FC Bayern in der Einzelkritik:Japaner unter Brasilianer-Verdacht

Takashi Usami schießt tatsächlich sein erstes Tor für die Bayern, Jérôme Boateng benimmt sich diesmal, Luiz Gustavo träumt von einer Samba-Sause in Rio und David Alaba lässt für einen Abend die Herren Robben und Ribéry vergessen. Die Bayern beim 6:0 im DFB-Pokal gegen Ingolstadt in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

FC Bayern in der Einzelkritik

Jörg Butt

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(Foto: dapd)

Takashi Usami schießt tatsächlich sein erstes Tor für die Bayern, Jérôme Boateng benimmt sich diesmal, Luiz Gustavo träumt von einer Samba-Sause in Rio und David Alaba lässt für einen Abend die Herren Robben und Ribéry vergessen. Die Bayern beim 6:0 im DFB-Pokal gegen Ingolstadt in der Einzelkritik. Von Thomas Hummel, Fröttmaning Wollte eigentlich längst Jugend-Koordinator beim FC Bayern sein. Gibt aber nun den besonnenen Ersatzmann für Manuel Neuer und darf im Pokal gegen einen Zweitliga-Letzten zu Hause auch noch Bälle fangen. Ja, Bälle fangen! Denn im Gegensatz zu Manuel Neuer in vielen Spielen dieser Saison fing Butt diesmal schon nach drei Minuten den ersten Ball. Bis die Fans allerdings zum zweiten Mal "Buttbuttbuttbutt" schreien durften, vergingen weitere 40 Minuten. Mit 37 Jahren dürfte er gescheit genug gewesen sein, sich warm anzuziehen vor diesem Spiel.

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Rafinha

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Zu Hause gegen den Letzten der zweiten Liga? Brasilianer stehen im dringenden Verdacht, in einem solchen Spiel nicht ganz die Körperspannung mitzubringen, die Trainer Jupp Heynckes erwartet. Nun, sollte Rafinha wenig Lust auf diesen Pokal-Kick gehabt haben, so stellte er es immerhin so an, das es niemandem auffiel. Er fiel nämlich nicht auf. Überhaupt nicht. Immerhin stieß er kurz vor der Halbzeit Gegenspieler Quaner rafinhahaft vors Schienbein. Dachte sich kurz vor dem Ende, er müsse nun doch dem Verdacht der Lustlosigkeit entgegentreten. Raffte sich zu einem Sprint auf und zwang Marvin Matip zum Eigentor zum 5:0.

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Jérôme Boateng

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(Foto: dapd)

Durfte nicht wie Lahm, Schweinsteiger, Ribéry, Van Buyten oder Gomez mal Pause machen. Warum? Weil er am Sonntag in Hannover geschubst und gerudelt hatte. Diesmal ganz brav und sogar engagiert. Ruderte während der ersten Halbzeit mit den Armen, weil er einen Ingolstädter Konter ganz alleine zunichtemachen musste. Ruderte noch einmal, weil Mitverteidiger Luiz Gustavo nicht richtig lief. Wissen die Mitspieler immer noch nicht, dass Jérôme Boateng bisweilen richtig böse werden kann? Belustigte immerhin das Publikum, als er einen überzähligen Ball aus dem Feld und einem Fotografen an den Hinterkopf lupfte. Es könnte durchaus sein, dass er in der Halbzeitpause einige Mitspieler ordentlich gerüttelt und geschubst hat - und so für die viel bessere zweite Bayern-Hälfte verantwortlich war.

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Luiz Gustavo

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(Foto: AFP)

Jaja, die Brasilianer und ein kalter Mittwochsabend-Kick gegen einen FC Ingolstadt. FC wie? Musste nach 20 Minuten zum Rapport zu Trainer Jupp Heynckes, der ihn anwies, sich weiter nach vorne zu schieben. Oder schneller nach vorne zu spielen. Jedenfalls irgendwas nach vorne zu tun, anstatt hinten vom warmen Samba-Abend in Lapa, Rio de Janeiro, zu träumen. Musste sich dann noch von Boateng anblaffen lassen. Wirkte mit seinem ohnehin aufrechten, lässigen Laufstil wie der am meisten beobachtete Flaneur der Welt. Doch was soll's? Wenn nicht gegen den FC Ingolstadt flanieren, wann dann?

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Diego Contento

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(Foto: REUTERS)

Sollte mal unter Louis van Gaal das Außenverteidigerproblem des FC Bayern lösen. Stellte sich dabei bisweilen gar nicht dumm an, doch unter Jupp Heynckes kam er bislang nur zu einer guten halben Stunde Spielzeit. Wer ihn aus den Augen verloren hat: Er sieht immer noch so aus wie der Ragazzo, der samstagsabends in Rimini sonnenbebrillt im Cabrio die Strandpromenade auf und ab fährt. Zeigte aber, dass ein italienischer Cabrio-Ragazzo wesentlich mehr Energie in ein Pokalspiel am kalten Mittwochabend mitbringt als ein brasilianischer Flaneur. Brachte sich immer wieder ins Offensivspiel ein, legte das 3:0 von Petersen vor.

