Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Standpauke für Thomas Müller

Robert Lewandowski schießt zwei Tore unter dem Radar, Xabi Alonso macht den Karajan und Arjen Robben wird nicht mehr der Freund des Bochumer Publikums. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Manuel Neuer

Torspieler mit bewährtem Vorwärtsdrang, der entweder fünf Meter vor dem eigenen Strafraum fröstelnd das ferne Spielgeschehen beobachtete oder vor allem in den ersten Minuten frech konternde Bochumer frühzeitig vom Ball trennte. Einziger Ball auf sein Tor in der zweiten Halbzeit: ein Rückpass von Müller.

Holger Badstuber

Linker Innenverteidiger, der sich selbst und seine Nebenleute nach zehn Minuten mit einem bösen Blick aufwecken musste. Bochums Terodde hatte zwei Mal auf Neuers Tor schießen dürfen. Das fand Badstuber einfach unmöglich.

Joshua Kimmich

Rechter Innenverteidiger, der sich bestimmt gefreut hat, als Bochums Haberer, Kimmichs Kollege aus der U21-Nationalmannschaft, ihn mal in ein ganz seltenes Laufduell verwickelte. Sonst wenig bedrängt und kaum gefordert.

David Alaba

Hatte auf seiner linken Abwehrseite nach hinten eigentlich wenig zu erledigen und überstand in der Anfanghase auch das zweimalige plötzliche Auftauchen des Bochumer Torjägers Terodde unbeschadet. Eigene Vorstöße ins dichte Zentrum der gegnerischen Abwehr verliefen freud- und ergebnislos. Wechselte nach Lahms Auswechslung ins zentrale Mittelfeld und nach Vidals Einwechslung gleich weiter in die Innenverteidigung.

Philipp Lahm

Nomineller Rechtsverteidiger in einer Viererkette, der bei Münchner Ballbesitz aber sofort ins Mittelfeld wechselte - also eigentlich durchgängig dort spielte, weil Bochum ja probierte, das Spiel mit gefühlten fünf Prozent Ballbesitz zu gewinnen. Organisierte nach Xabi Alonsos Auswechslung die Spieleröffnung, aber nicht lang, weil er in der 75. Minute für Juan Bernat Platz machen musste.

Xabi Alonso

Als nomineller Sechser bei Ballbesitz aber letzter Mann zwischen Kimmich und Badstuber und von dort aus Spieleröffner. Gestikulierte und dirigierte seine Mitspieler ohne Unterlass, dass Karajan seine Freude gehabt hätte. Korrigierte damit latent das Stellungsspiel seiner Kollegen, so dass der Trainer Guardiola vom Rand aus nur dann und wann geheime Zeichen zeigen musste. Wich nach einer guten Stunde für Rafinha.

Arjen Robben

Erzürnte das Bochumer Malocher-Publikum von Beginn an allein schon mit seiner arrogant anmutenden Rennwagen-Mentalität. Wurde nach vermeintlich ruppigem Spiel erst ausgepfiffen und dann singend daran erinnert, dass man ohne Holland zur EM fährt. Endgültig für alle Bochumer der Buhmann, als er kurz vor der Pause einen Foulelfmeter provozierte und dem VfL-Verteidiger Simunek damit die rote Karte einbrockte. Wird nicht mehr Ehrenbürger der Stadt.

Thiago

Erheiterte das Bochumer Publikum nach einer halben Stunde mit einem Fernschuss, der das Tor großzügig verfehlte. Als Auslöser für solche Schadenfreude im Bochumer Block immerhin mitverantwortlich für einen Jubel, den er in der 62. Minute mit seinem Treffer zum 2:0 aus knapp zehn Metern nicht noch ein weiteres Mal zur Aufführung brachte.

Douglas Costa

Rannte sich gern in der Bochumer Deckung fest und schaute recht irritiert, als ihm ein Bochumer Abwehrspieler namens Celozzi mal keck den Ball klaute. Hatte in der zweiten Halbzeit gegen unterzählige Bochumer aber freiere Bahn über Links und feuerte die Kugel im Stakkato ins Zentrum, wo man es ihm aber nicht dankte.

Thomas Müller

Bereitete das 1:0 durch Lewandowski vor, hatte seinen ersten eigenen Torschuss aber erst in der 44. Minute unbedrängt vom Elfmeterpunkt. Doch nicht mal dieser Strafstoß wollte ins Netz, sondern nur an die Fäuste des Bochumer Torwarts Riemann. Kassierte von diesem dann eine Standpauke, als hätte er die Fensterscheibe der Nachbarn eingeschossen. Bereitete in der 62. Minute allerdings auch das 2:0 durch Thiago vor und brauchte sich spätestens da seine Leistung nicht mehr vorwerfen lassen.

Robert Lewandowski

Bis zur 38. Minute ein Tarnkappen-Bomber, der aber dann urplötzlich den Gerd Müller machte und nach groß angelegtem Doppelpass mit Müller die erste Bayern-Chance zur 1:0-Führung nutzte - übrigens eine ziemliche Respektlosigkeit gegenüber dem Bochumer Torwart Riemann, der zuvor siebeneinhalb Stunden kein Gegentor zugelassen hatte. Tauchte nach seinem Treffer wieder unter den Radar - bis er in der 90. Minute auf Vorlage von Robben das 3:0 erzielte. Meister der Effektivität.

Rafinha und Arturo Vidal

Kam nach einer guten Stunde für Xabi Alonso, übernahm die rechte Abwehrseite und versetzte Lahm damit fest ins zentrale Mittelfeld. Arturo Vidal kam als Kämpfer, als es keinen Kämpfer mehr brauchte. (Archivbild)

Juan Bernat

Erhielt eine Viertelstunde vor dem Ende anstelle Lahms ein bisschen Restspielpraxis und schickte von der linken Abwehrseite aus Alaba ins zentrale Mittelfeld. (Archivbild)

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