FC Bayern in der Einzelkritik:Shaqiri füllt die Bewerbungsmappe

Daniel Van Buyten setzt Rost an, Anatoli Timoschtschuk gibt sich gelassen wie ein buddhistischer Mönch, Mario Gomez provoziert abseits des Platzes. Xherdan Shaqiri überzeugt mit Bescheidenheit - und einem wichtigen Treffer. Die Spieler des FC Bayern beim 2:0 gegen Augsburg in der Einzelkritik.

Von Jürgen Schmieder, Augsburg

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: dapd)

Daniel Van Buyten setzt Rost an, Anatoli Timoschtschuk gibt sich gelassen wie ein buddhistischer Mönch, Mario Gomez provoziert auf und neben dem Platz. Xherdan Shaqiri überzeugt mit Bescheidenheit - und einem wichtigen Treffer. Die Spieler des FC Bayern beim 2:0 gegen Augsburg in der Einzelkritik. Von Jürgen Schmieder, Augsburg Manuel Neuer: Guckte zu Beginn recht missmutig drein: Es war kalt, es war nass, es war windig. Neuer stand auf dem Feld und machte nichts, was ein Torwart gewöhnlich tut, weil die Augsburger es anscheinend prima fanden, Neuer rumstehen zu lassen und ihn dann zu überraschen. Ließ sich jedoch nicht übertölpeln, sondern lenkte einen abgefälschten Schuss von Koo an den Pfosten und war bei einer Direktabnahme von Mölders reaktionsschnell. Prüfte dann, ob er nicht das Trikot des Augsburger Torhüters anhatte, musste nämlich dreimal so viele Bälle abwehren wie sein Gegenüber. Hielt jeden Schuss, der zu halten war - und auch zwei, die eigentlich nicht zu halten waren.

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Philipp Lahm

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(Foto: dapd)

Philipp Lahm: Gilt als Spieler, der sich gewissenhaft auf Partien vorbereitet - wusste deshalb sicherlich, dass die letzte Niederlage des FC Bayern gegen Augsburg mehr als 51 Jahre zurück liegt. Beim 3:1 hieß der Gegner noch BC Augsburg und Lahm war noch nicht einmal geboren. Leistete sich zu Beginn eine Unkonzentriertheit. Leistete sich dann erst einmal lange Zeit gar nichts mehr. Mühte sich in der Schlussphase redlich, den Laden zusammen zu halten und nur ja nicht die erste Niederlage seit 1961 zu kassieren. Warf sich in Schüsse, grätschte in Pässe, störte Dribblings. Behielt als einer der wenigen Bayern-Spieler die Nerven.

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Dante

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(Foto: dapd)

Dante: Gilt als prägender Transfer des FC Bayern, weil er nicht nur stabilisierend auf das zuvor fragile Defensivgebilde wirkt, sondern sich auch als kommunikationsfreudiger Abwehrchef gibt. Mühte sich gegen Sascha Mölders, der zur Fußballerspezies Wühlbüffel gehört. Mühte sich aber auch mit Van Buyten, der zur Fußballerspezies Stellungsfehler gehört. Löste beide Aufgaben mit hoher Professionalität und war auch in der hektischen Schlussphase nicht aus der Ruhe zu bringen.

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Daniel Van Buyten

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(Foto: dpa)

Daniel Van Buyten: Durfte von Beginn an spielen, weil Kollege Boateng zuletzt die Nerven aller Bayern-Verantwortlichen arg strapaziert und sich zudem einen Magen-Darm-Virus eingefangen hatte. Durfte den Einsatz auch als Test für die Champions-League-Partien nach der Winterpause werten. Präsentierte zwar glänzende Schuhe und kurzes Leibchen, doch lenkte das nicht von all dem Rost ab, der da offenbar angesetzt hatte: Irrte oft fernab von Kollege Dante, so dass der immer wieder ungläubig hinübersah. Wirkte auch in jenen Momenten unsicher, die als gewöhnlich zu seinen Stärken gehören: beim Kopfball-Timing und beim Boden-Zweikampf. Braucht dringend ein paar Partien, um den Rost loszuwerden.

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David Alaba

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

David Alaba: Leistete sich Stellungsfehler und übersah auch mitunter seinen Gegenspieler. Profitierte aber davon, zum einen einer der schnellsten Fußballer südlich des Nordpols zu sein und darüber hinaus im Zweikampf so bissig wie ein wütender Hund zu agieren. Bügelte deshalb die eigenen Fehler meist selbst aus. In der Offensive längst nicht so präsent wie noch in der vergangenen Saison. Bisweilen wirkt es so, als hätte ihm jemand befohlen, nur ja nicht zu oft nach vorne zu eilen. Warum eigentlich?