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Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: dapd)

Brachte zumindest ein wenig farblichen Glamour in diese unglamouröseste Bayern-Elf aller Zeiten: oben die leuchtend dottergelben Haare, unten die leuchtend orangenen Schuhe. Verdiente auch den ersten Glamour-Punkt des Spiels mit einem 20-Meter-Hammer aufs Ingolstädter Tor. Befehligte dann aber das lange Zeit dunkelgraue Mittelfeld-Ballgeschubse dieser Bayern-B-Elf an.

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Danijel Pranjic

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(Foto: Reuters (Archivbild))

Tatsächlich, der Kroate ist auch noch beim FC Bayern angestellt. Geriet zuletzt völlig in Vergessenheit, erregte nur Aufmerksamkeit, als er um einen Einsatz in der zweiten Mannschaft bat. Verlor dann aber in der Regionalliga Süd gegen den TSV 1860 II 1:2. Wie würde er sich gegen die zwei Klassen stärkeren Ingolstädter schlagen? Tat das, wofür ihn Louis van Gaal einst so gerne im Mittelfeld einsetzte: Spielte den Ball brav quer und zurück zu einem freistehenden Mitspieler. Von ihm musste die Ingolstädter nichts Überraschendes fürchten.

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Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Steht nie unter Brasilianer-Verdacht. Würde vermutlich auch als Mitglied der FC-Bayern-Ehrenmannschaft gegen die Alten Herren des BSC Sendling noch missvergnügt und grimmig dreinschauen, wenn es nach 25 Minuten noch 0:0 steht. Wurde dann von Gegenspieler Tobias Fink umgemäht, aber anstatt Pirouetten zu drehen (Pinto-Verdacht!) stand er sogleich auf und beschleunigte. Erzielte unbrasilianerhaft das wichtige 1:0 mit einem abgefälschten Schuss. Durfte nach 62 Minuten zu seinen Freunden Ribéry, Neuer, Gomez und Lahm auf die Ersatzbank.

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Toni Kroos

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(Foto: AFP)

Einer der verbliebenen Offensiv-Kolosse des FC Bayern. Weil kein Schweinsteiger da war, forderte Toni Kroos in den ersten fünf Minuten schweinsteigerhaft jeden Ball, ordnete das Spiel, setzte Mitspieler ein. Musste allerdings erkennen, dass man sich auch im dichten Abwehrnetz eines FC Ingolstadt verfangen kann und verlor schnell die Lust. Obwohl er nicht unter dem Brasilianer-Verdacht steht, war er über lange Zeit etwa so auffällig wie Rafinha. Fiel dann mit einem wunderbaren Pass auf Petersen zum 4:0 auf. Trainer Heynckes fand, das war genug und nahm Kroos Sekunden später vom Platz.

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David Alaba

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(Foto: dpa)

Ist Österreicher und steht deshalb unter Österreicher-Verdacht. Die Nachbarn lassen es ja gegen kleinere Gegner gerne mal langsamer angehen und verlieren dann leiwand gegen die Färinger von den Schafsinseln. Spielte dann aber ganz unösterreicherhaft. Eher wie ein Brasilianer, der sein erstes Länderspiel bestreiten darf, sagen wir, gegen den Kleinstaat Ingolstadt. David Alaba gab sich als sehr guter Ersatz für die Flügeldribbler Ribéry und Robben. Brachte den ehemaligen Bayern-Profi Andreas Görlitz immer wieder aus der Balance. Wenn es in der ersten Halbzeit gefährlich wurde, dann über Alaba. Zog nach 49 Minuten ribéryhaft nach innen und ließ sich beim 2:0 auch von fünf Gegenspielern nicht stören.

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Nils Petersen

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(Foto: AFP)

Dass dieser junge Kerl wirklich keinen Respekt hat vor seinen großnamigen Mitspielern zeigte er schon beim Aufwärmen. Da schob er den Ball rotzfrech Jérôme Boateng durch die Beine, genau jenem Boateng, der am Sonntag in Hannover noch als Catcher aufgefallen war. Schoss nach 24 Minuten schon zum vierten Mal aufs Tor, einmal rettete ein Verteidiger auf der Linie. Zeigte spätestens mit dem 3:0 und 4:0, dass er ein brauchbarer Ersatzmann von Mario Gomez sein kann. Zumindest gegen den FC Ingolstadt.

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Ivica Olic

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(Foto: dapd)

Spielt inzwischen zwar selten, ist aber immer noch sehr beliebt bei den Fans. "Ivica! Ivica!" hallte es durch die Arena, als Olic nach 62 Minuten eingewechselt wurde. Das liegt vor allem daran, dass er noch weniger unter Brasilianer- oder Österreicherverdacht steht als Thomas Müller. Ivica Olic würde auch in der ersten Runde des Münchner AZ-Cups gegen Eintracht Promille München Vollgas geben.

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Takashi Usami

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(Foto: AP)

Was für ein Abend für alle neugierigen Bayern-Fans. Sogar den ersten Japaner im Verein durften sie sehen, wie er zum ersten Pflichtspiel in die heimische Arena lief. In Wolfsburg hatte er schon mitwirken dürfen, nach einer Einwechslung wurde er am Ende wieder ausgewechselt. Diesmal durfte er bis zum Schluss mitmachen und die Zuschauer sahen nach 89 Minuten sogar das erste japanische Bayern-Pflichtspieltor der Klubgeschichte.

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