FC Bayern in der Einzelkritik:Robben mit dem Bauch, Robben schludrig

Gemischte Gefühle beim Niederländer, Douglas Costa ist selbst für Biomechaniker zu schnell, Rückkehrer Holger Badstuber dribbelt. Der FC Bayern gegen Stuttgart in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

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Manuel Neuer

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Quelle: AFP

Verschiebt bisweilen die Grenzen der physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Holt bei seinen übersinnlichen Flugeinlagen sogenannte unhaltbare Bälle aus dem Winkel. Je nach Sichtweise (Konzepttrainer oder alte Medizinball-Schule) und Disziplin (Meisterrennen oder Abstiegskampf) offenbart sich Fußball dann als "ein Mysterium" (Pep Guardiola) oder eben doch als "keine Quantenphsyik" (Alexander Zorniger). Gegen Stuttgart musste er keine sogenannten unhaltbaren Bälle halten. Gönnte einmal David Alaba das Privileg, sich als letzter Mann zurückfallen zu lassen. Hatte Glück beim Gewaltschuss von Filip Kostic, dass der Ball an die Unterlatte knallte. In der zweiten Hälfte wehrte er einen Ball von Philip Heise ab, ohne dabei die Grenzen physikalischer Gesetzmäßigkeiten verschieben zu müssen.

(Archivbild)

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Rafinha

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Quelle: AFP

Hält Fußball weder für ein Mysterium noch für Quantenphysik. Spielt immer einfach, unkompliziert. Stuttgart kann nur offensiv verteidigen, so dass Rafinha als rechtes Mitglied der Dreierkette sogar ein paar Mal den Ball wegschlagen musste.

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Jérôme Boateng

Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Besonderes komplizierter Fall für die Phänomenologie. Nie zuvor spielte auf dem Planeten Erde ein Innenverteidiger, der so chirurgische feine Bälle über 50 Meter zum Mitspieler schlagen kann. Gegen bemitleidenswerte Stuttgarter konnte er ein bisschen den Pausenhofkicker geben und im eigenen Fünfer einmal Emiliano Insua ausdribbeln. Durfte zur Pause in der Kabine bleiben.

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David Alaba

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist er nun der weltbeste Innenverteidiger? Der weltbeste linke Außenverteidiger? Der weltbeste Sechser? Der weltbeste linke Außenstürmer? Der weltbeste Zehner? Oder doch der weltbeste österreichische Skifahrer, der nebenbei noch ganz ansehnlich Fußball spielt? Gegen Stuttgart gab er das weltbeste linke Mitglied einer Dreierkette, weil er jeden Ball lässig ablief. Doch es gab auch eine Weltsensation zu bewundern: Alaba machte einen Fehler. Er vertändelte den Ball gegen Landsmann Florian Klein, der weiter spielte zu Kostic, der dann aber nur die Latte traf. Nach der Einwechslung von Holger Badstuber in der zweiten Hälfte wieder weltbester Sechser.

(im Bild rechts)

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Joshua Kimmich

Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Hält Fußball weder für ein Mysterium noch für Quantenphysik. Spielt immer einfach, unkompliziert. Ist in der Forschung ein noch unbekanntes Objekt, weil er als Sechser im defensiven Mittelfeld bisher kaum negativ aufgefallen ist, wenn er für den FC Bayern auflief. Spielt so gelassen, als sei er doppelt so alt wie seinem Pass zu entnehmen ist. Kimmich ist 20.

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Arturo Vidal

Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Beschäftigt sich weder mit Hermeneutik noch ist er ein besonders komplizierter Fall der Phänomenologie. Sein Spezialgebiet ist eher die Mechatronik, weil er unbedingt herausfinden will, wie viel km/h er noch aus seinen Luxusboliden herausholen kann. Hatte gegen Stuttgart so viel Spaß am Kicken, dass er darüber nicht nachdenken wollte. Ihn hielt es kaum auf der Sechs neben Kimmich, traf einmal mit dem Kopf die Latte.

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Arjen Robben

Robben celebrates Munich's second goal against VfB Stuttgart during their Bundesliga first division soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Spannendes Objekt zahlreicher Orthopäden und Sportmediziner nicht nur in Deutschland und den Niederlanden. Hat viele reparierte Bänder und Sehnen, die in unaussprechlichen Gebieten des Körpers liegen. Widerlegt die gängige These, dass zahlreiche schwere Verletzungen zwangsläufig in die Invalidität führen. Lief beim 1:0 über den ganzen Platz, um das Zuspiel von Costa mit dem Bauch über die Linie zu drücken. Ihn kann nur eine Verletzung stoppen, aber ganz sicher kein Stuttgarter Abwehrspieler. In der zweiten Hälfte zu schludrig, als er mit einem Heber VfB-Torhüter Przemyslaw Tyton überlisten wollte und später noch mit einem Schlenzer.

