FC Bayern in der Einzelkritik:In Dortmund nicht beliebter gemacht

Mario Götze erhält das lauteste Pfeifkonzert der Bundesliga-Geschichte, auch Arjen Robben macht sich keine neuen Freunde. David Alaba vermisst seinen Kumpel Ribéry. Thomas Müller fehlt die Zeit, um Hengstvideos zu schauen. Der FC Bayern beim 3:0 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Von Maik Rosner, Dortmund

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Bayern Munich's Neuer makes a save as Borussia Dortmund's Blaszczykowski collides with Dante during their German first disvison Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: Kai Pfaffenbach/Reuters

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Mario Götze erhält das lauteste Pfeifkonzert der Bundesliga-Geschichte, auch Arjen Robben macht sich keine neuen Freunde. David Alaba vermisst seinen Kumpel Ribéry. Thomas Müller fehlt die Zeit, um Hengstvideos zu schauen. Der FC Bayern beim 3:0 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Tut sich neuerdings auf ungewohnter Position als Ballfänger hervor. Ist jedenfalls derzeit in einem Clip in der hinteren Tür des Mannschaftsbusses zu beobachten, wie er sich in voller Fahrt einen Ball schnappt, den Franck Ribéry aus der vorderen Tür gegen ein Straßenschild geschossen hat. Haben die Dortmunder mal ähnlich vorgeführt. Erlebte in deren Stadion nun ohne den verletzten Kollegen Ribéry ein Spiel in voller Fahrt. Ging seinem Job als Ballfänger auf gewohnter Position nach und war zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Wurde häufiger gebraucht, als ihm vermutlich lieb war. Rettete in der zweiten Halbzeit einmal spektakulär nach einem Schuss von Marco Reus. Hätte vielleicht ein Stopp-Schild im BVB-Strafraum aufstellen sollen.

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

Rafinha: Ist längst so etwas wie die Neuentdeckung der Saison. Steht beim FC Bayern zwar nicht erst seit dem Sommer unter Vertrag, darf aber bisher durchaus als der wichtigste Zugang bezeichnet werden. Ist von allen echten und gefühlten Neuen ja am häufigsten im Einsatz und erledigte seinen Job als Rechtsverteidiger auch in Dortmund weitgehend zuverlässig. Hatte sogar einen Sprint samt Bauerntrick im Programm.

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Jérôme Boateng: Erfreut sich seit einiger Zeit der hohen Wertschätzung des Fachpublikums. Hat seinen Hang zu Aussetzern nahezu völlig abgelegt. Ist mit seiner Konstanz und gemeinsam mit seinem Nebenmann Dante aktuell so etwas wie der Gegenentwurf zur Innenverteidigung der Borussia, die nach den vielen Verletzungen in völlig neuer Besetzung auflaufen musste. Leistete sich diesmal allerdings einen Ausrutscher, der beinahe zum 1:0 durch Marco Reus geführt hätte. Kam auch in Zweikämpfen mit Robert Lewandowski zuweilen in kritische Situationen. Stabilisierte sich aber immer mehr und rettete einmal artistisch vor Reus. Insgesamt nicht ganz so überzeugend wie zuletzt, aber solide.

Borussia Dortmund's Blaszczykowski fights for the ball with Bayern Munich's Dante during their German first disvison Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: REUTERS

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

Dante: War ebenfalls immer wieder in Zweikämpfen mit Lewandowski gefordert und machte dabei zuweilen zu sehr von seinen Händen Gebrauch. Wirkte in diesen Situationen nicht immer souverän, vermied aber grobe Schnitzer. Überzeugte dafür umso mehr im Aufbau. Streute immer wieder lässige Körpertäuschungen ein und wackelte die Gegner geschickt aus. Spielte, als changiere er zwischen elegantem Beachboy und unsicherem Wellenreiter. Im Aufbau überzeugend und cool, in Zweikämpfen zumindest anfangs eher kein Sonnenbrillenträger.

