FC Bayern in der Einzelkritik:Unauffällige Posterboys mit Fitness-Zehnerkarte

Arjen Robben will einen neuen Trick erfinden, Rafinha fordert fehlerfrei gelbe Karten, Philipp Lahm möchte unbedingt ein Poster in einer Zeitschrift. Und die Fans? Präsentieren sich nach der Facebook-Aktion des Vereins in Bestform. Die Bayern beim 2:0 gegen Wolfsburg in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Arjen Robben will einen neuen Trick erfinden, Rafinha fordert fehlerfrei gelbe Karten, Philipp Lahm möchte unbedingt ein Poster in einer Zeitschrift. Und die Fans? Präsentieren sich nach der Facebook-Aktion des Vereins in Bestform. Die Bayern beim 2:0 gegen Wolfsburg in der Einzelkritik.

Von Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Hatte nach seinem Patzer im Hinspiel gegen Gladbach eine Serie von gefühlten 5000 Minuten ohne Gegentor hingelegt. In der ersten Halbzeit nur zwei Mal geprüft, als seinen Vorderleuten schlimme Fehler unterliefen. Ansonsten überaus sicher bei Flanken und Rückpässen, wurde aber auch nicht mehr gefordert - weshalb sein Trikot am Ende leuchtete, als wäre es frisch gewaschen. Wird nun mindestens 5000 Minuten ohne Gegentor bleiben.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bemühte sich zunächst, nicht aufzufallen - was ihm durchaus gelang. Bemühte sich danach, überhaupt nicht mehr aufzufallen - was ihm ebenfalls gelang. Forderte fehlerfrei gelbe Karten für Gegenspieler. Weil die Wolfsburger nur einen Angriff über seine Seite inszenierten, durfte er defensiv eine fast fehlerfreie Vorstellung für sich reklamieren. Allerdings hätte sich Vordermann Robben durchaus über ein wenig Unterstützung gefreut. Das sah Rafinha anders und verhielt sich lieber getreu dem Motto: Wer nichts tut, kann auch keinen Fehler machen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Durfte endlich auf der Position spielen, für die er seiner Meinung nach ausgebildet oder wahrscheinlich sogar geboren wurde. Probierte immer wieder den Badstuber-Diagonal-Pass, verfügt jedoch weder über die Präzision noch die Wucht seines Kollegen. Umsichtig als Innenverteidiger, mit vielen Ballgewinnen und Zweikampferfolgen. Tauchte in der zweiten Halbzeit einfach unter einer Flanke hindurch. Das war aber auch sein einziger Fehler.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Holger Badstuber

Holger Badstuber, Ashkan Dejagah

Quelle: AP

Brüllte in der ersten Halbzeit derart erbost zum Linienrichter, dass sein Schrei wohl noch am Münchner Flughafen zu hören war. Zuvor stellungssicher, zweikampfstark und mit einigen schönen Spieleröffnungen - danach jedoch mit einem Stockfehler, der noch am Münchner Flughafen zu sehen war. Brüllte kurz vor Schluss seine Kollegen an, dass es sogar am Wolfsburger Flughafen zu hören war.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München

Quelle: dpa

Wurde unter der Woche von der Zeitschrift als "Kapitänchen" bezeichnet, die vor wenigen Monaten Bastian Schweinsteiger als "Chefchen" tituliert und später ein Poster von ihm veröffentlich hatte. Wirkt derzeit kräftig, als hätte ihm jemand eine Zehnerkarte fürs Fitnessstudio überreicht. Fiel zunächst durch einen misslungenen Kopfball-Rückpass auf. Danach aktiv und durchaus produktiv im Zusammenspiel mit Ribéry. Wird definitiv bald ein Poster bekommen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Ashkan Dejagah, Bastian Schweinsteiger

Quelle: AP

Spielte zu Beginn einen formschönen Diagonalpass auf Robben, wenig später einen noch formschöneren Diagonalpass auf Ribéry. Gab damit das Stilmittel für seine Kollegen vor, die es auch mit Zuspielen in die Schnittstellen der Viererketten probierten - allerdings nicht so formschön wie Schweinsteiger. Immer wieder mit martialischen Gesten zu Mitspielern und dem Schiedsrichter, bisweilen auch gegen sich selbst. Eindeutig der prägende Mann dieser Elf, was sich an diesem Nachmittag so ausdrückte: Er war unauffällig, alle anderen auch.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

