FC Bayern in der Einzelkritik
Jörg Butt

Musste sich direkt vor dem Anpfiff anhören, wie die Fans direkt hinter ihm Thomas Kraft feierten - das hatte aber weniger mit ihm zu tun, sondern vielmehr mit Manuel Neuer, der etwa 100 Meter entfernt stand. Tapste nach acht Minuten recht orientierungslos durch seinen Strafraum und sah dann zu, wie das 1:1 fiel. Musste dann sehen, dass die Fans ein Plakat hochhielten, auf dem stand: "Juhu, wir bekommen einen klasse Torwart!" Sagte nichts dazu, hielt lieber die wenigen Bälle, die noch auf sein Tor kamen.
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Diego Contento

War an diesem Nachmittag zu beneiden, weil er den wohl besten Platz im Stadion hatte, um die Offensiv-Show von Robben, Müller, Ribéry und Gomez zu bewundern. Durfte nebenher noch ein wenig für seine Fitness tun, indem er etwa 20 Mal dem Schalker Jefferson Farfan hinterherspurtete. Muss diese Momente genießen, denn gerade auf seiner Position planen die Verantwortlichen des FC Bayern mindestens einen millionenschweren Zugang. Ist deshalb nicht zu beneiden.
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Daniel Van Buyten

Strich sich nach 55 Minuten die Haare zurecht, um auf einen Eckball des FC Bayern perfekt vorbereitet zu sein. War zuvor in der Defensive nicht gefordert worden, wurde danach überhaupt nicht gefordert. Überließ das Aufbauspiel lieber Badstuber, Timoschtschuk und Schweinsteiger - machte deshalb auch offensiv alles richtig. Strich sich noch ein paar Mal die Haare zurecht.
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Holger Badstuber

Durfte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder von Beginn an spielen. Führte sich mit einer unglücklichen Aktion ein, als er sich einen Stellungsfehler leistete und danach Torwart Butt behinderte. Danach aufmerksam und sicher gegen Raúl. Ihm ist die Unsicherheit anzumerken, die ein junger Mensch haben muss, wenn ihm zuerst das Vertrauen entzogen wird und der beinahe täglich lesen muss, dass der FC Bayern gerade auf seiner Position nach Zugängen forscht.
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Philipp Lahm

Bekam unter der Woche von Robben mitgeteilt, nicht Mark van Bommel zu sein - was grundsätzlich auch als Kompliment verstanden werden könnte. Lahm interpretierte es als Kritik. Ist tatsächlich keiner für die gepflegte Grätsche von hinten, für versteckte und offene Ellenbogenchecks und Kasernenton auf dem Spielfeld. Löst knifflige Situationen meist spielerisch, gewinnt Zweikämpfe aufgrund seiner Schnelligkeit und seines Stellungsspiels - und verbessert Kollegen, indem er sie ruhig und aufmunternd anspricht wie Van Buyten nach dem 1:1. Ist wirklich nicht van Bommel - und das ist ein Kompliment.
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Bastian Schweinsteiger

Hatte am Donnerstag klar gestellt, was er von einem Journalisten hält, der ihn als "Chefchen" bezeichnet hatte (gar nichts) und wer in der Kabine des FC Bayern auf ihn hört (alle). Damit auch jeder im Stadion mitbekam, dass er der große Chef ist, dirigierte er lautstark und gestenreich. Verzichtete aber auf martialische Gesten gegen den ungeliebten Reporter, der auf der Tribüne saß. Sportlich blieb Schweinsteiger eher unauffällig, was jedoch nicht als Kritik zu verstehen ist. Ein Chef muss auch wissen, wann er sich zurücknehmen muss. An diesem Nachmittag durften andere glänzen.
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Anatolij Timoschtschuk

War die Symbolfigur des FC Bayern in der ersten Halbzeit - wenn sich nämlich der gewöhnlich extrem strukturierte Ukrainer dazu hinreißen lässt, am Münchner Offensivwirbel teilzunehmen, dann muss dieser Wirbel schon besonders sein. Überließ das Organisieren und Strukturieren zumeist Schweinsteiger und wurde deshalb offensiv tätig. Spielte kluge Pässe auf Robben und Ribéry, die danach zahlreiche Torchancen herausspielten. Rutschte an einer Hereingabe von Müller vorbei, hätte sonst sogar ein Tor erzielt. Ansonsten solide und zweikampfstark wie in den vergangenen Wochen.
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Thomas Müller

