FC Bayern in der Einzelkritik:Thiagos nicht unwesentliche Kleinigkeit

Arturo Vidal ist: der Boss. Kingsley Coman: der Barbar. Und Thomas Müller? Thomas Müller halt. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Christof Kneer und Benedikt Warmbrunn

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Trug sein eisesblaues Trikot, eigentlich ein sicheres Zeichen dafür, dass er mit der Ruhe und Kälte des ewigen Eises auftritt. Vor dem ersten Gegentor verließ er sein Tor jedoch mit der vergeblichen Hektik, mit der sonst eine Eisscholle vor der Sonne zu fliehen versucht. Bayerns erstaunliche Fehleranfälligkeit begann bei der Nummer eins. Besann sich anschließend aber wieder auf die Verpflichtung, Manuel Neuer zu sein. Hielt Bayern kurz vor der Pause im Spiel. Und später nochmal. Und dann nochmal.

Philipp Lahm

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(Foto: AP)

Ist zwar immer noch Philipp Lahm, was sehr für ihn spricht; ist allerdings keine 28 mehr, wofür er nichts kann. Bemerkbar macht sich's trotzdem manchmal: Man kann von ihm nicht mehr verlangen, dass er über die rechte Seite das Spiel aufreißt wie in den Champions-League-Finals 2012 und 2013. Spielte allerdings - das ist der Vorteil von Routine - sauberer als seine mitunter doch arg unsauberen Nebenmänner. Versuchte in der zweiten Hälfte, rechts außen, rechts innen und rechts in der Mitte zu spielen. Aber wo immer er auch war, war lange Zeit auch ein Turiner. Dann wurden die Gäste müde, und Lahm wurde jünger und jünger und spielte am Ende fast Mittelstürmer.

Joshua Kimmich

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(Foto: AP)

Cleveren Italienern entgeht nicht, wenn ein 21-Jähriger auf einer ungewohnten Position spielt. Die Turiner brachten Kimmich einige Male in unangenehme Situationen, in die ihn ein Stürmer von Werder Bremen nicht bringt. Seinen verunsicherten Vorder- und Nebenleuten Sicherheit geben und nebenher noch mal eben das Spiel aufbauen - das war ein bisschen viel verlangt. Wurde dann aber - anders als im Hinspiel - hintenraus immer souveräner.

Medhi Benatia

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kehrte als erster der sogenannten gestandenen Innenverteidiger aus dem Lazarett zurück, aber er kränkelte doch noch sehr. Ein paar routinierte Aktionen konnten nicht verdecken, dass seine Gedanken und Füße noch kein Champions-League-Tempo haben. Musste zur Pause raus, und das war keine Fehlentscheidung.

David Alaba

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(Foto: AP)

An normalen Abenden so zuverlässig wie spektakulär, weswegen er 2013 und 2014 Österreichs Sportler des Jahres geworden war, als Fußballer im Land der Skifahrer. Dieser Abend jedoch war kein normaler Abend. War als Linksverteidiger allenfalls spektakulär unzuverlässig, bei beiden Gegentoren beteiligt. Nach diesem Spiel sind die Chancen des Skirennfahrers Marcel Hirscher gestiegen, seinen Titel als Österreichs Sportler des Jahres zu verteidigen. In der Innenverteidigung dann zumindest wieder etwas zuverlässiger.

Xabi Alonso

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Verfügt über einen Fuß, der auch als Slow-Motion-Taste funktioniert. Was gegen Werder Bremen zu wunderbaren Spielverlagerungen führen kann. Gegen Juventus verstärkte es nur die Probleme im Spiel des FC Bayern. Sprintete lediglich einmal, in der 60. Minute. Da wartete an der Seitenlinie Kingsley Coman, um für ihn eingewechselt zu werden.

Arturo Vidal

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(Foto: AP)

Das Hinspiel in Turin, bei seinem vorigen Klub, war sein erster großer Abend im Trikot des FC Bayern. War aggressiv, zweikampfstark, prägte das Spiel wie sonst keiner. Auch im Rückspiel war er aggressiv, er warf sich lustvoll in jeden Zweikampf. Quantitativ gut im Spiel, qualitativ anfangs noch ausbaufähig. Mit zunehmender Spieldauer wieder die nicht zu übersehende Wuchtbrumme, als die ihn die Bayern aus Turin weggelockt hatten. Leitete den Ausgleich von Thomas Müller mit einer entscheidenden Balleroberung ein. Vidal war jetzt: der Boss.

Franck Ribéry

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(Foto: REUTERS)

Hat zuletzt verlauten lassen, dass er gerne bald seinen Vertrag verlängern würde. Auch, so scherzte er am Tag vor dem Spiel mit dem Mediendirektor, bis zum Jahr 2050. Wäre dann 67 Jahre alt. Gab am Mittwoch zunächst einen guten Einblick, wie er vor dem Eintritt zum Rentenalter spielen könnte. Aktivierte im Schlussspurt wieder die faszinierende Energie von 2013, allerdings weiterhin mit der Fitness von 2016. Kam am Gegner selten vorbei, sorgte aber trotzdem für Wirbel. Als er nicht mehr vorbei kam und für keinen Wirbel mehr sorgte, wurde er ausgewechselt.

Douglas Costa

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Spielte auf der rechten Seite, auf der er nicht der einfallsreiche Flanker wie auf der linken Seite ist. Sondern allein ein Querläufer und Dribbelkünstler. Dribbelte sich allerdings immer wieder in einem Gegenspieler fest. Durfte in der zweiten Halbzeit auf seine bevorzugte linke Seite, auf der er sich mit 1000 Pässen, Flanken und Läufen gegen das Ausscheiden wehrte. Einige Hundert führten dabei zwar nicht ins Ziel, sehr zielführend war aber in der 73. Minute die Idee, präzise auf Lewandowski zu flanken, der auch eine recht ordentliche Idee hatte. Er köpfte das 1:2.

Thomas Müller

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(Foto: AP)

Eines dieser Spiele, in denen er ewig untertaucht. Um dann ganz plötzlich eine nie zuvor gesehene Bewegung zu zeigen, und schon kippt das Spiel. Wartete an diesem Abend bis zur letzten Minute. Dann rettete er den FC Bayern mit seinem Kopfball in die Verlängerung. Der Müller halt.

Robert Lewandowski

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(Foto: REUTERS)

Machte es Müller gleich und tauchte unter. Bis zur 73. Minute, in der Costa präzise auf ihn flankte. Dann demonstrierte er, warum er zurzeit als einer der besten Fußballstürmer der Welt gilt. Braucht eben nicht mehr als eine Chance. Hatte aber auch nur diese eine Chance.

Juan Bernat

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam nach der Pause für Benatia. Für ihn sprach, dass er keinen Fehler machte, der zu einem Gegentor führte. Seine unspektakuläre Zähigkeit tat der Defensive gut.

Kingsley Coman

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(Foto: REUTERS)

War sehr aktiv, mitunter ins Hyperaktive hinüber lappend. Drehte 100 Kringel, blieb anfangs ein Dutzend mal hängen, blieb aber tapfer und unverzagt. Coman, der Barbar, probierte es aber weiter und weiter und darf für sich geltend machen, dass es auch seine Haken und Dribbler und Schnibbler waren, die in der Juve-Abwehr spät ein Durcheinander erzeugten. Ganz besonders bei seiner Flanke zum Ausgleich. Und bei seinem Tor zum 4:2.

Thiago

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(Foto: AFP)

Kam in der 101. Minute. Durfte die nicht unwesentliche Kleinigkeit des entscheidenden dritten Tores beitragen.

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