruhigen Nachmittag, den er die meiste Zeit stehend verbrachte. Seine Ausflüge als "Manu der Libero" beschränkten sich auf eine Szene in der ersten Hälfte, als er einen langen Ball der Darmstädter mit der Brust zu Alaba klärte. Neuer wird Ehrenpräsident Franz Beckenbauer ohnehin nicht gemeint haben, als er in dieser Woche über Standfußballer beim FC Bayern geschimpft hatte. Neuer ist ja von Amts wegen Standfußballer - es sei denn, es ist gerade Weltmeisterschaft. Erledigte die wenigen Aufgaben - zum Beispiel einen Schuss von Dominik Stroh-Engel (24.) - unaufgeregt.
Rafinha
Ist nach SZ-Recherchen kein Standfußballer, sondern eine kleine Rennmaus, die für ihr Leben gern unterwegs ist. Vornehmlich tut er das die rechte Seite hoch und runter, manchmal wirkt er dabei aber auch orientierungslos, wie an diesem Nachmittag. Konnte in der ersten Hälfte Jérôme Gondorf nicht beim Flanken hindern und ermöglichte so Marcel Heller eine Riesenchance. Verbrachte danach einen geruhsamen Auftritt und konnte darüber nachdenken, ob er eines Tages doch mal weniger laufen möchte.
Jérôme Boateng
Gönnte sich ob des dominanten Spiels seiner Kollegen ab und an kleine Pausen, in denen er so gemütlich wie ein Professor beim Abendspaziergang über den Rasen schlenderte. Fungierte ansonsten als aufmerksamer Innenverteidiger, an dem auch Beckenbauer wohl nichts herumzumäkeln hätte.
David Alaba
Fährt die Alpen lieber mit den Skiern hinunter, als sie joggend zu bezwingen. Ist trotzdem kein Standfußballer, obwohl er aus dem Stand schon die schönsten Tore erzielt hat. Ist ein vielseitiger Fußballer, der nach dem Verkauf von Dante kurzerhand von Trainer Pep Guardiola zum Innenverteidiger umgeschult wurde. Erfüllt seine neue Aufgabe so, als wäre er als Innenverteidiger auf die Welt gekommen. Ohne Fehler, immer aufmerksam. Wird nicht seine letzte Partie auf dieser Position gewesen sein.
Arturo Vidal
Lief in Darmstadt als Erster zum Warmmachen. Begann als Erster mit dem Hopserlauf. Und schoss im Spiel das erste Tor für den FC Bayern - aus dem Stand. Aus 25 Metern! Das Leben widerlegt eben selbst unwiderlegbare Thesen eines Franz Beckenbauer. Der FC Bayern braucht sehr wohl einen Spieler wie Vidal, der grätscht, der gestikuliert und so viel rennt, als würde ihn eine Horde hungriger Wölfe verfolgen. Der Kaiser dürfte diesmal nicht einen Grund zum Tadel gefunden haben. Nada.
Joshua Kimmich
Ist der neue Lieblingsschüler Guardiolas, weil er dem Ideal des Spaniers wegen seiner Technik und seiner Passgenauigkeit nahekommt. Durfte als Sechser spielen und tat das so präzise und routiniert, als hätte er schon mehr als 300 Bundesligaspiele in seiner Vita stehen. Dabei bestritt Kimmich sein erstes Bundesligaspiel von Beginn an - wird Darmstadt in bester Erinnerung behalten.
Sebastian Rode
Steht wohl nicht mal unter der Dusche still, sondern rennt von einer Brause zur nächsten - und wieder zurück. War immer in Bewegung und überall zu finden, als gäbe es Bonuspunkte für Omnipräsenz. Er wollte wohl alle Kilometer wieder einholen, die er in Piräus und gegen Augsburg verpasst hatte, weil er in beiden Partien nur zuschauen durfte. In der zweiten Hälfte noch aufgedrehter, bereitete nicht nur das 2:0 von Coman perfekt vor, sondern schoss das 3:0 per Abstauber selbst. Guardiola schenkte ihm dafür uneingeschränkte Zuneigung und umarmte ihn so leidenschaftlich, als hätte er Rode schon Jahre nicht mehr gesehen.
Juan Bernat
Trainer Guardiola könnte Bernat auch nachts um zwei wecken, der kleine Spanier würde sofort losrennen. Von München in seine Heimat Cullera und wieder zurück, um sich fürs Training am Morgen vorzubereiten. Brachte auch diesmal seine Gegenspieler in Resignation, weil er die meisten Zweikämpfe gewann. Lief den Darmstädtern die Bälle einfach ab.
Kingsley Coman
Begann auf der rechten Außenbahn und wechselte nach einer Viertelstunde auf die linke. Macht nach seiner forschen Vorstellung ("Bin ein Spieler, der den Unterschied macht") auch auf dem Platz auf sich aufmerksam. Überzeugte noch nicht wie ein Douglas Costa, aber zumindest reichte es für sein erstes Bundesligator.
Douglas Costa
Dem Brasilianer reicht die Fläche eines Bierdeckels, um aus dem Stand an seinem Mitspieler vorbei zu dribbeln. Bei der Führung drang er von rechts in Raketengeschwindigkeit in den Strafraum ein, ließ zwei Gegenspieler stehen und legte quer zu Vidal, der elegant vollendete. Wenn er auch noch selber Tore schießen würde, müsste sich Arjen Robben ernsthaft um seinen Stammplatz sorgen.
Mario Götze
Sieht manchmal so aus, als würde er im eigenen Strafraum den Professor beim Abendspaziergang mimen. Durfte endlich mal von Anfang an als Spitze spielen, perfektionierte aber die Rolle des Unscheinbaren. Nur einmal nahm er geschmeidig den Ball mit der Brust an, trickste einen Gegner aus, traf aber nur das Außennetz.
Javi Martinez, Thomas Müller,
Javier Martinez: Darf sich nach langer Verletzungspause wieder an das Bayern-Spiel gewöhnen. Allerdings braucht er noch Zeit. Wurde für Boateng eingewechselt und sucht noch das richtige Timing. Spielte aber tatsächlich mit, das beweist auch der Spielberichtsbogen: Bekam eine gelbe Karte. Thomas Müller: Schießt in dieser Saison sogar Tore, wenn er eigentlich flanken will. In Darmstadt wurde das Pähler Phänomen erst in der 68. Minute für Costa eingewechselt. Das reichte nicht mal Müller, um sein fünftes Tor im fünften Ligaspiel nacheinander zu stöpseln, zu stochern oder zu flanken. Xabi Alonso: Xabi Alonso: Einziger Spieler auf dem Platz, der schon geboren war, als sich im Jahre 1982 Darmstadt und München zum letzten Mal in der Bundesliga gegenüberstanden. Spielte nach seiner späten Einwechslung lauffreudig, so dass sogar Beckenbauer Freude gehabt haben dürfte.