FC Bayern in der Einzelkritik
Jupp Heynckes
Franck Ribéry spielt, als müsse er sich um einen neuen Verein bewerben. Bastian Schweinsteiger sorgt für ein kurzes Beben - und Mario Mandzukic informiert sich auf YouTube, wie Meisterfeiern in München abgehen. Die Bayern beim 3:0 gegen Augsburg in der Einzelkritik. Aus dem Stadion von Saskia Aleythe Jupp Heynckes: Verteilte am Donnerstag fleißig Geburtstagskuchen, der von seinen Kollegen liebevoll auf einer Tischtennisplatte angerichtet wurde. Kündigte eine "gebremste Meisterschaftsfeier" an. Karl-Heinz Rummenigge würdigte ihn im Fan-Magazin als "The Special One". Konnte sich in der Arena über "Danke Jupp"-Banner erfreuen, war bei der Würdigung vor der Partie kaum zu einem Lächeln in der Lage. Sparte sich das womöglich für später auf.
FC Bayern in der Einzelkritik
Manuel Neuer
Manuel Neuer: Kündigte an, für die Meisterfeier seine Lederhose bügeln zu wollen, was so mancher Hausfrau den Angstschweiß auf die Stirn getrieben haben muss. Ruderte dann via Facebook zurück: "Natürlich lasse ich keinen Zweikampf zwischen Lederhose und Bügeleisen zu. Da können ja alle Beteiligten nur verlieren... ;-)" Fiel im Tor dann durch petrolfarbenen Zwirn auf, der im Vergleich zur fleischartigen Champions-League-Pelle wie Haute-Couture daherkam. Musste in den ersten zwanzig Minuten nicht viel mehr als präsent sein, was mit der neuen Kluft gut funktionierte. Schenkte den Augsburgern großzügig eine Ecke, leistete sich kurz vor der Pause noch einen seltsamen Pass. Konnte bei einem seltsam abgefälschten hohen Ball an die Latte nur zuschauen.
FC Bayern in der Einzelkritik
Philipp Lahm
Philipp Lahm: Feiert seine vierte deutsche Meisterschaft, die erste als Kapitän der Bayern. Durfte sich vor dem Spiel also schon gedanklich darauf einstellen, die Schale als Erster überreicht zu bekommen. Machte sich eventuell Gedanken über die richtige Meister-Choreo, ließ sich das auf dem Platz nur bedingt anmerken. Legte schon konsequentere und konzentriertere Auftritte hin, war aber in den wenigen heiklen Momenten zur Stelle. Spielte für Van Buyten einmal den Feuerlöscher und versuchte sich dann auch nach vorne. Das mündete in einer empfängerlosen Flanke.
FC Bayern in der Einzelkritik
Daniel Van Buyten
Daniel Van Buyten: Durchlebt noch aufregendere Wochen beim FC Bayern als die meisten seiner Kollegen, weiß nämlich noch nicht, ob es nach dem Urlaub ein Wiedersehen geben wird. Sein Vertrag läuft aus. Gab als Ersatzkapitän zuletzt die Binde an Neuer und Ribéry ab, musste sich vor dem Spiel gegen Augsburg darüber keine Gedanken machen - Philipp Lahm war schließlich anwesend. Zeigte sich in der zweiten Hälfte altersmüde, ließ seinen Gegenüber auf dem Weg zum Strafraum passieren. Wirkte in so mancher köpfelnder Abwehraktion verwirrt, richtete damit aber keinen Schaden an. Kam dann sogar im Angriff mit dem Kopf an den Ball, blieb aber erfolglos. Musste sich kurz darauf von Thomas Müller belehren lassen, wie das ein echter Stürmer macht.
FC Bayern in der Einzelkritik
Dante
Dante: Nach überstandener Grippe wieder dabei, absolvierte tapfer Sonder-Trainingseinheiten. Zeigte bereits vor ein paar Wochen, wie lieb er die Meisterschale hat, war selbst von der Pappattrappe nicht zu trennen. Gab sich gegen Augsburg große Mühe, ein guter Gastgeber zu sein und seinen Gegenüber Sascha Mölders nicht allzu sehr bloßstellen. Foppte ihn deshalb erst nach einer guten halben Stunde in etlichen Zweikämpfen. Zeigte dann auch Offensivqualitäten: Legte Thomas Müller in der 69. Minute maßgenau den Kopfball zum 1:0 auf.
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David Alaba
David Alaba: Seine Schwester schwärmte kürzlich von Alabas Spendierfreude. Wirkte gegen Augsburg zunächst ein wenig schwindelig geshoppt, lief in der 26. Minute an Ball und Gegner vorbei, wie es sonst nur Dante mit Mölders machte. Ging später als Verlierer aus Kunstückchen zwischen Ribéry und Robben hervor. Ein gebrauchter Tag.