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Douglas Costa

Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Treibt Biomechaniker auf der ganzen Welt um. Sie fragen sich, warum er auf den ersten zwanzig Metern Usain Bolt zwei Meter abnehmen kann. Sie halten ihn für schnell genug, um der erste Mensch werden zu können, der die 100 Meter unter neun Sekunden rennen kann. Hat aber keine Lust dazu, weil er lieber einen Ball am Fuß hat. Gegen Stuttgart von niemandem aufzuhalten, nicht einmal, wenn Bolt ein VfB-Jersey getragen hätte. Wollte immer den Ball, bereitete das 1:0 vor und schoss das 2:0 selbst. Nur einmal missmutig, weil Pep Guardiola ihn nach einem Foul anraunte.

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Thomas Müller

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Quelle: Matthias Schrader/AP

Besonderes komplizierter Fall für die Phänomenologie. Nie zuvor spielte auf dem Planeten Erde ein Stürmer, dessen Laufwege auch nach jahrelanger Forschung keinem Muster zuzuordnen sind. Letzte Hoffnung: das angewandte Institut für Unfug in Bamberg. Ihr prominentester Vertreter, Holger Geschwindner (Mentor von Dirk Nowitzki), will sich deshalb bald nach München bemühen und anhand von Froschsprüngen, Flamingo-Würfen und Jazzmusik etwas Licht ins herkömmliche Wissenschaftsdunkel bringen. Gegen Stuttgart überraschen ihn zunächst seine eigenen Laufwege, ehe er zum 4:0 abstaubte.

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Kingsley Coman

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Biomechaniker fragen sich, warum auch er auf den ersten zwanziger Metern Usain Bolt zwei Meter abnehmen kann. Sie halten ihn für schnell genug, um der erste Mensch werden zu können, der die 100 Meter unter neun Sekunden rennen kann. Hat aber keine Lust dazu, weil er lieber einen Ball am Fuß hat. In der Anfangsphase auf Linksaußen von seine Mitspielern gemieden. Danach spielte er ein paar aufregende Doppelpässe mit Douglas Costa, bereitete das 4:0 von Müller vor.

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Robert Lewandowski

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Besonders schwieriger Fall für deutsche Ahnenforscher, sie wollen unbedingt eine Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter Lewandowski finden, die in Ost-Berlin auf die Welt gekommen ist. Auftraggeber ist Bundestrainer Joachim Löw, der mit Lewandowski als echte Neun auch noch den EM-Titel nach Deutschland holen will. Gegen Stuttgart verzweifelte er zunächst an seinem polnischen Landsmann Tyton, der die Dreistigkeit besaß, wie Neuer sogenannte unhaltbare Bälle zu halten. Machte dann sein Tor zum 3:0, Löw wird den Druck auf die deutschen Ahnenforscher erhöhen.

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Medhi Benatia

FC Bayern Muenchen - Season Opening

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hält Fußball weder für ein Mysterium noch für Quantenphysik. Spielt immer einfach, unkompliziert. Tat das auch gegen Stuttgart, als er für Boateng ins Spiel kam. Würde nie auf die Idee kommen, chirurgisch feine 50-Meter-Pässe zu spielen.

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Holger Badstuber:

Munich's Thomas Mueller comes off for Holger Badstuber during their Bundesliga first division soccer match against VfB Stuttgart  in Munic

Quelle: Michael Dalder/Reuters

Spannendes Objekt für Orthopäden und Sportmediziner nicht nur in Deutschland und in Bayern. Hat viele reparierte Bänder und Sehnen. Kam gegen Stuttgart nach der 1000. Verletzung auf den Rasen zurück. Schon Minuten vor seiner Einwechslung erhoben sich die Zuschauer, um ihn zu feiern. Bekam weiteren Szenenapplaus, als er im eigenen Strafraum Timo Werner ausdribbelte. Die gute Nachricht: Badstuber verletzte sich nicht.

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Thiago

Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Ist von Pep Guardiola nach dem Arsenal-Spiel nicht als "Super-super-Spieler" gelobt, sondern öffentlich sanft darauf hingewiesen worden, dass er noch lernen müsse. Muss sich Thiago nun Sorgen machen, weil er gegen Stuttgart nur eingewechselt wurde? Es ist wohl eher so, dass Guardiola seinen Landsmann wirklich schätzt, wenn er Lob und Tadel in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Gegen Stuttgart zeigte er noch kurz, welch feiner Fußballer er ist.

(im Bild ganz rechts)

© SZ/hum
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