Erkämpfte vor dem 1:0 den Ball, erzielte das 2:1 und das 4:1 selbst und bereitete das 3:1 mit einer feinen Kopfballverlängerung vor. Lief wieder einmal derart viel, dass er konditionell in der Lage wäre, am kommenden Samstag vor dem Spiel in St. Pauli noch kurz den Münchner Halbmarathon zu absolvieren. Hat grundsätzlich keine Angst davor, auch mal Arjen Robben zusammenzustauchen, einen Gegenspieler anzurempeln oder mit dem Schiedsrichter zu diskutieren. Hat nun zwei beeindruckende Spielzeiten beim FC Bayern hinter sich gebracht. Ist gewissermaßen schon ein kleiner Chef, könnte bald der große Chef werden bei den Münchnern.
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Arjen Robben

Stellte unter der Woche klar, was er von den Führungsqualitäten der Kapitäne Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm (nicht viel) und von Verstärkungen für die kommende Saison hält (sehr viel). Wirkt bisweilen so, als wäre es eine Ehre für den FC Bayern, dass einer wie er das Trikot des Vereins trägt und nicht umgekehrt. Kann wegen seiner Aussagen aber kaum belangt werden, weil er sportlich unantastbar ist. Erzielte in der 6. Spielminute das 1:0. Durfte sich für seinen missglückten Freistoß, der zum 2:1 führte, einen Assist notieren - und war auch am 3:1 beteiligt. Hätte er dann mit seinem Kopfball in der 60. Spielminute auch noch das 4:1 erzielt, hätte er wohl in den kommenden zwei Wochen ungestraft alle Kollegen, Verantwortliche und Fans beleidigen dürfen. Köpfte aber vorbei.
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Franck Ribéry

Sah zunächst den Kollegen Robben, Gomez und Müller dabei zu, wie die Schalke 04 nicht nur an die Wand, sondern an eine Klagemauer spielten. Wirkte dann wie ein Kind am Rande des Bolzplatzes, das die anderen Kinder durch kleine Kunststücke davon überzeugen will, auch mitspielen zu dürfen. Wurde von den Mitspielern freudig begrüßt und durfte fortan auch mitmachen. Dribbelte kraftvoll und kreativ, war jedoch an keinem Treffer beteiligt. Für die wirklich spektakulären Momente sorgten an diesem Abend andere.
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Mario Gomez

Arbeitet weiterhin an seinen formidablen Werten, indem er das 1:0 vorbereitete und das 3:1 selbst schoss. Hat nun in 180 Bundesliga-Spielen 97 Treffer erzielt und 29 weitere aufgelegt. Dazu laufstark, ballsicher und mannschaftsdienlich. Lieferte sich vor Beginn der zweiten Halbzeit eine Rangelei mit Schiedsrichter Peter Gagelmann - es war nicht herauszufinden, worum es ging. Beim kleinen Streit mit Robben in der zweiten Halbzeit ging es darum, dass der Holländer nach Gomez' Dafürhalten nicht rechtzeitig abspielte. Hatte mit seiner Argumentation eindeutig Recht. Umarmte bei seiner Auswechslung Miroslav Klose innig.
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Andreas Ottl

Kam für Contento. Agierte wie immer solide und unauffällig. Müsste wohl angesichts der kolportierten Zugänge um seinen Platz im Kader fürchten - gehört aber irgendwie zum Inventar des FC Bayern.
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Miroslav Klose

Kam für Gomez und wurde von dem herzlichst umarmt. Initiierte den Angriff, der zum 4:1 führte. Erzielte beinahe das 5:1.
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Toni Kroos

Hatte das Pech, für Müller eingewechselt zu werden, der gerade seinen zweiten Treffer erzielt hatte. War aber dennoch gut gelaunt.