Toni Kroos, Makoto Hasebe

Quelle: AP

Agierte im defensiven Mittelfeld, was der Taktik von Jupp Heyckes geschuldet war, interne Verwerfungen zu verhindern, indem er für alle prägenden Offensiv-Akteure eine Position in der Startelf fand. Zunächst ohne Zugriff auf die Partie, später ein wenig präsenter. Fühlt sich auf dieser Position ungefähr so wohl wie Arjen Robben, wenn er nach Außen dribbeln und passen muss. Durfte sich nach Müllers Auswechslung noch ein wenig offensiv austoben.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Wurde beim Warmmachen in Vorbereitung auf die Partie von Anatolij Timoschtschuk über den halben Platz gejagt und erst kurz vor der Seitenlinie erwischt. Verfügt nach eigenem Dafürhalten über mehr als nur den Nach-innen-ziehen-und-Schuss-Trick. Probierte es gleich einmal außen herum - erfolglos. Passte dann im Strafraum - erfolglos. Flankte dann einige Male  - erfolglos. Hatte seine erste erfolgreiche Aktion des Spiels, als er Mario Gomez bei dessen Auswechslung in der 75. Minute formschön abklatschte. Hatte danach noch eine erfolgreiche Aktion, als er nichts tat und von Olic auf der Linie angeschossen wurde. Da stand es 2:0.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hatte nach dem Spiel gegen Gladbach die deutlichsten Worte für die Niederlage gefunden: "Wir sind extrem beschissen gestartet, zwischendrin war's okay, dann war's wieder beschissen, dann war's wieder bemüht, und dann war's nochmal beschissen." Sehnte sich zunächst offenbar nach seiner Hinrunden-Position, agierte oft näher an der rechten Seitenlinie als Robben. Rannte dann wieder überall herum - ist aber auch in der Lage, von überall aus gefährlich zu sein. Hatte an diesem Nachmittag häufig einfach kein Glück und wurde nach 65 Minuten ausgewechselt. Wird diesmal wohl kein knackiges Zitat liefern.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Wirbelte, wuselte und wurstelte zunächst auf der linken Seite, so dass es die Untertreibung des Tages wäre, wenn man seinen Gegenspieler als überfordert bezeichnen würde. Inszenierte so alle fünf Minuten eine gefährliche Szene, bei Abschlüssen und Abspielen im Strafraum entweder unkonzentriert oder unglücklich. Verzichtete in der Defensive allerdings stets auf den entscheidenden Schritt oder zumindest eine Timoschtschuk-Gedächtnis-Grätsche ins Leere. In der zweiten Halbzeit deutlich weniger wirbelig. War unter Unauffälligen der am wenigsten Unauffällige.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Gomez

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hatte unter der Woche angesprochen, was nicht wenige Beobachter ebenfalls angemerkt hatten: Der FC Bayern agiere überaus systemtreu und sei bei Rückstand kaum in der Lage, taktische Veränderungen vorzunehmen. Vergab nach 18 Minuten geradezu grotesk eine Torchance. Stoppte sechs Meter vor dem Tor den Ball, sah sich um, sah sich noch einmal um und wollte dann den Ball ins Tor stochern - stocherte jedoch ans Bein von Benaglio. Hatte in der zweiten Halbzeit weniger Zeit zum Überlegen - und schoss natürlich ein Tor. Ging dann vom Feld, hatte seine Arbeit ja erledigt.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Luiz Gustavo

FC Bayern Muenchen - VfL Wolfsburg

Quelle: dapd

Kam für Thomas Müller. Fühlt sich im defensiven Mittelfeld deutlich wohler als Toni Kroos. Fiel nicht mehr auf, was durchaus zu seinen Kollegen passte.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Ivica Olic

Testspiel FC Bayern Muenchen - Ahly Kairo

Quelle: dapd

Hätte nach 58 Minuten eingewechselt werden sollen - doch da fiel das 1:0. Deshalb wechselte Heynckes lieber Luiz Gustavo ein und schickte Olic wieder zum Warmlaufen. Auf dem Weg dorthin umarmte Olic den Wolfsburger Trainer Felx Magath - noch ist das Transferfenster schließlich offen. Durfte dann aber doch aufs Spielfeld und erzielte per feinem Lupfer beinahe das 2:0. Doch ein Wolfsburger schoss auf der Linie Arjen Robben an. 

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FC Bayern in der Einzelkritik:Anatolij Timoschtschuk

Bayern Munich's Tymoshchuk poses during official team photo session in Munich

Quelle: REUTERS

Fand es offensichtlich prima, nicht von Beginn an auf dem Feld zu stehen - feixte erst mit Arjen Robben und stibitzte danach einem Kameramann das Kabel. Wurde aber nicht eingewechselt. Stattdessen kam David Alaba zwei Minuten vor dem Ende als Spielverzögerer.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Fans

To match Special Report SOCCER-FAIRPLAY/

Quelle: REUTERS

Standen nach der misslungenen Facebook-Aktion des Vereins unter besonderer Beobachtung. Als sie von Stadionsprecher Stefan Lehmann als 12. Mann begrüßt wurden, gab es ein paar Pfiffe - und kaum Jubel. Fielen später mit einem "No Gazprom"-Plakat auf. Sangen dann: "Wer nicht hüpft, der kommt aus Giesing!" Bejubelten dann Hasan Salihamidzic, der sich von der 30. Minuten an warmlief. Pfiffen dann die Mannschaft ob ihrer langweiligen Spielweise kurz aus - gingen aber sogleich zu Anfeuerungen über. Jubelten nach dem Führungstreffer, dass es auf dem Münchner Flughafen zu hören war. Kurz: Absolut in Bestform, die Bayern-Fans. Für diesen Satz hoffen wir übrigens auf positive Kommentare bei Facebook.

© Süddeutsche.de/jüsc/ebc
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