FC Bayern in der Einzelkritik:Kimmich wünscht sich den Chamäleon-Blick

Der Bayern-Spieler sucht überall Lücken, Alonso reißt die weiße Wand lieber ein und Coman ist effektiv wie ein Wackel-Dackel. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

14 Bilder

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Manuel Neuer

Verkündete vor dem Spiel auf seiner Facebook-Seite, dass er zum Pokalspiel Handschuhe trage, die so ähnlich aussähen wie die von Oliver Kahn im Jahr 1997. Damals schieden die Handschuhe, der dazugehörige Torwart und der dazugehörige FC Bayern übrigens im DFB-Pokalviertelfinale gegen den Karlsruher SC aus (0:1). Und wer spielte damals beim KSC? Richtig: Dirk Schuster, der an diesem kalten Abend in München seine Elf anwies, diese Handschuhe und den dazugehörigen neuen Torwart irgendwie zu überwinden. Klappte nicht. Manuel Neuer spielte wie immer mehr mit dem Fuß als mit der Hand. Hatte in der zweiten Halbzeit tatsächlich was zu tun, aber Sandro Wagners Kopfball war zu unpräzise. Hätte sonst in Winterhandschuhen auflaufen können.

(Archivbild)

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Quelle: Christof Stache/AFP

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Philipp Lahm

Postet vor dem Spiel auf Facebook, dass Aufsteiger gefährlich seien. Das hätte man ja am Samstag gegen Ingolstadt gesehen. Verkündete diese Botschaft allerdings ausschließlich auf Englisch. Stand wahrscheinlich so in einem Business-Ratgeber, den er in seinen freien Länderspielwochen aufmerksam studiert hat. Weil alle Kreativspieler verletzt sind (siehe Coman) begann er auf der Arjen-Robben-Position. Wird aber in diesem Leben kein Robben mehr. Passte oft, wo er besser mal geschossen hätte. Das Tor gegen Ingolstadt hat in ihm offenbar keine verborgenen Torinstinkte geweckt. Köpfte in der 74. Minute auch freistehend über das Tor. Rochierte mit Joshua Kimmich oft, allerdings brachte das wenig, weil Darmstadt einfach weiter hinten drin stand. Was aber zeigte: Lahm hatte recht mit seiner Warnung. Kann seinen eigenen Status liken.

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Quelle: AFP

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Jérôme Boateng

Teilte vor dem Spiel auf Facebook ein Video in dem der Musiker "Adesse" singt: "Und du rennst mit wehenden Fahnen/ Gegen diese Barrikaden." Unbekannt, ob Boateng seinen Fans damit irgendwas zum kommenden Spiel sagen wollte. Rannte jedenfalls wie die gesammelte Mannschaft mit wehenden Fahnen gegen die weiße Barrikade namens SV Darmstadt 98 an. Machte dabei nichts falsch, weil er quasi immer den Ball ohne Bedrängnis annehmen und weiterspielen konnte. Schlug ein paar seiner langen Bälle in die Barrikade. Erst Xabi Alonso erkannte aber, dass man die Barrikade nicht umspielen, sondern nur einreißen kann (siehe Alonso).

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Quelle: AP

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Javier Martínez

Hat auf seinem Profil-Foto immer noch das Trikot des vergangenen Jahres an. Die Marketing-Abteilung müsste eigentlich schon längst protestieren. Hatte auf dem Feld die vorgeschriebene Arbeitskleidung an, und teilte sonst das Schicksal von Boateng. In der zweiten Halbzeit hatte er mit Sandro Wagner wenigstens einen Stürmer zum verteidigen, weil Darmstadt offensiver wurde und statt mit zehn nur noch mit neun Mann verteidigte.

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Quelle: AFP

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Rafinha

Schrieb auf Facebook nichts zu dem Spiel, sondern freute sich immer noch darüber, dass Juventus Turin in der Champions League der Gegner sein wird. Stellte schnell fest, dass Darmstadt nicht Juventus Turin ist, weil er auch faktisch Angreifer war und in Halbzeit eins sogar aus dem Spiel heraus in ein Kopfballduell geschickt wurde. Klappte bei 1,71 Metern nicht. Hatte den Nachteil, auf der linken Seite zu beginnen. Also direkt vor Pep Guardiolas Coaching-Zone. Musste sich darum alles, was Guardiola seinen Spielern sonst schriftlich per Zettel mitteilt, persönlich anhören. Kassierte in der 9. Minute Gelb, weil er Jérome Gondorf in einem der wenigen Momente, in denen Darmstadt den Ball hatte, umtrat. Tätschelte ihm zwar noch den Kopf, aber das sorgte beim Schiedsrichter nicht für mildernde Umstände.

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Quelle: AP

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Xabi Alonso

Ist 34 Jahre alt und spielt vermutlich 28 Jahre davon Fußball. In dieser Zeit lernt man a) Ruhe, b) wie breit und wie hoch ein Fußballtor ist (7,32 Meter und 2,44 Meter) und c) wo genau Pfosten und Latte zusammenwachsen. Kulminierte dieses Wissen in der 40. Minute, als er nach einem Eckball den Ball seelenruhig aus 25 Metern in den Winkel jagte. Postet auf Facebook übrigens immer nur die aktuelle Begegnung des FC Bayern und später dann präzise nur das Ergebnis. Sonst nichts. Reicht aber, um 1,3 Millionen Fans glücklich zu machen. Im Prinzip wie auf dem Platz. Bekommt den Ball, jagt ihn präzise ins Kreuzeck. Sonst nichts. Reicht auch, um 72 000 in der Arena glücklich zu machen. Pep Guardiola gefällt das.