Bayern Munich's Alaba goes for a header with Borussia Dortmund's Blaszczykowski during their German first disvison Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: REUTERS

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FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

David Alaba: Hatte mit Jakub Blaszczykowski zunächst seine liebe Mühe und musste sich mehrfach im letzten Moment mutig in dessen Abschlüsse werfen. War durch den quirligen Gegenspieler stark gebunden in der Defensive und unternahm lange vorsichtshalber nur selten Ausflüge nach vorne. Vermisste auf der linken Seite sicher auch seinen Kumpel Ribéry. Fiel mit ein paar Stellungsfehlern auf, konnte sich aber auf seinen kernigen Antritt verlassen. War irgendwie doch noch stets zum rechten Moment zur Stelle. Freut sich über den Bayern-Sieg sicherlich nur halbherzig: Eine Party ohne Kumpel Ribéry ist nur halb so lustig.

Borussia Dortmund - Bayern München

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Philipp Lahm: Kann sich bestimmt nur noch dunkel an sein ehemaliges Dasein als Rechtsverteidiger erinnern. Hat sich mit seiner neuen Rolle als Sechser derart gut angefreundet, dass er fast schon als Prototyp der Zunft durchgeht. Braucht sich gar nicht als grimmiger Zweikämpfer zu inszenieren, sondern findet mit Antizipation und flinken Füßen elegantere Mittel, um Bälle zu erobern und sinnvoll umzulenken. Käme vermutlich sogar in der Enge einer Bustür ohne Körperkontakt vor einem Gegenspieler an den Ball. Schob das Spiel gewohnt besonnen an und stabilisierte den gesamten Defensivverbund mit der Coolness eines Personenschützers, der sich auf sein Auge verlassen kann und nicht auf seine Fäuste setzen muss. Lenker, Aufbauspieler, Ballabläufer. Kam in der zweiten Halbzeit kurzzeitig weiter vorne zum Einsatz, kehrte schnell wieder auf seine neue Stammposition zurück und verließ sie in der Schlussphase erneut. Wird trotz aller Rochaden noch häufig auf der Sechs zu finden sein.

Bayern Munich's Martinez kicks the ball past Borussia Dortmund's Lewandowski during their German first division Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: REUTERS

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FC Bayern in der Einzelkritik:Javi Martínez

Javi Martínez: War von Pep Guardiola als robuster Balldieb im Mittelfeld aufgeboten worden. Allerdings nicht als Sechser, sondern auf der offensiveren Acht. Sollte mit seinen Qualitäten Konter schon im Ansatz unterbinden. War so etwas wie die wichtigste Instanz des Gegenpressings. Erledigte seinen Job mit der Zuverlässigkeit eines Chirurgs. Hatte nur zuweilen das Pech, dass der Patient beim Anblick des Seziermessers schon vom OP-Tisch ausgebüxt war. Konnte nicht alle überfallartigen Konter unterbinden. Offensiv selten auffällig. War vielleicht nicht so begeistert, Lahm die Sechs überlassen zu müssen. Freute sich deshalb vermutlich, als beide die Rollen in der zweiten Halbzeit tauschten. Fand sich wenig später in der Innenverteidigung wieder. Die Begeistung dürfte sich ebenfalls in Grenzen gehalten haben. Durfte später doch wieder auf die Sechs. Ließ sich nicht verwirren.

Borussia Dortmund - FC Bayern München

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

Thomas Müller: Ist derzeit auf dem Cover des Pferdesportmagazins "St. Georg" zu bestaunen. Hat darin Nachwuchsfußballer mit Fohlen verglichen. Beide müssten mit ihrem Körper umgehen können und Rhythmusgefühl haben, ließ er wissen. Überraschte zudem mit einer Abgrenzung zu den Kollegen: "Die anderen Spieler haben ihre Playstation, ich schaue mir Hengstvideos an." Hatte in Dortmund aber keine Zeit, an sein Hobby zu denken. War vielmehr damit beschäftigt, seinen Körper und den Rhythmus des wogenden Spiels in Einklang zu bringen. Hatte zunächst ein paar nicht ganz austarierte Aktionen im Repertoire. Wartete wohl auf den richtigen Moment, mit der Unberechenbarkeit eines jungen Hengstes aufzufallen. War mit seiner Abschluss per Hackentrick zu Beginn der zweiten Halbzeit schon nah dran. War noch näher dran, als er mit seinem Zuspiel auf Mario Götze das 1:0 vorbereitete. Und erreichte den erhofften großen Moment schließlich in der 87. Minute. Erzielte dann das 3:0.

