Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:In Gedanken beim Langlaufen

Manuel Neuer hat einen fatalen Aussetzer, Holger Badstuber schimpft wie früher - und Bastian Schweinsteiger ist genervt wie ein Skifahrer in der Schlange zur Gondel. Der FC Bayern beim 0:2 gegen Gladbach in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Manuel Neuer

Stand, anders als vor einer Woche in Bremen, wieder im Tor. Damals war Neuer langlaufen, vor malerischer Bergkulisse. War nach einer halben Stunde vermutlich in Gedanken immer noch dort. Anders ist sein Aussetzer bei Raffaels Tor nicht zu erklären. Beim zweiten Gegentor unglücklich.

Rafinha

Erhielt noch einmal den Vorzug vor Kapitän Philipp Lahm. Nach vorne mit ein paar scharfen Flanken. Klärte einmal mit dem Kopf vor Hahn. Ansonsten unauffällig. In der zweiten Halbzeit forscher, mit weiteren gefährlichen Flanken. Erzürnte die Zuschauer aber auch mit einem 60-Meter-Rückpass auf Neuer.

Jérôme Boateng

Wie immer beeindruckend souverän und robust. Lange kaum gefordert. Weswegen er sich auch schon einmal darüber ärgerte, dass er von seinen Mitspielern nicht angespielt wurde. In der zweiten Halbzeit daher mit mehr Drang nach vorne. Aber auch ohne Ideen. (Archivbild)

Holger Badstuber

Nähert sich immer weiter seiner alten Nationalspielerform an. Zu erkennen daran, dass er viel redet und schimpft. Auch mit dem Schiedsrichtergespann. Zum Beispiel nach einer halben Stunde, wegen eines aus seiner Sicht falsch gepfiffenen Einwurfs. Kam daraufhin zu spät, um die Lücken vor dem Gegentor zu stopfen. Ansonsten meistens souverän und robust. Verlor aber vor dem zweiten Gegentor das Laufduell gegen Kramer.

Juan Bernat

Spielte zunächst auf Alabas Position auf der linken Seite, obwohl auch seine Fähigkeiten als Skifahrer unbekannt sind. Der Spanier war nach vorne bemüht, hatte gute Szenen, etwa eine Schusschance in der 75. Minute. Ansonsten fehlte ihm oft die Dynamik, um Gladbachs Defensive vor ernsthafte Aufgaben zu stellen. War aber anders als Alaba auch noch nie Österreichs Sportler des Jahres.

David Alaba

Seine Fähigkeiten auf Ski sind noch weitgehend unbekannt, obwohl er Österreichs Sportler des Jahres ist. Begann nicht auf der linken Seite, sondern als ein Mittelfeldallrounder. Zunächst eher rechts, zwischenzeitlich weiter vorne, später rückte er immer weiter nach links. Zur zweiten Halbzeit zurück auf seiner Position links hinten. Dort ist er mit seiner wuchtigen Dynamik eines Abfahrers auch wertvoller. Trotz der Niederlage weiter Favorit für den Titel Österreichs Sportler der Jahre 2015 bis 2030.

Xabi Alonso

Ein weiterer kalter Nachmittag, eine weitere glanzlose Vorstellung des Spaniers. Probierte es zu Beginn oft mit seinen berühmten langen Bällen. Meistens ohne Erfolg. Versuchte es dann irgendwann verstärkt mit kurzen Zuspielen. Mit dem Ergebnis, dass sein Auftritt noch ungefährlicher wurde. Beim Gegentor zu weit von Raffael entfernt. Nach einer Stunde musste er für Rode raus.

Bastian Schweinsteiger

Noch so ein begeisterter Skifahrer. Vermutlich deswegen als einziger Feldspieler mit Handschuhen. Forderte die Bälle, verteilte sie, nach sechs Minuten bereitete er mit einer Flanke eine Chance von Robben vor. An der Mittellinie ein leidenschaftlicher Zweikämpfer. In der dichten Defensive der Gäste wirkte aber auch er mitunter so agil wie ein genervter Skifahrer in der Schlange zur Gondel.

Arjen Robben

Ist laut Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt "fast wie ein Formel-1-Motor". Einen leistungsfähigeren Körper hat demnach wohl nur Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt selbst. Kehrte nach seinem eingeklemmten Nerv im Rücken zurück in die Startelf. Spielte gleich wieder mit dem gewohnten Robben-Schwung. Bereitete nach drei Minuten mit einer Flanke auf Lewandowski die für lange Zeit beste Chance vor. Vergab weitere drei Minuten später selbst eine Kopfballchance. Musste nach einer Karambolage mit Jantschke nach 24 Minuten ausgewechselt werden. Für ihn kam Müller, obwohl dieser noch nie mit einem Formel-1-Motor verglichen wurde.

Mario Götze

Manchmal mit einem schnellen Antritt, wie ihn sonst nur Hans- Wilhelm Müller-Wohlfahrt hat. Hatte mehr Aktionen als sonst. Allerdings oft entweder zu verspielt oder zu umständlich. Zu selten wirklich überraschend.

Robert Lewandowski

Eine vergebene Chance in der dritten Minute. Eine Karambolage mit Gladbachs Stranzl drei Minuten vor der Pause. Dennoch kein Auftritt, mit dem er sich für einen Formel-1-Vergleich empfahl.

Thomas Müller

Kam für Robben, obwohl er noch nie mit einem Formel-1-Motor verglichen wurde. Rannte dafür wieder so viel, als habe er sieben Pferdelungen. Allerdings oft auch dorthin, wo ihn niemand erwartete. Nach einer knappen Stunde mit einer Kopfballchance. Auch er dachte manchmal zu kompliziert. Nicht nur in dieser Szene. Hatte kurz vor Schluss die letzte Chance. Ließ auch diese ungenutzt.

Sebastian Rode

Kam nach einer Stunde für Alonso, weil er laufen kann, als habe er sechs Pferdelungen. Aber die Lungen waren an diesem Nachmittag nicht gefragt. (Archivbild)

Philipp Lahm

Kam für Götze. Seine schnellen, kurze Pässe beschleunigten sofort das Spiel. Da war es dann aber auch schon zu spät.

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