FC Bayern in der Einzelkritik:In Gedanken beim Seesack-Schnüren

Xabi Alonso macht mit seinem Seefahrerbärtchen eine schreckliche Figur. Dante gewinnt in der 43. Minute seinen einzigen Zweikampf - und Thiago erinnert plötzlich an Gerd Müller. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Porto

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Manuel Neuer

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Quelle: AFP

Kam mit süßen Erinnerungen nach Porto, denn hier hatte er einst als Schalker ein Titanenspiel abgeliefert. Erlebte diesmal einen fürchterlichen Auftakt: Musste nach Alonsos Daddelnummer direkt nach Anpfiff gegen Jackson Martinez als Sensenmann fungieren - und kam bizarrerweise mit Gelb davon. Musste sich beim 0:2 wie bei "Und täglich grüßt das Murmeltier" vorkommen, es war eine fast identische Szene wie zuvor. Guckte ein Flankengeschoss von Alex Sandro mit allem Titanenvertrauen auf die Latte und gab mit vielen Ballberührungen im Aufbau "Manni den Libero". Dann folgte das 1:3, es war der dritte Murmeltiermoment. Kaum zu glauben.

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Rafinha

Bayern Munich's Rafinha and Porto's Martinez fight for the ball during their Champions League quarterfinal first leg soccer match in Porto

Quelle: REUTERS

War auch mal Schalker und lieferte zuletzt gegen Frankfurt ebenso ein Titanenspiel ab - als Innenverteidiger! Durfte sich diesmal wieder in gewohnter Gegend auf Rechts herumtreiben, wo er in den Herren Alex Sandro, Torres und Brahimi gleich drei körperlich überlegene Raufbolde antraf. War trotzdem froh, dass es auf seiner Seite keinen Quaresma gab, der auf der Gegenseite mächtig wirbelte. Zeigte diesmal kaum Titanenhaftes und beschränkte sich auf Sicherheitsfußball. Hätte den gebeutelten Kollegen in der Innenverteidigung ruhig ein wenig mehr helfen können.

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Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Reiste wegen eines Gerichtstermines im Privatjet an die Atlantikküste nach und verhinderte damit gerade noch das Champions-League-Debüt von Doktor Müller-Wohlfahrt als Abwehrspieler. Wunderte sich früh über das Patzerfestival der Kollegen und musste zur Besprechung mit Guardiola. Der flüsterte ihm offenbar solchen Mut ein, dass Boateng prompt beim 1:2 zielgenau auf Thiagos Fuß flankte. Lieferte einen Auftritt mit Höhen und Tiefen. Sein tiefster Moment: Als er beim 1:3 an einem harmlosen Ball aus dem Mittelfeld vorbeisegelte und Martinez gewähren ließ.

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Dante

FC Porto v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final: First Leg

Quelle: Getty Images

War nie Schalker, kann aber Portugiesisch und verstand so die Freundlichkeiten des Publikums beim Erstbetritt des Platzes ("filho da puta"). War davon offenbar so beeindruckt, dass er gegen Quaresma kläglich am Aufbauspiel scheiterte und das 0:2 verschuldete. Zeigte in der Folge eine ganze Palette an Kalamitäten, die einem so erfahrenen Kerl wie ihm eigentlich kaum zuzutrauen sind. Gewann in der 43. Minute seinen ersten und einzigen Zweikampf - hätte an diesem Abend am liebsten selber ein paar Mal in seiner Muttersprache geflucht. Gab insgesamt ein trauriges Bild ab, es könnte sein letztes großes Spiel für den FC Bayern gewesen sein.

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Juan Bernat

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Quelle: AFP

Stammt nicht von der rauen Atlantikküste, sondern von der lieblichen Costa del Sol. Ist aber trotzdem einer für jede Wetterlage - ertrug das Feuchtklima in Porto mit Fassung. Sein Problem war ein anderes: Ricardo Quaresma. Musste gegen den aufgedrehten Außenrenner viel hinterherennen und wirkte dabei wie ein verirrter Strandtourist in tosender See. Gewann kaum ein Duell, verlor unter Druck ungewohnt viele Bälle und wirkte ob der körperlichen Präsenz der Portugiesen mächtig beeindruckt. Zeigte eines seiner wirkungslosesten Spiele, seit er in München ist.