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Quelle: AFP

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

Toni Kroos: Spielte in den beiden jüngsten Länderspielen in Italien und England durch und war damit aus Sicht der Münchner so etwas wie der Gegenbeweis zur These der Dortmunder, dass Bundestrainer Joachim Löw die Einsatzzeiten ungleich gewichtet. Spielte nun binnen acht Tagen zum dritten Mal vor Löws Augen und dürfte dem Zuschauer auf der Ehrentribüne durchaus gefallen haben. War wie gewohnt selten spektakulär und in seinen Rhythmus so konstant unterwegs wie das Pendel einer Standuhr, agierte dabei aber sehr stabil und verteilte die Bälle technisch fein. Wird kein spektakulärer Sprinter mehr, aber dafür immer konstanter auf hohem Niveau.

Borussia Dortmund - Bayern München

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

Arjen Robben: Ist nach seinem Siegtor im Finale der Champions League bei den Dortmunder Fans ähnlich unbeliebt wie der übergelaufene Mario Götze. Dürfte in der Beliebheitsskala keine entscheidenden Fortschritte gemacht haben, weil er die Defensive der Dortmunder mehrfach in Gefahr brachte. Bediente als Ribéry-Ersatz von der linken Seite Mario Mandzukic einmal sehr gekonnt. Zeigte auch sonst einige gute Ansätze, sah sich allerdings zunehmend dem zuverlässig-widerspenstigen Kevin Großkreutz gegenüber. Dürfte seine bevorzugte rechte Seite manchmal herbeigesehnt haben. Hatte aber doch noch seinen großen Moment, als er das 2:0 in der 85. Minute mit einem gekonnten Lupfer erzielte. Hat sich in Dortmund nicht beliebter gemacht, dafür aber in München.

Borussia Dortmund's Friedrich challenges Bayern Munich's Mandzikic during their German first disvison Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: REUTERS

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Mandzukic

Mario Mandzukic: Hatte die beste Chance der ersten Halbzeit, als er in Robbens flache Hereingabe rutschte, den Ball aber nicht mehr richtig erwischte. Gefiel auch mit einem hübschen Seitfallzieher, den Torwart Roman Weidenfeller aber mit der rechten Hand wegchippen konnte. War erstaunlich selten als Kopfballspieler gefragt. Bekam schlicht zu wenige Flanken von den Außenbahnen. Machte in der 56. Minute Mario Götze Platz.

Borussia Dortmund - Bayern München

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Götze

Mario Götze: Erlebte bei seiner Einwechselung in der 56. Minute für Mandzukic das vermutlich lauteteste Pfeifkonzert in der Geschichte der Bundesliga. Erlitt aber offenbar keinen Tinnitus. Spielte nämlich ziemlich unbeeindruckt und erzielte in der 66. Minute auf engstem Raum gekonnt das 1:0: Ballannahme mit links, Abschluss mit der Spitze seines rechten Fußes. Konnte sein Glück danach kaum fassen und hob die Hände beinahe fragend in den Himmel. Hat sich in Dortmund nicht beliebter gemacht, dafür aber in München.

Bayern Munich's Thiago, Robben, Goetze and Rafinha celebrate after Goetze scored a goal against Borussia Dortmund during their German first division Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: REUTERS

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thiago

Thiago: Kam nach langer Verletzungspause in der 64. Minute für Boateng und führte sich mit einem ziemlich selbstbewussten Distanzschuss ein, der ihm allerdings verunglückte. Bediente zudem Arjen Robben zum 2:0.

(im Bild ganz links)

Juventus v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final

Quelle: Getty Images

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FC Bayern in der Einzelkritik:Daniel Van Buyten

Daniel Van Buyten: Ersetzte in der 79. Minute Rafinha. Löste Martínez in der Innenverteidigung ab.

(Archivbild)

© Süddeutsche.de/mane
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