FC Bayern in der Einzelkritik:Genervte Rennpferde ohne Ehrgeiz

Mario Gomez hätte das Andy-Möller-Gen gebrauchen können, Anatolij Timoschtschuk liefert unfreiwillig den Assist des Abends, Franck Ribéry rauscht grußlos an Trainer Jupp Heynckes vorbei - und Arjen Robben zeigt immerhin sein dünnes Nervenkostüm. Die Bayern beim 0:1 in Basel in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Basel

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Reuters)

Mario Gomez hätte das Andy-Möller-Gen gebrauchen können, Anatolij Timoschtschuk liefert unfreiwillig den Assist des Abends, Franck Ribéry rauscht grußlos an Trainer Jupp Heynckes vorbei - und Arjen Robben zeigt immerhin sein dünnes Nervenkostüm. Die Bayern beim 0:1 in Basel in der Einzelkritik. Von Jürgen Schmieder, Basel Manuel Neuer Rettete nach 15 Minuten bei einem Volleyschubser von Streller mit einem Reflex, der für das menschliche Auge kaum zu erkennen war. Rettete wenige Sekunden danach bei einem Kopfball von Dragovic, der für das menschliche Auge definitiv nicht zu sehen war. Konnte beim Frei-Schuss zwei Minuten später nicht mehr retten - das tat die Latte für ihn. Musste in der zweiten Halbzeit erstmal dafür sorgen, nicht zu erfrieren, tat das mit durchaus sehenswerten Aufwärmübungen wie dem Hampelmann-Sprung und Kniebeugen und Armdrehern. Beim Gegentreffer dann mit einer Reaktion, die auch für das menschliche Auge zu sehen war und deshalb ohne Chance.

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Rafinha

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Rafinha Hielt sich erst einmal an den Fasten-Aufruf der evangelischen Kirche, der in diesem Jahr "Gut genug" lautet und den Verzicht auf übertriebenen Ehrgeiz fordert. Später aktiver, präsenter und effektiver im Zusammenspiel mit Robben. Bei Angriffen des FC Basel jedoch ähnlich hektisch wie seine Mitspieler. Beim Gegentreffer vom Torschützen weiter entfernt als Trainer Heynckes. Wurde seine Leistung dennoch mit "gut genug" beschreiben? Eher nicht.

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Jérôme Boateng

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(Foto: AFP)

Jérôme Boateng Bei langen Bällen der Basler wie immer zweikampf- und kopfballstark, sicher auch bei Zuspielen nach vorne. Im eigenen Strafraum jedoch mitunter so orientierungslos wie ein Rennpferd ohne Jockey. Wirkte bei den sehenswerten Kombinationen des Gegners in der ersten Halbzeit nicht wie ein umsichtiger Verteidiger, sondern wie ein erstaunter Zuseher. Nach der Pause dann auch bei schnellen Angriffen ein umsichtiger Verteidiger.

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Holger Badstuber

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(Foto: dapd)

Holger Badstuber Betrachtete beim Warmlaufen wiederholt kritisch den Rasen - der sah aus, als wären am Nachmittag Rennpferde aus Baden-Baden darüber hinweggelaufen. Wurde schon nach einer Minute Opfer des holprigen Geläufs, korrigierte den Fehler aber mit seiner Schnelligkeit. Grundsätzlich solide und souverän, bei schnellen Angriffen der Baseler bisweilen gar nicht solide und souverän. Lieferte sich 90 Minuten lang ein packendes und intensives Duell mit Marco Streller. War am Ende deutlicher Punktsieger.

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Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

Philipp Lahm Hat stressige Tage hinter sich: Bekam letzten Mittwoch endlich das lange von SZ.de geforderte Doppelseiten-Poster in einer Sportzeitschrift. Musste dann seine Kollegen zusammenstauchen. Musste dann lesen, dass Basels Trainer Heiko Vogel tatsächlich glaubt, es gebe kein Bayern-Gen. Unglaublich aktiv, gab mitunter den linken Verteidiger und Flügelstürmer gleichzeitig, schoss zwei Mal gefährlich aufs Tor. Gewann sogar Kopfballduelle. Wenn jemand Vogel von der Existenz des Bayern-Gens überzeugen möchte, sollte er ihm Philipp Lahm vorstellen.