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Quelle: AP

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Joshua Kimmich

Gilt ja als Musterschüler und Liebling von Pep Guardiola. Spielte mustergültig erst als Rechtsverteidiger. Rochierte dann akkurat auf Rechtsaußen. Dreht auch schon den Kopf in alle Richtungen wie sein Nebenmann Xabi Alonso und würde sich vermutlich wünschen, er könnte seine Augen wie ein Chamäleon unabhängig voneinander drehen. War auch so fehlerfrei und würde sich unter normalen Umständen natürlich Bestnoten abholen. Allerdings ging es gegen Darmstadt nicht unbedingt um Fehlervermeidung. Seine Facebook-Seite hat übrigens von allen Spielern auf dem Feld die wenigsten Gefällt-mir-Angaben. Wird sich ändern, wenn er so weitermacht.

Bayern Muenchen v Darmstadt 98 - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Arturo Vidal

Kommuniziert auf Facebook nur auf spanisch. Das macht aber nichts, denn die eigentliche Aussage dieser Seite ist, dass seine auf Hahnenkamm und Angriff getrimmte Frisur mit seinem charmanten Foto-Lächeln nicht so richtig zusammenpasst. Meist hat er dann auch noch den vorgeschriebenen Vereins-Ausgeh-Anzug an. Wirkte auf dem Platz neben Alonso wie in so vielen Spielen wie der Kettenhund neben dem Grandseigneur. Will dem Gegner den Ball abjagen, aber der Gegner hat einfach nie den Ball. Spielte wie jemand, der seine Aufgabe suchte. Wurde nach 65 Minuten für Thiago ausgewechselt, schaute grimmig und ging ohne Lächeln am Trainer vorbei.

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Quelle: Christof Stache/AFP

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Thomas Müller

Schreibt auf Facebook in einem Behörden-Stil, als hätte er früher mal ein Praktikum in der Gemeindeverwaltung in Pähl gemacht. Oder lässt so schreiben. Spielt zum Glück so kein Fußball. Mäanderte auf unergründlichen Wegen über das Feld, mal auf der rechten Seite, mal in der Mitte. Allerdings stand der SV Darmstadt so dicht, dass selbst Thomas Müller keinen freien Raum fand. Legte in der ersten Halbzeit einmal einen Kopfball an der Fünfmeter-Raum-Grenze ab, den man auch mal platzieren kann. Hob ansonsten oft die Hände und versuchte in der 80. Minute, einen Elfmeter zu schinden. Scheiterte damit aber wie mit dem Versuch, im Internet so zu schreiben wie er spricht.

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Quelle: AP

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Kingsley Coman

Weil Arjen Robben, Franck Ribéry, Mario Götze und Douglas Costa verletzt sind, ist Coman die letzte verbleibende Kreativkraft, die sich in den Eins-gegen-Eins-Duellen durchsetzen kann. Kam aber nur dann in diese Duelle, wenn er nicht vorher schon einen Fehler bei der Ballannahme gemacht hatte. Weil Philipp Lahm die rechte Seite auch nicht konsequent besetzte, kamen viele Bälle zwangsläufig auf ihn, wusste damit aber selten was anzufangen. Zu seiner Verteidigung: Spielte oft kein Eins-gegen-Eins sondern wenigstens ein Eins-gegen-Drei. In der Schlussphase mit einem sehenswerten Fallrückzieher neben das Tor. Agierte trotzdem oft wie früher diese Dackel auf der Hutablage im Auto. Wackelte fiel, blieb aber ineffektiv.

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Quelle: AP

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Robert Lewandowski

Schreibt auf Facebook in einem Behörden-Stil, als hätte er früher mal ein Praktikum in der Gemeindeverwaltung in Pähl gemacht. Oder lässt so schreiben. Spielt zum Glück so kein Fußball. Mäanderte auf unergründlichen Wegen über das Feld, mal auf der rechten Seite, mal in der Mitte. Allerdings stand der SV Darmstadt so dicht, dass selbst Thomas Müller keinen freien Raum fand. Legte in der ersten Halbzeit einmal einen Kopfball an der Fünfmeter-Raum-Grenze ab, den man auch mal platzieren kann. Hob ansonsten oft die Hände und versuchte in der 80. Minute, einen Elfmeter zu schinden. Scheiterte damit aber wie mit dem Versuch, im Internet so zu schreiben wie er spricht.

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Quelle: AFP

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Thiago

Kam für Arturo Vidal und ist natürlich in vielem das genau Gegenteil des Chilenen. Versuchte aber auch die weiße Mauer zu dekonstruieren, klappte aber genau so wenig wie bei den Kollegen. Suchte den Pass wo der Schuss die Lösung gewesen wäre. Hat aber noch zehn Jahr Zeit, um die Weisheit eines Xabi Alonso zu erlangen.

(Archivbild)

SV Darmstadt 98 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Sebastian Rode

Kam auch noch kurz vor Schluss. Gefällt ihm. (Archivbild)

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Quelle: Claus Schunk

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Jan Kirchhoff

Wurde in der Nachspielzeit eingewechselt und spielte damit zum ersten mal wieder für den FC Bayern seit dem 7. 12. 2013. (Archivbild)

© SZ.de/tbr
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