FC Bayern in der Einzelkritik:Müller setzt Zeichen

Der Offensivspieler kickt von Anfang an - und ist engagiert. In der Innenverteidigung deutet sich eine neue Rollenverteilung an. Und ohne Thiago geht nix. Der FC Bayern beim 2:1 in Mainz in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider, Mainz

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Manuel Neuer

Bundesliga - 1.FSV Mainz 05 v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Musste am Tag vor der Nacht der Zeitumstellung erstmal sehr zeitig (4. Minute) aus seinem Sechzehner sprinten, um einen Pass vor Jean-Philippe Mateta abzufangen. Musste ständig aufmerksam sein, weil Mainz zwar sehr oft dem Bayern-Tor nahe kam, aber nicht so nah, dass er eingreifen müsste. Beschränkte sich darauf, ab und zu eine Flanke zu fischen oder einen Ball abzulaufen. Einzige Ausnahme war das Gegentor. Da war er aber schuldlos.

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Joshua Kimmich

Bundesliga - 1.FSV Mainz 05 v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Seine Uhr wird nie zurückgestellt oder gar angehalten, im Gegenteil: Die Kimmich-Stechuhr tickt und tickt und tickt. Spielt ja immer, was vielleicht an ihm aber vielleicht auch an der Kaderplanung liegt (Stichwort: Ersatzaußenverteidiger), was man aber am Tegernsee nicht so sieht (Stichwort: Bernat). Knallte den ersten richtig guten Bayern-Angriff nach 27 Minuten an die Latte und bereitete das Tor von Leon Goretzka mit einer schönen Vorlage vor. Hörte sich 90 Minuten lang Anweisungen von Thomas Müller an (siehe dort). Beim Gegentor zu spät gegen Boetius.

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Jérôme Boateng

Bundesliga - 1.FSV Mainz 05 v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Rückte sehr spontan für Mats Hummels in die Startaufstellung, der sich beim Warmmachen verletzte. Musste mit dem Gedanken spielen, dass Trainer Niko Kovac - statt zu rotieren - eigentlich am liebsten wieder auf das Innenverteidiger-Duo Süle/Hummels gesetzt hätte. Und das obwohl beide in Athen schon spielten. Bei Boateng weiß man aber mittlerweile nicht mehr, wie auskuriert seine Verletzungen genau sind - aber vor dem Spiel begründete zumindest Kovac seine Entscheidung nicht mit einer Verletzung Boatengs. Schoss in der neunten Minute aus dem Hintergrund ein bisschen lasch aufs Tor. Spielte viele seiner einst erschreckend Präzisen 40-Meter-Pässe, allerdings kamen gegen Mainz nur wenige davon an.

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Niklas Süle

FSV Mainz 05 - Werder Bremen

Quelle: dpa

Betrachtet man nur die jüngere Vergangenheit, sagen wir, die Zeit zwischen März und Oktober in der ja die Sommerzeit gilt, dann war Niklas Süle in diesem Zeitraum wahrscheinlich der beste Bayern-Verteidiger. Spielte ja schon gegen Athen nicht so schlecht, agierte auch gegen Mainz energisch, übernahm vom Kollegen Boateng oft die Aufgabe, das Spiel aufzubauen und erzielte in der 80. Minute nach einem Solo-Lauf fast ein Tor. Bei der letzten Zeitumstellung hätte man geschrieben: Boateng ist der Abwehr-Boss, Süle der erste Offizier. Die Rollenverteilung ist gar nicht mehr so klar.

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David Alaba

Champions League - Bayern Munich Training

Quelle: REUTERS

Es gab eine Zeit, da war David Alaba berüchtigt für seine Freistöße. Zur Eröffnung des Spiels schoss er aber erstmal einen Richtung Rhein. Es gab auch mal eine Zeit, da war David Alaba eine Säule des Bayern-Spiels. Diese Zeit mag wiederkommen, aber im Moment ist er alles andere als das österreichische Uhrwerk, als das man ihn kennt. Nach vorne mit Ungenauigkeiten, nach hinten mit Szenen, bei denen man dachte: Da könnte man auch energischer in den Zweikampf gehen. Ließ vor dem Ausgleich den flankenden Daniel Brosinski völlig alleine.

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Javi Martínez

-

Quelle: AP

Der Oktober-Martínez von 2018 unterscheidet sich vom Oktober-Martínez von 2017. Vor einem Jahr war der Baske unter Jupp Heynckes nahezu der wichtigste Mann und räumte im defensiven Mittelfeld als Einerkette alle Angriffe ab, die da kamen. Scheint unter Niko Kovac sein Gefühl für Raum und Zeit verloren zu haben, kommt jedenfalls viel zu oft zu spät. Stand gegen Mainz oft ein bisschen verloren im Mittelfeld, weil er offenbar immer defensivster Mittelfeldspieler sein sollte, aber Thiago das Spiel strukturierte. Gegen Athen schon wacklig, aber diesmal schoss er kein Seitfallzieher-Tor, über das man stattdessen sprechen konnte. Versuchte das mit dem Toreschießen zwar, traf aber mit einem schönen Weitschuss nur den Pfosten.