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Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: dpa)

Anatolij Timoschtschuk Stand zu Spielbeginn recht selbstbewusst mit hinter dem Rücken verschränkten Armen da, was wohl eine Mischung aus Bayern-Gen und ukrainischem Stolz darstellen sollte. Als den Münchnern Mitte der ersten Halbzeit die Partie zu entgleiten drohte, sorgte er mir ruhigen Zuspielen für Ordnung und mit effektiven Grätschen für die Belebung seiner Mitspieler. Für die Offensive allerdings noch weniger bedeutsam als Manuel Neuer - ein Treffer oder ein Assist wird ihm höchstens zufällig passieren. Hob beim Gegentreffer das Abseits auf. Gilt das als Assist?

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David Alaba

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(Foto: dpa)

David Alaba War neben Rafinha der einzige Bayern-Akteur in kurzem Leibchen - bei Basel waren es sieben Spieler. Läuft unglaublich viel, läuft aber auch unglaublich oft falsch und damit in die Laufwege seiner Kollegen. Sorgte im defensiven Mittelfeld bisweilen eher für Verwirrung als für Ordnung. Sollte sich mehr an das Fastenmotto der evangelischen Kirche halten - weniger ist in seinem Fall vielleicht wirklich mehr.

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Arjen Robben

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(Foto: REUTERS)

Arjen Robben Begann derart laufstark, dass selbst Baden Badener Rennpferde schlecht gegen ihn ausgesehen hätten. Stibitzte nach einem Defensiv-Sprint den Ball von Xherdan Shaqiri, der im SZ-Interview gewagt hatte, in der kommenden Saison die rechte Offensivseite für sich zu reklamieren - was durchaus auf Robbens Bayern-Gen hinwies. Probierte gegen Ende der ersten Halbzeit einen Volleyschuss, mit dem er einst Manchester United verblüfft hatte. Verblüffte diesmal die Zuschauer unter dem Stadiondach, auf die der Ball zuflog. Schoss in der zweiten Halbzeit einen Freistoß aus 16 Metern in die Mauer. War ansonsten nur noch zu sehen, wenn er sein äußerst dünnes Nervenkostüm vorführte.

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Toni Kroos

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Toni Kroos Hat die Ausdauer eines Marathonläufers, stellte das 88 Minuten lang unter Beweis. Hat aber auch die Sprintstärke eines Marathonläufers - kam deshalb häufig zu spät gegen die flinken Basler Mittelfeldspieler.  Hatte auf dem umgepflügten Rasen Probleme, seinen feinen Fuß einzusetzen, was ihn erkennbar nervte. Hielt sich deshalb an den evangelischen Fastenaufruf und ließ den "Gut genug"-Abend ausklingen.

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Franck Ribéry

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(Foto: AFP)

Franck Ribéry Nahm nach drei Minuten den Ball geschickt mit der Brust an, ließ im Strafraum noch geschickter einen Gegenspieler um die eigene Achse drehen - scheiterte jedoch an Torwart Yann Sommer. Tauchte acht Minuten später wieder alleine vor Sommer auf - scheiterte wieder. Versuchte es kurz vor der Halbzeit mit einem Fernschuss - scheiterte wieder. Überließ den linken Flügel bisweilen Lahm, um überall sonst in der gegnerischen Hälfte aufzutauchen. Warum er ausgewechselt wurde, verstand kaum jemand im Stadion - auch nicht der Franzose, der grußlos an Heynckes vorbeiging.

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Mario Gomez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mario Gomez Zeigte nach zwei Minuten, dass er zwar über das Bayern-Gen verfügt, aber nicht das Andy-Möller-Gen hat. Umspielte den Torwart, wurde berührt, strauchelte, ließ sich aber nicht fallen. Hielt sich danach erst einmal wie Rafinha an den evangelischen Fastenvorsatz, nur ja nicht zu ehrgeizig zu sein. Zeigte sich in der zweiten Halbzeit kurz mit einem Fallrückzieher und einer vergebenen Torchance. Bereitete sich danach intensiv auf die Fastenzeit vor. Die dauert ja schließlich noch 40 Tage.

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Thomas Müller

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(Foto: dapd)

Thomas Müller Kam nach 71 Minuten für Ribéry - nicht wegen der Leistung des Franzosen, sondern wohl deshalb, weil der FC Bayern mit Ertönen des Halbzeitpfiffs vier Pflichtspiel-Halbzeiten ohne eigenen Treffer geschafft hatte. Warf sich sogleich ins Getümmel und verletzte den gegnerischen Torwart. Legte sich später noch einmal mit Sommer an. Mehr war aber nicht zu sehen.

FC Bayern in der Einzelkritik

Ivica Olic

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(Foto: dapd)

Ivica Olic Kam zwei Minuten vor dem Ende für Kroos. Wuselte und rackerte, warf sich im Strafraum in jeden Zweikampf - und wurde von einem Gegenspieler am Kopf getroffen.

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