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Xabi Alonso

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Quelle: AFP

Stammt aus einer ganz anderen Gegend am Atlantik (Baskenland), trägt ein rotes Seefahrerbärtchen und könnte damit jederzeit auf einem Portwein-Kahn am Rio Douro anheuern. Leistete sich nach 80 Sekunden einen Ballverlust gegen Jackson Martinez, der die Annahme nahe legte, dass er in Gedanken beim Seesack-Schnüren war. Hatte im allgemeinen Durcheinander kaum Zeit für ordnendes Passspiel - und verstolperte beinahe noch einmal gegen Martinez, diesen ewig nervigen Balldieb. Verbrachte einen Abend, der die Altherrenkritiker weiter befeuern wird und fügte seinem Bart ein paar graue Härchen hinzu.

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Philipp Lahm

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Quelle: AFP

Ist als gebürtiger Münchner bestenfalls ein Isarpirat und verzichtet als solcher auf Bartexperimente jeder Art. Trug stattdessen die Kapitänsbinde - ist ja auch sehr kleidsam. Erlebte den frühen Schiffbruch aus einiger Entfernung und bemühte sich danach um Ruhe an Bord. Wurde dann aber selbst verhaltensauffällig und kassierte nach einem Fußfeger gegen Casemiro Gelb. Konnte dem wackeligen Bayern-Spiel an diesem Höllenabend auch keine Impulse geben - dafür fehlen ihm nach seiner langen Verletzungspause noch Kraft und Form.

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Thiago Alcântara

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Quelle: AP

Hätte wohl selbst nicht erwartet, dass er so schnell nach seinem Comeback wieder als oberster Kreativbeauftragter ran muss. Probierte es in diesem aufwühlenden Spiel mit Haken und Wacklern, dabei wäre eher etwas Handwerk gefragt gewesen. Zeigte sich aber lernfähig und besorgte das 1:2 mit einem formschönen Mittelstürmer-Move a la Gerd Müller. War in der Folge noch einer der widerspenstigeren Münchner - auch wenn ihm keine weiteren Kostbarkeiten gelangen.

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Thomas Müller

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Quelle: AFP

Porto, Fröttmaning oder Pähl am Ammersee - ist ihm eigentlich Wurscht, wo gespielt wird, Hauptsache er darf seine eigenen, unorthodoxen Wege gehen. Fand für derartige Läufe aber kaum Räume und führte stattdessen mehrere Beispiele aus der Kategorie "Kerze" vor. Gelangte aufgrund der Physis seiner Gegenspieler kaum an den Ball, zeterte mit Fuchtelgesten und schimpfte mit dem Schiedsrichter. Es half nichts. Käsiger Abend für ihn.

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Mario Götze

Bayern Munich's Goetze and Porto's Quaresma fight for the ball during their Champions League quarterfinal first leg soccer match in Porto

Quelle: REUTERS

Ist nicht unbedingt der Prototyp des Sauwetterspielers und schon gar keiner, der nach einem schnellen 0:2 die Trotzbrust herausstreckt. Versuchte es ähnlich wie Thiago mit allen Varianten des jogo bonito, scheiterte aber mit nahezu jeder an den biestigen Portugiesen. Vermisste Räume, Tempo und Struktur - tat jedoch selbst wenig dafür, Klarheit ins Bayern-Spiel zu bringen. Die Konsequenz: Berechtigte Auswechslung wegen akuter Wirkungslosigkeit. Wieder einmal.

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Robert Lewandowski

Bayern Munich's Lewandowski and Porto's Sandro fight for the ball during their Champions League quarterfinal first leg soccer match in Porto

Quelle: REUTERS

Auffälligster Profiteur der Pep-Revolution im Bayern-System. Seit es öfter mal hoch und weit in seine Richtung geht, fühlt er sich deutlich wohler. War in der ersten Hälfte der einzige Münchner Offensivspieler, der ab und zu Wucht entwickelte. Rannte viel, stemmte seinen Körper in viele lange Bälle und grätschte einmal sogar weit in der eigenen Hälfte - vergeblich. Braucht im Rückspiel die Form aus besten Dortmunder Tagen, sonst endet das Europa-Abenteuer der Münchner.

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Rode und Badstuber

FC Porto - Bayern München

Quelle: dpa

Sebastian Rode: Kam für Götze in ein Spiel, das seinen Qualitäten durchaus entsprach. War als Kämpfer gefragt und ließ gleich einen mutigen Schuss los, den Fabiano aber locker entschärfte. Konnte letztlich aber auch nicht mehr viel ändern. Das Spiel wurde in der ersten Hälfte verloren.

Holger Badstuber: Durfte erst spät mitspielen und muss sich gefragt haben, warum nicht er an Dantes Stelle einen Startelfplatz bekam. Einziger Innenverteidiger, der an keinem Gegentreffer beteiligt war.

© sz.de/schma
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