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Leon Goretzka

Bundesliga - 1.FSV Mainz 05 v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Bekam mal wieder eine Chance von Beginn an, was ja nicht so oft passiert. In 13 Pflichtspielen stand er nur viermal in der Startelf. Sollte offensichtlich das tun, was er am besten kann: als Achter in den Strafraum laufen und dort für Gefahr sorgen. So schoss er auch sein Tor - eine schöne Volleyabnahme nach einer Kimmich-Flanke. Ließ sich nicht viel zu Schulden, verletzte sich dann aber leicht. Niko Kovac nahm ihn beim Stand von 1:1 raus, und setzte mit Renato Sanches einen neuen Impuls.

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Thiago

FSV Mainz 05 - Werder Bremen

Quelle: dpa

Seit Wochen Schaltzentrale des Münchner-Spiels und Architekt der Bayern-Angriffe. So auch in Mainz. Diese in Teilen immer noch verunsicherte Mannschaft braucht seine Pässe - ohne Thiago geht nix. Hat von allen Münchner Mittelfeldspielern die besten Statistik-Werte (sogar die beste Zweikampfbilanz) und gegen Mainz führte seine Statistik auch noch zwei Tore. Eins davon nahm Schiedsrichter Harm Osmers am Bildschirm nochmal zurück (er sah ein Foul von Robert Lewandowski), das zweite war nach Vorlage von Lewandowski astrein erzielt. Sollte sich wirklich nicht verletzen.

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Thomas Müller

FSV Mainz 05 - Werder Bremen

Quelle: Torsten Silz/dpa

Sprach und redete und gestikulierte und sprach und redete, und wenn man die Uhr während des Spiels eine Stunde zurückgedreht hätte, dann hätte er auch die 60 Minuten noch durchgeredet. Wollte den Sieg herbeidiktieren. War mit den Beinen aber genauso engagiert wie mit seinem Mundwerk und zeigte Wille und Mentalität, wie man so schön sagt. Hätte nach 20 Minuten fast seinen Müller-Moment gehabt, als Florian Müller im Mainzer Tor einen Querpass durchrutschen ließ. Führte zuweilen Defensiv-Zweikämpfe der Marke "Zeichen setzen" und spielte nach der Führung durch Goretzka zwei gefährliche Pässe in den Sechzehner, einmal verpasste Lewandowski, einmal Goretzka. Auf dem Weg in die Kabine textete er Martínez zu. In der zweiten Hälfte weiter engagiert, und wenn Lewandowski genauer passt, schießt er auch noch ein Tor.

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Serge Gnabry

FSV Mainz 05 - Bayern München

Quelle: dpa

Klar der Gewinner der letzten Wochen, weil es immer Serge Gnabry war, der Tempo ins Bayern-Spiel brachte. Hatte gegen Mainz nur zwei auffällige Szenen: Vor dem aberkannten Tor durch Thiago brachte er den Ball scharf und präzise in den Sechzehner. In der zweiten Halbzeit lieferte er sich ein Sprint-Duell mit Daniel Brosinski, das der Mainzer so spektakulär gewann, dass der Stadionsprecher seinen Namen ausrief wie nach einem Tor. Litt darunter, dass das Bayern-Spiel hauptsächlich über Kimmich und Müller auf der anderen Seite stattfand und ging nach 57 Minten für Franck Ribéry. Kann und muss nicht jedesmal der Spieler des Spiels sein.

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Robert Lewandowski

Bundesliga - 1.FSV Mainz 05 v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Wurde in der 12. Minute seiner Meinung nach gefoult und blieb anschließend wirklich sehr lange auf dem Hosenboden sitzen, um dem Schiedsrichter sein Unverständnis über diese Entscheidung zu signalisieren. Das Mainzer Publikum pfiff ihn dafür aus. Soll vor dem zurückgenommenen Tor von Thiago gefoult haben. Versuchte nach einem Kimmich-Freistoß einen sogenannten Skorpion-Kick (Flanke mit der Hacke über den eigenen Kopf ins Tor schießen), was aber nicht gelang. Ohne eigenes Tor und der Spieler, der am häufigsten mit Schiedsrichter Harm Osmers redete. Erkannte aber auch die Zeichen der Zeit und warf sich in mehr Zweikämpfe, als er es an gewöhnlichen Bundesliga-Spielen zu tun pflegt.

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Die Auswechselspieler

Bundesliga - 1.FSV Mainz 05 v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Franck Ribéry: Schoss vergangene Saison in Mainz ein Tor, saß diesmal nur auf der Bank. Kam in der 55. Minute für Serge Gnabry und beschleunigte das Spiel nicht so sehr, wie der ebenfalls eingewechselte Renato Sanches.

Renato Sanches: Hat eine Wucht, die jedem anderen Bayern-Spieler abgeht. Ist in seinen Aktionen aber nicht so präzise, weswegen Kovac sich wohl für Goretzka statt für ihn in der Startelf entschied. Bewarb sich für eine weitere Chance - etwa indem er vor dem 2:1 den Ball gewann.

Rafinha: Kam auch und wird in naher Zukunft (DFB-Pokalspiel gegen Rödinghausen) wahrscheinlich seinen Pflichten als Ersatz-Außenverteidiger nachkommen müssen.

© sz.de/chge
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