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Javier Martínez
Javier Martínez: Glänzte zum Start in München schon einmal in Lederhosen und verlieh ihnen den wohl südländischsten Charme, den dieses Trachtenstück annehmen kann. Fiel in der fünften Minute Markus Weinzierl vor die Füße und übte sich in freundschaftlichem Klammern. Agierte auch sonst nach dem Motto "Fallen und fallen lassen". Schreckte auch im Strafraum nicht davor zurück, seine Gegner vom Ball zu trennen, blieb aber im Rahmen des Erlaubten. Fiel selbst ein bisschen zu oft und holte sich eine schmutzige Hose. Aber die wird ja nach Spielschluss eh umgehend ausgetauscht.
FC Bayern in der Einzelkritik
Bastian Schweinsteiger
Bastian Schweinsteiger: Bekam im Training zuletzt Dantes brasilianische Härte zu spüren, schüttelte den Schmerz aber meisterlich ab und konnte nach kurzer Pause weitermachen. Wollte gegen Augsburg alle Würstchen-Käufer strafen, die nach der Pause zu spät ins Stadion zurückkehrten und schaffte es tatsächlich, ein kurzes Beben auszulösen. Allerdings landete sein Freistoß von halb-linker Position nur am Außennetz. Scheiterte kurz darauf nach Flanke von Müller an Manninger. Überließ dann wieder anderen die Torversuche.
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Arjen Robben
Arjen Robben: Wurde letztens mit Bastian Schweinsteiger bei den Bayern-Basketballern gesichtet. Bewies dort sein Potential als Mützen-Model. Schaffte es, im eigentlich weiter geschnittenen neuen Trikot die Oberkörpermuskulatur zu präsentieren. Bewegte sich engagiert über den Platz und bewies Spielmacherqualitäten, brachte sich aber meist selbst um den Erfolg. Ein missglückter Rückpass hier, ein übertriebenes Solo dort.
FC Bayern in der Einzelkritik
Thomas Müller
Thomas Müller: Bekannte sich jüngst dazu, meist nur in Knallerspielen Knallerleistungen zu bringen. Hätte in der siebten Minute die Führung per Kopf erzielen können - aber es ging ja nur gegen Augsburg und nicht den FC Barcelona. Tauchte dann genüsslich 62 Minuten ab und schoss erst in der zweiten Hälfte wieder aus dem Boden, direkt im Strafraum. Da kam auch schon die Flanke von Dante, die er diesmal sauber verwandelte.
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Franck Ribéry:
Franck Ribéry: Spielte, als müsste er sich für einen neuen Verein bewerben und bot sein ganzes Repertoire auf. Stürmte mal wie ein hungerleidender Ochse in den Strafraum, schlug unentwegt Flanken, gab den filigranen Dribbelprinz und nahm auch mal die Arme zum Trikotzupfen zur Hilfe. Wurde lange nicht belohnt, doch dann kam Xherdan Shaqiri aufs Feld und vollendete sein Werk. Wurde von Gustavo schließlich durch das 3:0 geadelt - Vorlagengeber war wieder Ribéry.
FC Bayern in der Einzelkritik
Mario Mandzukic
Mario Mandzukic: Bereitete sich auf die Meisterfeier akribisch vor: "Ich habe schon auf YouTube gekuckt, was da früher los war. Ich bin gut informiert und bereit." Hat bei den Empfehlungen vermutlich noch ein paar Pannen-Videos angeguckt. Rutschte in der 18. Minute zwar zielgerichtet durch den Strafraum, schob die Flanke von Ribéry dann aber spektakulär zielgerichtet aus drei Metern in Alexander Manningers Gesicht. Konnte die Aktion nicht mehr toppen, weder positiv noch negativ.
FC Bayern in der Einzelkritik
Einwechselspieler
Xherdan Shaqiri: Kam in der 70. Minute für Arjen Robben. Wirbelte sofort wie gewohnt übers Feld und machte in der 82. Minute nach Zuspiel von Ribéry das 2:0. Mario Gomez: Gehörte zu den Spielern, die vor der Partie gebannt auf die Anzeige starrten, als Bilder der bisherigen 22 Meisterschaften gezeigt wurden. Könnte am Samstag sein letztes Heimspiel in der Arena absolviert haben. Kam in der 70. Minute für Mandzukic. Machte Bekanntschaft mit dem linken Pfosten, blieb aber ohne entscheidende Aktionen. Luiz Gustavo: Kam in der 85. Minute für Müller. Sorgte für Hochgefühle bei Ribéry, verwandelte nämlich nach Shaqiri ebenso einen Pass des Franzosen. War damit der letzte Torschütze in einem Heimspiel der Meistersaison der Bayern.