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Anatoli Timoschtschuk

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(Foto: dpa)

Anatoli Timoschtschuk: Gewöhnlich auf der Ersatzbank so gelassen wie ein buddhistischer Mönch. Weiß, dass er gegen ein Vereinsheiligtum (Schweinsteiger) und einen 40-Millionen-Zugang (Martínez) kaum Chancen hat und erträgt dieses Schicksal meist mit einem freundlichen Lächeln. Durfte nun von Beginn an spielen. Agierte so, wie gewöhnlich Javi Martínez agiert, und muss sich deshalb schon fragen, warum sein Marktwert nur ein Viertel von dem des Spaniers beträgt. Prügelte in der 45. Spielminute den Ball aus etwa 40 Metern aufs Tor, das Spielgerät prallte an die Latte und von dort ins Tor - doch der Treffer wurde nicht gegeben. Nahm diese Entscheidung hin wie ein buddhistischer Mönch. Wurde nach 56 Minuten ausgewechselt. Nahm auch das hin wie ein buddhistischer Mönch.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: dpa)

Bastian Schweinsteiger: Präsentierte wieder einmal eine lange Unterziehhose und Handschuhe - hätte er noch eine Mütze aufgehabt, hätte er die komplette FC-Bayern-Weihnachtsmann-Kollektion angehabt. Zu Beginn unaufmerksam, ließ immer wieder Gegenspieler passieren und ermöglichte Augsburg so einige Angriffe. Danach konzentriert und mit klaren Aktionen in der Offensive, prüfte erst den gegnerischen Torwart und zeigte dann noch einen formschönen Fallrückzieher. Wirkte in mancher Szene der zweiten Halbzeit einfach ein bisschen zu langsam.

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Toni Kroos

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(Foto: dpa)

Toni Kroos: Stand ordnungsgemäß auf dem Spielberichtsbogen, lief auch ordnungsgemäß ein. Agierte wie eine Mischung aus buddhistischem Mönch und Hindu-Kuh. Sparte womöglich seine Kräfte für die zweite Halbzeit, als der FC Bayern nur noch mit neun Feldspielern agierte und dringend auf seine Umsicht und Ruhe angewiesen war. Spielte derart umsichtig und ruhig, dass niemandem auffiel, dass er überhaupt noch auf dem Platz war. Lief ungefähr so viel, wie eine Hindu-Kuh gelaufen wäre. Wurde deshalb ordnungsgemäß gegen Thomas Müller getauscht.

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Xherdan Shaqiri

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(Foto: AP)

Xherdan Shaqiri: Bewarb sich mit seiner Leistung gegen Gladbach um einen Platz in der Stammelf, unterstrich diese Bewerbung - in aller Vorsicht - auch danach bei Interviews. Diese Mischung aus Bescheidenheit und Selbstbewusstsein lieben sie beim FC Bayern. Durfte nun von Beginn an spielen. Lief sehr viel, lief aber auch sehr viel falsch. Spielte viele Pässe, aber auch viele Fehlpässe. Dribbelte häufig, aber auch häufig in die Beine des Gegners. In der Schlussphase giftig und mit dem entscheidenden Treffer zum 2:0. Darf die Partie deshalb in die Bewerbungsmappe aufnehmen.

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Franck Ribéry

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Franck Ribéry: Hatte auf diese Partie so viel Lust wie ein buddhistischer Mönch auf Stress. Trabte ein wenig die Linie auf und ab, dribbelte eigensinnig und verzichtete komplette auf jede Form der Defensive. Weil es sonst keiner machen wollte, bereitete er schnell das 1:0 vor. Erwartete offenbar seine Auswechslung zur Pause, die wollte ihm Jupp Heynckes jedoch nicht gönnen. Also wählte er eine andere Form des Feierabends: Zeigte nach einem Zweikampf mit Koo eine Kombination aus linker Watsche und rechter Geraden, die jedem Boxer zur Ehre gereichen würde. Durfte sogleich das Spielfeld verlassen.

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Mario Gomez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mario Gomez: Durfte seinen Einsatz von Beginn an durchaus als Aufforderung zum Toreschießen werten, zumal Konkurrent Mandzukic zuletzt nicht getroffen hatte und Konkurrenz Pizarro auch als Einwechselspieler und Feierabend-Kollege von Mehmet Scholl glücklich ist. Sah, dass bei Augsburg Alex Manninger im Tor stand - der österreichische Haudegen, der schon beim FC Arsenal und Juventus Turin unter Vertrag gestanden hatte. Ließ Manninger 30 Minuten lang in Ruhe, stupste dann eine Hereingabe von Ribéry ins Tor. Ließ Manninger dann wieder in Ruhe. Provozierte andere Augsburger Spieler offenbar in der Halbzeit, was auch der Grund für seine Auswechslung kurz danach gewesen sein könnte.

FC Bayern in der Einzelkritik

Javi Martínez

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(Foto: dapd)

Javi Martínez: Kam nach 56 Minuten für Timoschtschuk, spielte danach genauso, wie es der Ukrainer zuvor getan hatte - nur vier Stundenkilometer langsamer und mit dem Verzicht auf Pässe nach vorne. Präsentierte auch keinen 40-Meter-Lattenknaller, sondern zwei eher unsinnige Hakentricks.

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Mario Mandzukic

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(Foto: AFP)

Mario Mandzukic: Kam nach 56 Minuten für Mario Gomez. Sah, dass bei Augsburg Alex Manninger im Tor stand. Ließ den österreichischen Haudegen in Ruhe. Ließ auch den Ball vorsichtshalber mal in Ruhe. Wurde dann von Schweinsteiger gezwungen, sich mit Ball und Manninger zu beschäftigen. Tat das eher erfolglos. Ließ dann beide wieder in Ruhe.

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Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Thomas Müller: Kam für Toni Kroos, was ein geschickter Schachzug von Jupp Heynckes war. Die Partie war ohnehin außer Kontrolle geraten, da würde sich ein Anarchist wie Müller doch fühlen wie ein buddhistischer Mönch bei der Meditation. Entlastete die Abwehr durch ein paar Wuselaktionen und bereitete das 2:0 vor.

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